Moritz Fürstenau an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin (inklusive zweier Fragebögen von Jähns)
Dresden, Mittwoch, 9. Juni 1869
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Inliegend erhalten Sie die beantworteten Fragezettel zurück. – Das Thema des 3ten Oberonfinales befindet sich in folgendem Werke:
Ueber die Musik der Indier. Eine Abhandlung des Sir
William Jones. Aus dem Englischen übersetzt etc. von F. H. v. Dalberg. Erfurt
1802.
N. 49 der Musikbeispiele.
Gewiß haben Sie das Buch auf der Berliner Bibliothek; sonst schicke ich es Ihnen. Wegen der anderweiten Werke, die Weber von der hiesigen Bibliothek erhalten haben soll*, muß ich noch weitere Nachforschungen anstellen, bis jetzt bin ich zu keinem Resultate gelangt.
Sie erhalten erst jetzt Antwort, weil ich 5 Wochen verreist war, zuletzt 3 Wochen mit meiner Frau in Teplitz, die S‡ie grüßen läßt.
Mit herzlichem Gruße
Ihr ergebenster
M. Fürstenau. | |
[beiliegend Fragezettel aus dem 1. Brief von Jähns vom 19. Mai 1869:] Autograph der Euryanthe.
[Fragen von Jähns:] | [Antworten von Fürstenau:] |
Über dem 1sten Allo.-Satz wie über dem letzten Fugato der Ouverture, steht da wirklich kein Tempo im Autogr. wie meine Notizen sagen? |
Kein Tempo. |
Steht über dem den Jägerchor No 18 einleitenden Satz der Hörner hinter der Scene, der noch bei No 17 zum Schluß der Cavatina „Hier dicht am Quell“ steht – steht dort Allegro marcato oder moderato? |
Allegro marcato. |
Hat der wirkliche Jägerchor als No 18 keine Überschrift das Tempo betreffend im Aut.? |
Kein Tempo. |
Stehen Instrumente a parte wo u. welche? |
Keine. |
Geht die Paginirung des Aut. ganz durch, oder nur von Act zu Act? Welche Pagina hat Act I? ––––––––––––––– II? ––––––––––––––– III? |
Actweise 124. 104. 106.* | |
Ist das Pas de cinq (Anhang)‡ mit hinein paginirt oder hat es seine besondere Paginirung? Und welche? |
Nach dem Schluße des 3 Aktes kommen 2 leere Blätter pag 7.8.9.10. dann folgt das Pas de cinqu‡ pag. 1‡ fol. 1-6, nicht pagina. |
Wie heißen die Instrumente von oben herab genannt bei No 16 „Schirmende Engelschaar?“ |
Die Instrumente sind nicht an dieser Stelle sondern 29 Takte vorher – von tanto allegro – bezeichnet: Flauti, Oboi, Clarinetti, Corni in Es, Trombe in H, Trombone Basso, Fagotti, Violini, Viole (Euryanthe und Adolar), Bassi. |
Wie heißen beim Pas de cinq die Instrumente der Reihe nach von oben herab? |
Flauti, Oboi, Clarinetti in A. Corni in C. Fagotti. Violini. Viole. Bassi. |
Ist folgendes richtig darüber? Zuvor als Einleitung 5 Tacte, dann Andante quasi Allegretto. 8 Tacte mit Reprise = Anzeige 8 Tacte ohne – 12 – – – 12 ----- Vivace. 8 Tacte mit Repr. Anzeige 16 Tacte ohne Repr. Anz. 8 – mit Repr. – 12 – ohne ------ Presto. 16 Tacte mit Repr. Anzeige 12 Tacte ohne Repr. Anz. 16 Tacte, der 1ste Theil des Presto ausgeschrieben oder nicht? |
Pausen 26 (von N. 21)‡ 5 Takte Einleitung. richtig‡ Nicht ausgeschrieben |
12 Tacte ohne Repr. Anz. 16 8 Tacte mit Repr. Anz. 12 Tacte ––––––––– 4 ––––––––––––––– 9 Tacte zum Schluß.‡ |
4o Takte come sopra 17 Takte vom Presto A. bis B, dann 8 Takte mit Reprise. 12 Takte 4 Takte bis. (also 8 Takte) 9 Takte Schluß | |
[beiliegend Fragezettel aus dem 2. Brief von Jähns vom 19. Mai 1869:] Autogr. Euryanthe
Welche Überschrift hat das Pas de cinq in Euryanthe (Anhang)? |
Pas de cinqu‡ cinq. zur Oper Euryanthe. Nach No. 21. |
Hat das Vorspiel zum Duett "Hin nimm die Seele mein" No 13 keine Tempobezeichnung? d. h. Überschrift |
accelerando e poco a poco crescendo < fo: |
Hat der Chor: „Ver- nichte kühn das Werk der Tücke“ mit dem Adolar No 22 keine Tempobezeichnung, d. h. Überschrift? |
2 Takte vorher steht Allegro. |
dito No 21. „Der Mai“ | Allegretto. |
‡Hat die Bibliothek (die große) irgend ein Werk über Zigeuner-Musik oder zigeunerische Motive. Weber hatte 1820 vom Oberbibliothekar Ebert in Dresden dergl. zum Behuf der Preziosa-Composition nachgewiesen erhalten*. verte |
Die Dresdener Bibliothek soll‡ 1822–23 zur Euryanthe über provenzalische Musik Webern Quellen eröffnet haben. Welche wohl?
Zum Oberon hat Weber bestimmt 2 Werke von der Dresdener Bibliothek empfangen*; das eine war Niebuhrs Reise in Arabien. Daraus entnahm W. das Motiv zum Isten Finale dem TürkenChor, wona‡ wozu nachher Rezia „Seele, froh in Jubelklängen“ singt. Das habe ich im vorigen Jahre gefunden bei Ihnen. Aber hier habe ich erfahren, daß das Thema zum IIIten Finale "Horch welch Wunderklingen" in einem Werke von Jones oder Johns steckt. Aber ich weiß nicht ob er ein‡ Engländer oder Deutscher ist; wahrscheinlich wohl Engländer; das Thema ist türkisch oder indisch.
Im Oberon heißt es:
Der Anfang steht bei Jones(?) ganz so, das folgende darin hat W. umgemodelt. Das Werk von Jones war also „das 2te Buch“ wo‡ von dem W. in seinem Tagebuch spricht, daß er es von Ihrer Biblioth. empfing. Das Auslieferungs Journal zeigte auf dem von mir angegebenen Datum kein an W. gegebenes Buch ‡weil Ebert [es] ihm wahrscheinlich privatim gegeben hatte*
Apparat
Incipit
„Inliegend erhalten Sie die beantworteten Fragezettel zurück“
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 194Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (1 b. S. o. Adr.) nebst Beil. 2 Bl. (4 b. S.)
- am Briefkopf nachträglicher Stempel: „an Jähns“; von F. W. Jähns zu Beginn des 1. Fragezettels mit Bleistift ergänzt: „zu Fürstenaus Brief vom 9. Juni 1869.“, zu Beginn des 2. Fragezettels: „zu Fürstenaus Brief 9. Juni 69“; auf den Fragezetteln einige Passagen nachträglich mit Rötel gestrichen (als Zeichen der Einarbeitung ins Werkverzeichnis-Manuskript), andere mit Rötel unterstrichen
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Ortrun Landmann, Eveline Bartlitz, Frank Ziegler, Aus dem Briefwechsel Friedrich Wilhelm Jähns – Moritz Fürstenau. Eine Auswahl von Briefen und Mitteilungen der Jahre 1863–1885, in: Weber-Studien, Bd. 3, S. 125, 122f., 124f. (Nr. 27, 25a und 26a)
Textkonstitution
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„S“„s“ überschrieben mit „S“
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„(Anhang)“über der Zeile hinzugefügt
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„cinqu“sic!
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„pag. 1“durchgestrichen
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„(von N. 21)“unter der Zeile hinzugefügt
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„… 21) 5 Takte Einleitung. richtig“Vor dem „richtig“ ganzer linker Abschnitt geklammert
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„12 Tacte ohne Repr. Anz. 16 8 Tacte mit Repr. Anz. 12 Tacte ––––––––– 4 ––––––––––––––– 9 Tacte zum Schluß.“durchgestrichen
-
„cinqu“durchgestrichen
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„… “Ab hier weiterhin von Jähns in Spalten geschrieben aber ohne Antworten von Fürstenau:
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„soll“„hatte“ durchgestrichen und ersetzt mit „soll“
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„wona“durchgestrichen
-
„… weiß nicht ob er ein“hier Spaltenwechsel
-
„wo“durchgestrichen
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„… kein an W. gegebenes Buch“am rechten oberen Rand der Seite quer zur Schriftrichtung notiert:
Einzelstellenerläuterung
-
„… Actweise 124. 104. 106.“An dieser Stelle von Jähns mit Rötel ein Fragezeichen gesetzt und daneben ergänzt: „Meine Beschreib. weicht ab; nachsehen!“
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„… der Preziosa- Composition nachgewiesen erhalten“Diese Behauptung stellte Max Maria von Weber im Lebensbild seines Vaters (Bd. 2, S. 238) auf; sie konnte bislang nicht bestätigt werden.
-
„… von der Dresdener Bibliothek empfangen“Beide sind noch heute in D-Dl vorhanden: Carsten Niebuhr, Reise nach Arabien, Bd. 1, Kopenhagen 1774 (Hist. Asiae 365); William Jones, Über die Musik der Indier, Erfurt 1802 (MB 8° 330 Rara).