Friedrich Wilhelm Jähns an Moritz Fürstenau in Dresden
Berlin, Mittwoch, 19. Mai 1869 (abends)

Zurück

Zeige Markierungen im Text

Absolute Chronologie

Vorausgehend

Folgend


Korrespondenzstelle

Vorausgehend

Folgend

Verehrtester Freund.

Zwar schon heut Vormitt. habe ich eine Epistel an Sie abgesendet; aber noch einmal muß ich gleich wieder schreiben und den beiliegenden Fragezettel* Ihnen zu gütiger Erledigung präsentiren.

Rücksichtlich des letzten Passus meines heut-vormittäglichen Fragezettels will ich nur bemerken, daß Sie ihn wohl besser gar nicht beantworten, da ich glaube, daß ich meine verschiedenen Fragen auf diesen letzten Passus, das Pas de cinq betreffend, wohl nicht deutlich genug gegeben habe; es geschah, weil meine alten Notizen zu kurz waren u. ich sie nicht verstehe, u. meine Fragen deshalb wohl auch nicht verständlich sind. Freilich muß ich voraussetzen, daß ich vor dem Druck (u. das ist doch wohl erst im nächsten Jahre) noch einmal nach Dresden komme, um selber nachzusehn.

|

Meine übrigen Fragen waren leichterer u. deutlicher Natur u. ich hoffe, daß Sie nicht viel Noth damit haben werden, ebenso mit denen, die ich jetzt sende. Daß ich die Bücherfragen nicht deutlicher stelle, liegt auch daran, daß mir alles Positive fehlt. Die Herren auf Ihrer Bibliothek wissen aber wahrscheinlich Bescheid darin, denn Weber empfing sowohl die zigeunerischen Motive*, wie das in dem Jones’schen oder John’schen Buch enthaltene türkische oder indische Thema zum 3ten Finale des OberonHorch welch Wunderklingen* von der Dresdener Bibliothek durch Hofrath Ebert. Hoffentlich ist beides ausfindig zu machen; es ist sehr wichtig für mich. Ihre gefälligen stets gegen mich so freundlichen Collegen auf | der Bibliothek sehn Ihret- u. meinetwillen vielleicht etwas eingehend nach.

In treuer Ergebenheit
Ihr
F. W. Jähns.

Apparat

Zusammenfassung

reicht noch einen Fragebogen nach, weil er glaubte, in dem vorher geschickten nicht präzise genug gewesen zu sein; fragt noch nach einem Buch von Jones, das Weber aus der Bibliothek für Oberon entliehen hatte

Incipit

Zwar schon heut Vormitt. habe ich

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr.Dresd.h47, Nr. 16

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Ortrun Landmann, Eveline Bartlitz, Frank Ziegler, Aus dem Briefwechsel Friedrich Wilhelm Jähns – Moritz Fürstenau. Eine Auswahl von Briefen und Mitteilungen der Jahre 1863–1885, in: Weber-Studien, Bd. 3, S. 123f. (Nr. 26)

Textkonstitution

  • „nicht“über der Zeile hinzugefügt
  • „… indische Thema zum 3 ten“dreifach unterstrichen
  • „zu machen“über der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • „… schreiben und den beiliegenden Fragezettel“Den Fragebogen sandte Fürstenau mit seinem Brief vom 9. Juni 1869 zurück (siehe dort).
  • „… empfing sowohl die zigeunerischen Motive“Max Maria von Weber behauptet im Lebensbild seines Vaters (Bd. 2, S. 238) bezüglich angeblicher Inspirationen zu Preciosa u. a.: „Oberbibliothekar Hofrath Ebert wies [Weber] zigeunerische [Motive] nach“. Jähns’ Hoffnungen, musikalische Vorlagen für Webers Preciosa-Musik nachweisen zu können, erfüllten sich nicht.
  • „… des Oberon Horch welch Wunderklingen“Gemeint ist die Tanzmelodie, deren Vorlage u. a. in Johann Friedrich Hugo von Dalbergs Buch Ueber die Musik der Indier. Eine Abhandlung des Sir William Jones Aus dem Englischen übersetzt, mit erläuternden Anmerkungen und Zusätzen begleitet, Erfurt 1802 (S. 41 des Notenteils) als „türkische Arie“ wiedergegeben ist.

    XML

    Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
    so bitten wir um eine kurze Nachricht an bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.