Carl Maria von Weber an Gottfried Weber in Mannheim
Darmstadt, Dienstag, 8. Januar 1811

Zurück

Zeige Markierungen im Text

Absolute Chronologie

Vorausgehend

Folgend


Korrespondenzstelle

Vorausgehend

Folgend

S: Wohlgebohren

dem Herrn Licentiat Weber

zu

Mannheim

Lieber Bruder!

Ich schreibe dir blos um dir zu schreiben, denn eigentlich weis ich nichts, als daß ich eine verfluchte langweilige Reise gemacht habe*, — 1mo muste ich noch bis um ½ 10 Uhr auf eine Madam warten die noch nicht eingepakt hatte, worüber ich unterschiedliches geflucht habe, z 2do fuhren noch ein paar Juden mit. Dazu noch meine vortreffliche Stimmung und da hast du ein Amalgama von Annehmlichkeiten daß man des Teufels werden möchte. ich fand alles wohl hier, Beer und Vogler grüßen dich bestens. auch fand ich einen Brief von Gänsbacher vom 12t Xb es war eine Notiz über Spontinis Vestalin drinn, die will ich Morgen in die Elegante Zeitung schikken, und mein Wiegenliedchen dazu*. Unser Brief an Gänsbacher* gieng erst den 7t Xb ab, also konnte er den damals noch nicht haben. Wie ist denn Kreuzers Concert abgelaufen?* hat das Orchester darinn gespielt? schreibe mir dieß doch sogleich wegen weiterer Maasregeln*. ich habe den 1sten Ton in Stimmen und Klavierauszug hier gefunden und das Quartett*. aber nur 2 Exemplar, davon ich doch eins dem Danzi schikken muß*. willst du das andre sehen so will ich dirs schikken.      Von Mainz habe ich einen Brief bekommen daß es nichts mit einem Concert ist, das Casino will Honorar geben wenn man ihm spielt, aber, nur 2 Carolin, dafür dank ich. – Heute habe ich den ganzen Tag Visiten gemacht*, und werde nun bald erfahren ob mein Concert hier* zu Stande komt. ich werde den Abu Haßan dem Grosherzog dediciren* vielleicht speyt er da etwas ordentliches* über Kopf und Hals. Einlage bitte ich zu besorgen.

Meiner lieben Frau Baas, dem kleinen H: Vetter, Huhts, Dusch ppp alles liebe und Schöne.      Ewig dein treuster Freund Weber.

Apparat

Zusammenfassung

beschreibt Reise nach Darmstadt; erwähnt Brief Gänsbachers mit Einlage über Spontini; erkundigt sich nach Kreutzers Konzert; Konzertplan Mainz gescheitert; hofft auf Konzert in Darmstadt und Honorar für Abu Hassan, dessen Ouvertüre er gerade komponiert; Anlage: mit „Melos“ unterzeichneter Brief an Seraphine von Bloksberg vom selben Tag (= Circular)

Incipit

Ich schreibe Dir blos, um dir zu schreiben, denn eigentlich

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: New Haven (US), Yale University, Beinecke Rare Book and Manuscript Library (US-NHub), Frederick R. Koch Foundation

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • PSt: R.1.DARMSTADT
    • Einlage an Frl. Seraphine v. Bloksberg (1 Bl.), siehe A040370
    • am Kopf der Briefseite von Gottfried Weber: „11 Jan 8“; außerdem von fremder Hand Zählung als „XI“

    Provenienz

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Bollert/Lemke 1972, S. 21
    • tV: MMW I, S. 240–241

Textkonstitution

  • „z“durchgestrichen
  • den„ihn“ überschrieben mit „den
  • „… Stimmen und Klavierauszug hier gefunden“„hier“ vermutlich nachträglich am Zeilenanfang eingefügt
  • Januar„Xb“ überschrieben mit „Januar

Einzelstellenerläuterung

  • „langweilige Reise gemacht habe“Weber war am 6. Januar 1811 von Mannheim nach Darmstadt zurückgekehrt, vgl. Tagebuch.
  • „Wiegenliedchen dazu“Das Wiegenlied erschien erst als Musikbeilage in Jg. 12, Nr. 65 der Zeitung für die elegante Welt vom 31. März 1812 (Beilage Nr. 3).
  • „Gänsbacher“Brief mit Statuten des Harmonischen Vereins, vgl. Tagebuch 7. Dezember 1810.
  • „Kreuzers Concert abgelaufen?“Conradin Kreutzer gab am 7. Januar 1811 in Mannheim gemeinsam mit Franz Leppich ein Konzert, bei dem er dessen Panmelodicon vorstellte und ein eigenes Klavier-Fantasie-Konzert vortrug. Das Orchester spielte außerdem zu Beginn eine Sinfonie von Joseph Haydn und im zweiten Teil eine Ouvertüre von Mozart; vgl. den Konzertzettel (Reiss-Museum Mannheim) sowie Gottfried Webers Berichte im Badischen Magazin vom 6./7. März 1811 und der Zeitung für die elegante Welt vom 19. März 1811.
  • „Maasregeln“Das Orchester hatte Weber bei seinem für Ende Dezember 1810 geplanten Konzert die Mitwirkung versagt (vgl. Absage des Konzertes), daher reagierte Weber auf die Nachricht von Kreutzers Konzert mit Empörung und verfasste einen kritischen Artikel, der am 10. April in der AmZ erschien; vgl. auch den Brief an Johann Baptist Gänsbacher vom 13. Januar 1811.
  • „… hier gefunden und das Quartett“Den Stimmen-Erstdruck („Orchester-Stimmen | zum | Ersten Ton, | GEDICHT VON ROCHLITZ; | mit Musik zur Declamation, | Componirt und seinem Freund | Franz Danzi | aus Achtung und Lieb, zu geeignet von | CARL MARIA VON WEBER. | Preis 9 Francs. | BONN bei N. Simrock. | Proprieté l’Editeur. Deposée à la Bibliothèque Imperiale.“) und den Klavierauszug vom Ersten Ton („Der Erste Ton | GEDICHT VON ROCHLITZ, | mit | Musik zur Declamation | von | Carl Maria von Weber. | Clavierauszug. | Preis 3 Francs. | BONN beï N. Simrock. | Proprieté de l’Editeur. Deposée à la Bibliothèque Imperiale.“) sowie den Quartett-Erstdruck („GRAND QUATUOR | pour le | Piano-Forté, | Violon, Alto et Violoncelle, | Composée par | Charles Maria B. de Weber. | Oeuvre | Prix 5 Francs. | A BONN chez N. Simrock. | Proprieté de l’Editeur. Deposée à la Bibliotheque Imperiale. | N=° 771.“) hatte Weber laut Tagebuch am 7. Januar erhalten, allerdings scheint zumindest das Quartett deutlich früher erschienen zu sein, da es bereits im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen Nr. 267 vom 3. Oktober 1810 (Sp. 2915) angezeigt wurde.
  • „Danzi schikken muß“Laut Tagebuch sandte Weber am 10. Januar 1811 ein Exemplar des Ersten Tons an Franz Danzi, dem der Druck gewidmet war.
  • „Visiten gemacht“Vgl. Tagebuch 8. Januar 1811.
  • „mein Concert hier“Webers schon lange geplantes Konzert in Darmstadt (vgl. Brief an Gottfried Weber vom 1. November 1810) fand am 6. Februar statt, vgl. Anzeige über ein Konzert von C. M. v. Weber in Darmstadt (Februar 1811).
  • „Abu Haßan dem Grosherzog dediciren“Zur Widmung des Abu Hassan an Großherzog Ludewig I. vgl. Tagebuch 14. Januar 1811 sowie Brief an Johann Baptist Gänsbacher vom 13. Januar 1811, Brief an Ludewig I. vom 14. Januar 1811 und Brief an Gottfried Weber vom 15. Januar 1811.
  • „speyt er da etwas ordentliches“Weber erhielt laut Tagebuch am 2. Februar 1811 440 fl. vom Großherzog und seiner Gemahlin für die Oper und den Klavierauszug zu Voglers einaktiger Oper Der Admiral, vgl. Vermerk im Brief an Ludewig I. vom 14. Januar 1811.

    XML

    Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
    so bitten wir um eine kurze Nachricht an bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.