Carl Maria von Webers Konzert am 11. November 1811 in München (II)

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Prag den 30. Nov. 1811.
Carl Maria von Weber.

Wir glauben dem musikalischen Publikum einen angenehmen Dienst zu erweisen, wenn wir es auf den genialischen Künstler Carl Maria von Weber aufmerksam machen, der im Dezemb. mit Hrn. Kammermusikus Bärmann von München nach Prag* zu reisen Willens ist um die Kunstliebhaber mit seinen geistvollen Compositionen und seinem vortreflichen Klavierspiel zu erfreuen. Ein Auszug aus einen ihn betreffenden Artikel der Münchner Zeitung wird hinlänglich seyn, sein großes Talent bemerklich zu machen.

Den 1. Oktob. gab Hr. Carl Maria von Weber im königl. Redoutensaale ein großes Vocal- und Instrumental-Concert*, dem, bei gedrängt vollem Hause, Ihro Maj. die Königin und I. I. k. k. Hoheiten der Kronprinz, die Kronprinzessin und der Prinz Carl beizuwohnen geruhten.

Das hiesige königl. Orchester hätte dem berühmten Hrn. Concertgeber, die ihm gebührende Achtung in keinem höhern Grade beweisen können, als indem sich die vorzüglichsten Meister desselben vereinigten*, durch ihr gewandtes Spiel das Interesse an diesem Concert allgemein zu machen, und so kam es, daß sich der Effekt durchs ganze Concert immer gleich erhielt, und der Beifall des Publikums am Ende eines jeden Stücks mit gleich großem Enthusiasmus erfolgte.

Die durch das Erschütternde und Gewaltige ihres majestätischen Ganges hinreißende Ouverture aus der von Hrn. Carl M. von Weber komponirten Oper, der Beherrscher der Geister, drückte ganz das Erhabene überirdischer Naturen aus, und bewies zugleich die Macht des Künstlers, durch die ihm zu Gebote stehende Gewalt der Tonkunst über die Herzen aller Anwesenden zu herrschen.

Die von ihm komponirte Arie aus Athalia, so wie sein mit genialem Geiste verfaßtes, und auf gleiche Weise von ihm vorgetragenes Concert auf dem Fortepiano* zeigten von jener Fülle des Genies, in der Behandlung leidenschaftlicher Darstellungen und jenem Reichthume von plötzlichen Uebergängen und Abwechslungen zur Hervorbringung der verschiedenartigsten Effekte, womit Voglers größter Schüler sich unserer Gefühle zu bemeistern versteht.

Allgemeine Bewunderung verschaffte sich C. M. v. Weber noch durch eine bezaubernde Phantasie auf dem Fortepiano, wozu ihm I. M. die Königinn ein Thema ertheilte*, worüber er ein Meisterstück momentaner Erfindung aus sich hervorschuf und die Zufriedenheit der Zuhörer aufs höchste steigerte. Selten errang ein Künstler einen so glänzenden Triumph, selten aber vereinte sich auch das Schöne so schön zu einem Ganzen.

Apparat

Generalvermerk

Kommentar: C. M. v. Weber hatte Gänsbacher am 13. November 1811 mitgeteilt, daß er zusammen mit Heinrich Baermann nach Prag kommen werde und ihn aufgefordert: Triff alle Vorkehrungen, mache es recht bekannt. Aus beyliegender Zeitung kannst du sehen wie mein Concert hier ausgefallen ist. besorge einen Auszug davon in die Prager Zeitung. ein H: c. K: André giebt ja auch in Prag eine Wochenschrift heraus mit Nahmen Hesperus. mache dich auch an den. Gänsbacher kam diesen Aufforderungen nach. Die beiliegende Zeitung war die Münchener Politische Zeitung (vgl. Kom.); den darin enthaltenen Bericht über Webers Konzert am 11. November 1811 in München versah Gänsbacher mit einer neuen Einleitung, kürzte ihn um einen Absatz, der auf die Leistungen der mitwirkenden Künstler eingeht und publizierte ihn in der neu für den Verein erschlossenen Zeitschrift Hesperus sowie in anderer Fassung in der Prager Oberpostamtszeitung (1811-V-81). Am 29. November 1811 teilte C. M. v. Weber G. Weber mit, Gänsbacher habe sich des Hesperus der in Brünn herauskommt schon versichert, und allbereits einen Auszug der Münchner Z:[eitung] dahin gesandt. Die gleiche Kritik hatte C. M. v. Weber auch an G. Weber geschickt, der einen Auszug im Badischen Magazin (1811-V-78) veranlaßte.

Entstehung

Überlieferung

  • Textzeuge: Hesperus oder Belehrung und Unterhaltung für die Bewohner des österreichischen Staats, Bd. 2/4 (1811), Heft 12, S. 255–256

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