Webers Beziehung zu Iffland und die Auseinandersetzungen um die Berliner Erstaufführung der Silvana
Aus verschiedenen Dokumenten erschließen sich gravierende Animositäten zwischen dem Direktor des Berliner Nationaltheaters (bzw. der Berliner Königlichen Schauspiele) Iffland und Weber, bis hin zu Aussagen in Briefen, Iffland habe Weber gehasst. Der Grund für diese Ablehnung ist nirgends ausdrücklich benannt, vermutlich aber in den Auseinandersetzungen im Vorfeld der Berliner Erstaufführung der Silvana zu suchen. Nachdem bereits im Februar 1811 die Anfertigung einer Partiturkopie für eine Berliner Einstudierung noch im Frühjahr des Jahres in Auftrag gegeben war1, wurde das Werk nach einer erfolglosen Probe unter Righini für unaufführbar erklärt und zur Seite gelegt (Brief an Gänsbacher). Erst die Fürsprache des Ehepaars Beer führte dazu, dass 1812, als sich Weber in Berlin aufhielt, neue Proben angesetzt wurden, auch wenn Iffland, wie Amalie Beer betonte, den Komponisten des Werks „nicht gut verdauen“ könne (Brief an Meyerbeer). Weber wollte daraufhin persönlich Kontakt zum Theaterdirektor aufnehmen, doch Kapellmeister B. A. Weber hielt ihn davon ab, worauf der jüngere Namensvetter eine Intrige befürchtete (s. Tagebuch). Iffland bemerkte dazu, dass B. A. Weber sich von Carl Maria von Weber trotz seines redlichen Einsatzes „auf das Empfindlichste […] behandeln lassen musste“ (an Miltitz). Tatsächlich setzte sich der ältere Weber (wie Carl Maria ein Schüler Voglers) für die Silvana ein und bestellte nach dem Erfolg der ersten Probe unter Leitung des Komponisten am 11. Mai 1812 (vgl. auch Brief an Gänsbacher) noch am selben Tag als Argumentationshilfe gegenüber Iffland Gutachten (Auftrag) bei den Musikdirektoren Gürrlich und Seidel sowie den Konzertmeistern Möser und Schick, die insgesamt positiv ausfielen (s. Gutachten) und die er gemeinsam mit einer persönlichen Aufführungsempfehlung am 1. Juni 1812 an Iffland übersandte, worauf das Werk nach weiteren Proben und einigen musikalischen Überarbeitungen (u. a. auf Anraten von B. A. Weber und Drieberg) am 10. Juli 1812 Premiere hatte2.
Auch wenn 1813 mit dem Abu Hassan noch ein weiteres Werk Webers unter Ifflands Ägide auf die Berliner Bühne kam (einstudiert von B. A. Weber), blieb die Beziehung zwischen beiden offenbar nachhaltig belastet, wie noch die Briefe Webers vom 20. Januar 1813 und 27. August 1814, aber auch der Brief Wilhelm Beers an Giacomo Meyerbeer vom 19. September 1812 erkennen lassen. Erst unter Ifflands Nachfolger Brühl eröffneten sich für Weber in Berlin weitaus günstigere Rahmenbedingungen3.
Einzelnachweise
- 1Vgl. Webers Brief an Meyerbeer vom 17. Mai 1811.
- 2Für die von Max Maria von Weber in seiner Biographie (speziell Bd. 1, S. 353) kolportierten Auseinandersetzungen zwischen den beiden Webers im Juni 1812 und B. A. Webers angebliche Beschimpfung des Komponisten als „Naseweisen Schwabenjungen“ fehlen jegliche Belege.
- 3Vgl. dazu u. a. Themenkommentar „Brühls Versuche, eine Anstellung Webers bei den Berliner Königlichen Schauspielen durchzusetzen“T.