Die Festsetzung Webers in Ravensburg im August 1811
Mit seiner Ausweisung aus Stuttgart im Februar 18101 sollte Weber nach dem Willen des Königs untersagt werden, die württembergischen Lande noch einmal zu betreten. Als er am 9. August 1811 von München aus zu seiner Reise an den Bodensee und in die Schweiz aufbrach, machte er am 11. August auf dem Postweg in Ravensburg Station, wo sein Pass vom Oberamtmann Friedrich Heinrich Romig kontrolliert wurde, der ihn offensichtlich erkannte (wie Weber erst nachträglich erfuhr, vgl. TB vom 13. August 1811) und daraufhin festsetzte, um das weitere Vorgehen zunächst durch Rückfragen in Stuttgart klären zu lassen (vgl. TB vom 11. August 1811). Ravensburg gehörte „nach einem Gebietstausch im Vorjahr zum Königreich Württemberg“2, was Weber möglicherweise nicht bewusst war, andererseits lassen die Unterlagen aber auch den Schluss zu, dass Weber diese Anweisung nicht ausdrücklich erteilt worden war. Mit der Kontrolle und Befragung Webers setzte eine umfangreiche Behördenkorrespondenz ein, bis Weber dann am 15. August seinen Pass zurückerhielt und noch am selben Tag (vgl. TB) die Stadt wieder verlassen musste.
An dieser Korrespondenz waren neben dem Ravensburger Amtmann Friedrich Heinrich Romig vornehmlich der Stuttgarter Polizeiminister Ludwig von Taube, der Innenminister Karl Graf von Reischach sowie König Friedrich I. von Württemberg beteiligt. Die dazu im Hauptstaatsarchiv Stuttgart und im Staatsarchiv Ludwigsburg erhaltenen Schriftstücke spiegeln den Vorgang quasi lückenlos, da einige der Dokumente auch in amtlichen Kopien bzw. Entwürfen vorhanden sind:
- Kopie des Protokolls der Befragung Webers, Actum vom 11. August 1811 (E 146, Bü 1944, Fasz. 2): Weber sei zufällig „in hiesiger Stadt erblikt“ worden und Romig habe sich nach dem Befehl vom März 1810 veranlasst gesehen, Weber vorzuladen und zu befragen. Weber gibt zu Protokoll, dass er in die Schweiz reisen wolle, um dort Konzerte zu geben und leugnet, dass ihm „aufgegeben worden, die Königl. Württembergischen Staaten zu meiden“.
- Bericht Romigs an an Friedrich I. in Stuttgart vom 11. August (HSA Stuttgart, E 146, Bü 1944, Fasz. 3): Romig berichtet das Ergebnis der Vernehmung und bittet um Anweisungen.
- Bericht des Staatsminister des Innern, Karl Graf von Reischach an den Polizeiminister Graf von Taube, Stuttgart, 12. August 1811 (SA Ludwigsburg D 52/1044, Fasz. 4, Kopie: HSA Stuttgart, E 146, Bü 1944, Fasz. 4): Reischach bittet das Polizeiministerium um Auskunft über die damalige Ausweisung.
- Bericht des Polizeiministers von Taube an den Staatsminister Karl Graf von Reischach vom 13. August (HSA Stuttgart, E 146, Bü 1944, Fasz. 5, Entwurf: SA Ludwigsburg D 52/1044, Fasz,. 5): Die Akten enthalten kein ausdrückliches Verbot, sondern dokumentieren nur die Ausweisung aus Württemberg 1810.
- Bericht des Staatsministers des Innern, Karl Graf von Reischach an den König vom 13. August 1811 (HSA Stuttgart, G 246, Bü 5, Fasz. 18, Hausarchiv), (Entwurf dazu: HSA Stuttgart, E 146, Bü 1944, Fasz. 6): Er teilt dem König mit, dass es in den Akten „kein ausdrükliches Verbott“ gebe und fragt an, wie weiter zu verfahren sei (Vermerk Friedrich I.: Weber dürfe auf keinen Fall der Aufenthalt im Lande gestattet werden).
- Weisung Friedrich I. an den Polizeiminister Graf von Taube, Ludwigsburg, 14. August 1811 (SA Ludwigsburg, D 52/1044, Nr. 6), (Kopie: HSA Stuttgart, G 246, Bü 5, Fasz. 19): Friedrich I. erinnert sich „noch zu gut“, dass er Taube als Polizeiminister sehr bestimmt die Weisung gegeben habe, Weber über die Grenze schaffen zu lassen und ihm das Verbot, die Württembergischen Staaten je wieder zu betreten ad protocollum unterschreiben zu lassen
- Schreiben des Polizeiministers von Taube an Friedrich I. vom 14. August 1811 (HSA Stuttgart, G 246, Bü 5, Fasz. 20, Abschrift: SA Ludwigsburg, D 52/1044, Fasz. 7): Taube war zur Zeit von Webers Ausweisung in Paris, von daher sei der Königl. Befehl wohl dem Interims-Polizeiministerium erteilt worden; er habe Romig geantwortet, dass ein Aufenthalt Webers in Ravensburg nicht geduldet werden könne
- Weisung Friedrich I. an das Ministerium des Innern, Ludwigsburg, 14. August 1811 (HSA Stuttgart, E 146, Bü 1944, Fasz. 7, Kopie SA Ludwigsburg D 52/1044, ad 8): Man solle Weber in Ravensburg das Verbot, das Königreich wieder zu betreten, unterschreiben lassen.
- Schreiben des Polizeiministers von Taube an das Ministerium des Innern vom 14. August 1811 (HSA Stuttgart, E 146, Bü 1944, Fasz. 10), (Abschrift in SA Ludwigsburg, D 52/1044): Taube hat den königl. Befehl nach Ravensburg weitergegeben und bittet die königl. Landvogteien von der Anordnung in Kenntnis zu setzen.
- Dekret vom 14. August 1811 (SA Ludwigsburg, D 52/1044, Fasz. 9) (Entwurf HSA Stuttgart, g 246, Bü 5, Fasz. 19): Anweisung Weber das Verbot, Württemberg wieder zu betreten, unterschreiben zu lassen
- Schreiben des Staatsministers von Reischach an das Polizeiministerium, 14. August 1811 (HSA Stuttgart, E 146, Bü 1944, Fasz. 8; Abschrift in SA Ludwigsburg, D 52/1044, Fasz. 8): Reischach bestätigt, dass er das königl. Dekret vom heutigen Tag erhalten habe.
- Dekret des Königl. Polizeiministeriums an das Oberamt Ravensburg, 14. August 1811 (Kopie: HSA Stuttgart, E 146, Bü 1944, Fasz. 9): Bitte ein Protokoll zu Webers Unterzeichnung des Dekrets anzufertigen und Anstalten „zur Fortschaffung“ Webers zu treffen.
- König Friedrich I. genehmigt nach Taubes Anzeige der Ausweisung die damit zusammenhängenden Anweisungen an die Landvogteien, Ludwigsburg, 15. August 1811 (SA Ludwigsburg, D 52/1044, Nr. 1)
- Ausweisungsprotokoll der Landvogtei am Bodensee vom 15. August mit eigenhändiger Bestätigung Webers (SA Ludwigsburg, D 52/1044, Beilage zu Nr. 12), (Abschrift: HSA Stuttgart, E 146, Bü 1944, Fasz. 11): Weber unterschreibt die ihm eröffnete Anweisung, dass er „die Königliche Staaten nie wieder betretten solle“.
- Schreiben des Oberamtmanns Carl Friedrich von Ditzinger an König Friedrich I. vom 17. August 1811 mit Anhang des unterzeichneten Verbots (SA Ludwigsburg, D 52/1044, Nr. 12, mit Anhängen)
- Unbekannter Absender an die königl. Section der neuen Administration, Stuttgart, 19. August 1811 (Abschrift: HSA Stuttgart, E 146, Bü 1944, Fasz. 12): Die Landvogteien werden über die Anordnung in Kenntnis gesetzt.
- Polizeiminister von Taube übersendet dem Innenministerium am 4. September 1811 eine Kopie des Weber mitgeteilten Verbots, die königl. Staaten nicht wieder zu betreten (HSA Stuttgart, E 146, Bü 1944, Fasz. 13, Entwurf: SA Ludwigsburg, D52/1044, zu Nr. 12)
Weber berichtet rückblickend in einem Brief an Gottfried Weber vom 16. August 1811 über den Vorfall, und in einem Brief an Johann Gänsbacher vom 22. September 1811 heißt es nur lapidar zur Reisestation Ravensburg: „hier hatte ich Unannehmlichkeiten wegen meinem Paß, und muste 3 Tage still liegen, bis er per Estaffette wieder von Stuttgart zurük kam, dazu kam noch eine Verkältung die mir beynah die Ruhr zugezogen hätte. d: 15t reiste ich wieder ab [...]“.
Einzelnachweise
- 1Vgl. dazu den Themenkommentar Stuttgarter Prozessakten.
- 2Schwandt (Weber), S. 140.