Georg Goltermann an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Frankfurt am Main, Dienstag, 2. Mai 1865

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Mein hochverehrter Herr und College!

Ich glaube, wir können Victoria rufen!

Als ich seiner Zeit die ersten Versuche machte, Weber’s Arie zu den „Verwandlungen“ aufzufinden, nahm ich auch die erste Violinstimme zur Hand, fand aber keine Einlage darin, die auf Weber’s Composition schließen ließ. Heute, bei nochmaliger Durchsicht der Orchesterstimmen finde ich in allen Orchesterstimmen mit Ausnahme der erste Violine das beifolgende Rondo von Weber, nur die erste Violinstimme ganz zuletzt neben der auch beifolgenden Singstimme. Dies Rondo stimmt freilich weder nach den Noten noch nach dem Text mit der mir übersandten Arie zusammen, ich habe aber eine leise Ahnung, dass mein Rondo vielleicht die Original-Composition von Weber ist*. Die Handschrift des Copisten datirt aus den ersten 15 Jahren des jetzigen Jahrhunderts. Ich sende Ihnen nun alles ohne Ausnahme, wie ich es gefunden, und bitte Sie, mir später einmal die Noten zurückzusenden. Der deutsche Text dieses Rondo’s scheint mir von Frauenhand geschrieben. Für Weber’s Frau war vielleicht dasselbe zu schwer, da dieselbe mehr Schauspielerin gewesen sein soll, aus diesem Grunde hat Weber vielleicht später eine die Arie instrumetirt. Was den Antiquar in Stuttgart betrifft, so hat derselbe an Lachner die Partitur zum Schmoll ungefähr 1844, 45 oder 46 verkauft. L. glaubt, dass er Meyer geheißen habe. Ich freue mich, dass ich vielleicht einiges Licht in die Sache gebracht, das macht mir Vergnügen und gewährt mir eine große Genugthuung. Ich hoffe jedoch, daß ich noch öfters in Verkehr mit Ihnen bleiben werde, und zeichne unter den herzlichsten Grüßen

als Ihr ergebenster
Georg Goltermann

Apparat

Zusammenfassung

teilt mit, dass er bei nochmaliger Durchsicht der OStimmen zu den Verwandlungen möglicherweise von Weber stammendes Rondo gefunden habe, er schickt ihm alles zur Ansicht zu; etwa 1844/45 hat Lachner die Partitur zum Peter Schmoll von einem Stuttgarter Antiquar, vermutlich namens Meyer, gekauft

Incipit

Ich glaube, wir können Victoria rufen!

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Solveig Schreiter; Frank Ziegler

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 238

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (1 b. S. o. Adr.)
    • am Briefkopf nachträglicher Stempel: „an Jähns“, von Jähns gezählt als „N 6.“

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Schreiter, Solveig, „Geben Sie mir nur öfters Auftrege, dieselben werden jederzeit gern und prompt besorgt werden“. Der Briefwechsel zwischen Friedrich Wilhelm Jähns und Georg Eduard Goltermann, in: Weberiana 15 (2005), S. 76 (Auszug)

Textkonstitution

  • „eine“durchgestrichen
  • „die“unter der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • „… die Original-Composition von Weber ist“Goltermanns Vermutung war falsch, es handelte sich nicht um die von Jähns gesuchte, von Weber für Prag bzw. Berlin instrumentierte Einlagearie, sondern um eine Konzertarie Webers, die nur in Frankfurt als Einlage Verwendung fand.

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