Entwurf eines Familienstammbaums durch Franz Anton von Weber
Carlsruhe, 30. August 1806
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Stamtafel der W.‡ Carl Maria von Weberschen‡ Familie.
- N. 1. UrälterVater: Johann Baptist N. 1. StammVater der Reichsfreyherrlichen Familie von Weber aus Schwaben aus Krumbach.‡, dessen Gemahlin eine Gräfin Adelheid von Berenklau* aus den Rheingegenden. Ihre Mutter eine Gräfin Hedwig von Schellenberg* aus Schwaben.
- N. 2. ÄlterVater: Joseph*. Dessen Gemahlin eine Freyin Thecla von Hallweil* aus der Schweiz; deren Mutter eine Lady Eva von Sklarenberg* aus Irland.
- N. 3. GroßVater: Fridolin von Weber* dessen Gemahlin eine Gräfin Louise von St: Julien* aus den Niederlanden. Ihre Mutter eine Gräfin Caroline von Nesselrode* aus dem Jülichschen in den Niederlanden*.
- N. 4. Vater: Franz Anton. Dessen erste Gemahlin eine Freyin Anna von Fumetti aus Niedersachsen*. Ihre Mutter eine Freiin Anna von Schiller. Die 2te Gemahlin (Carl Maria von Webers Mutter also) eine Freiin Genovefa von Brenner aus Schwaben; ihre Mutter eine Freiin Louise von Hornstein* aus Schwaben*.
Zur Nachricht.
NebenLinien unendlich viele, so mir zu beschreiben unmöglich da Stammbäume und alle Familien Nachrichten mit allen unseren Sachen von den Franzosen schon Anno 1796* verbrannt und verheeret worden sind.
Carlsruh d. 30. August. 1806.
Reichsfreyherr Franz Anton von Weber.
Verte!
Chargen der 4 Stammväter.
- N. 1. Wirklicher K. K. Geheimer Rath und Präsident bei der lutherischen reformation*.
- N. 2. K. K. Landrath in den Niederlanden.
- N. 3. K. K. Gesandter an verschiedenen Höfen. Ritter des St. Stephans Ordens. Anno 1735 als Geisel nach Hüningen* von den Franzosen genommen worden, bis er als K. K. Commissaire in‡ Vorderösterreichischen in Militaerdienst bis zum [Lücke] gestanden hat*.
- N. 4. Kammer Director des Churfürsten von Cöln, hernach Mayor von der Suite des Königs von Bayer[n]. Ritter des K.‡ Russischen St. Annen Ordens*.
Apparat
Zusammenfassung
überliefert einen von Franz Anton von Weber entworfenen Familienstammbaum, der einige wenige verbürgte Fakten mit zahllosen Unwahrheiten vermengt (z. B. sind alle unter 1–3 genannten Damen reine Erfindung)
Entstehung
30. August 1806
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Weberiana Cl. V [Mappe XVIII], Abt. 4A, Nr. 4bQuellenbeschreibung
- von Jähns’ Hand erhaltene, interessante (hinsichtlich der Textübertragung leider nicht gänzlich verlässliche) Kopie
- Die Überschrift von Jähns lautet: „Diese Notizen sind in den Weberschen Familienpapieren befindlich, jetzt in den Händen des Sohnes von Carl Maria von Weber, des Herrn Max [Maria] v. Weber. Sie sind aufgesetzt von der Hand des Vaters von Carl Maria, dem Herrn Franz Anton von Weber in Carlsruh d 30 Aug. 1806.“
Dazugehörige Textwiedergaben
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EV: Frank Ziegler, Carl Maria von Webers Familie und ihr "Adel" – zur Entstehung einer Legende, in: Jahrbuch für Heimatkunde Eutin, 2012, S. 67–69
Themenkommentare
Textkonstitution
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„W.“überschrieben
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„Carl Maria von Weberschen“in der Zeile hinzugefügt
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„N. 1. StammVater der … Schwaben aus Krumbach.“über der Zeile hinzugefügt
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„Joseph“sic!
Einzelstellenerläuterung
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„… eine Gräfin Adelheid von Berenklau“Von Franz Anton von Weber frei erfundene (bzw. mit der Familie von Weber genealogisch nicht in Verbindung stehende) Person.
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„… eine Gräfin Hedwig von Schellenberg“Von Franz Anton von Weber frei erfundene (bzw. mit der Familie von Weber genealogisch nicht in Verbindung stehende) Person.
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„… N. 2. ÄlterVater : Joseph“Johann Baptist Weber (III.) hatte nur zwei Töchter, keinen Sohn (s. o.). Bei Karl Friedrich von Frank, Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche Reich und die Österreichischen Erblande bis 1806 sowie kaiserlich österreichische bis 1823 [...], Bd. 5, Schloss Senftenberg/Niederösterreich 1974, S. 191, findet man: „Weber, Joseph, Hptm. im Inf.-Regt. Heinrich Daun, Ad[els]st[an]d., ‚von Treuenfels‘, Wien 12. IX. 1757“; eine genealogische Verbindung zu Johann Baptist Weber (III.) besteht nicht.
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„… eine Freyin Thecla von Hallweil“Von Franz Anton von Weber frei erfundene (bzw. mit der Familie von Weber genealogisch nicht in Verbindung stehende) Person.
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„… eine Lady Eva von Sklarenberg“Von Franz Anton von Weber frei erfundene (bzw. mit der Familie von Weber genealogisch nicht in Verbindung stehende) Person.
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„… GroßVater : Fridolin von Weber“Fridolin Weber (ohne von) war nicht Sohn von Joseph, sondern von Hans Georg Weber (s. o.) und seiner Frau Kunigunde, geb. Herbster, verw. Has, und lebte in Stetten bei Lörrach, unweit der schweizerischen Grenze.
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„… Gräfin Louise von St: Julien“Von Franz Anton von Weber frei erfundene (bzw. mit der Familie von Weber genealogisch nicht in Verbindung stehende) Person.
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„… eine Gräfin Caroline von Nesselrode“Von Franz Anton von Weber frei erfundene (bzw. mit der Familie von Weber genealogisch nicht in Verbindung stehende) Person.
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„… dem Jülichschen in den Niederlanden“Franz Antons Vater Fridolin Weber heiratete in Wirklichkeit zwischen 1726 und 1729 Maria Eva Schlar; diese war die Tochter des Barbiers und Perückenmachers Lorenz Schlar (auch Laurent Chellart) in Freiburg/Breisgau und seiner Frau Susanna Schlar, geb. Oxenried (Ochserin / Ochsenrüdi). Die Mutter heiratete nach dem Tod des Vaters 1698 in Freiburg/Breisgau den Chirurg und Perückenmacher Michael Jullien; vgl. Joachim Neumann, Der bretonische Urgroßvater Karl Maria von Webers, in: Mitteilungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde, Bd. 36, Jg. 81, Heft 4 (Oktober – Dezember 1993), S. 100–102.
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„… Anna von Fumetti aus Niedersachsen“Maria Anna von Fumetti war keine Freiin, sondern Tochter des Hildesheimer Kammerherrn Johann Ferdinand von Fumetti.
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„… eine Freiin Louise von Hornstein“Von Franz Anton von Weber frei erfundene (bzw. mit der Familie von Weber genealogisch nicht in Verbindung stehende) Person.
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„… Louise von Hornstein aus Schwaben“Genovefa von Weber, geb. Brenner, war die Tochter des Hofschreiners Marx (Markus) Brenner in Oberdorf (heute Marktoberdorf) im Allgäu und seiner Frau Maria Victoria, geb. Hindelang, Tochter des Oberjägers Georg Hindelang.
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„… den Franzosen schon Anno 1796“Anfang 1796 lebten die Webers in Salzburg (bis Februar), danach (ab März) im thüringischen Hildburghausen, also weitab von Kriegshandlungen mit französischen Truppen.
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„… Präsident bei der lutherischen reformation“Bei Max Maria von Weber (Lebensbild, Bd. 1, S. 4) heißt es zu Johann Baptist Weber: „1591 finden wir ihn als Präsidenten einer der Commissionen unterzeichnet, die Maximilian s. Z. zur Prüfung der Rechte protestantischer Grundbesitzer niedergesetzt hatte […].“ Der Hinweis auf Maximilian II. (Kaiser von 1564 bis 1576) deutet auf Johann Baptist Weber (I.).
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„… 1735 als Geisel nach Hüningen“Die Lesung der beiden der Anmerkung vorangehenden Worte ist fraglich; offenbar konnte Jähns selbst die Vorlage nicht entziffern und „malte“ die Schrift lediglich nach. Allerdings findet sich bei Max Maria von Weber (Lebensbild, Bd. 1, S. 5) eine Passage, die die obenstehende Deutung nahelegt: „So finden wir während des österreichischen Erbfolgekrieges im Jahre 1735 einen kaiserlichen Rath, Joseph‡ von Weber, von den Franzosen als Geisel nach der Festung Hüningen geschleppt […].“ Vgl. dazu ausführlicher Theodor Humpert, Geschichte der Stadt Zell im Wiesental, Zell 1922, S. 43.
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„in“recte „im“.
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„… bis zum Lücke gestanden hat“In Wirklichkeit war Fridolin Weber Erzieher, Hauslehrer bzw. Amtmann der Freiherren von Schönau in Zell im Wiesental (Schwarzwald), später Hausbesitzer (ab 1736) und Satzbürger (ab 1732) in Freiburg/Breisgau.
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„K.“Abk. von „Kaiserlich“.
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„… Kaiserlich Russischen St. Annen Ordens“Franz Anton von Webers Schicksal zwischen seiner Ausbildung an der Jesuitenschule in Freiburg/Breisgau und seiner Tätigkeit als fürstbischöflicher Hofkammerrat und Amtmann von Steuerwald bei Hildesheim (1758–1768) liegt weitgehend im Dunkel. Zwischen 1776 und 1796 arbeitete er als Musikdirektor reisender Schauspielgesellschaften, Hofkapellmeister, Stadtmusikus bzw. Direktor von Theatertruppen, danach widmete er sich ganz der Ausbildung seines Sohnes Carl Maria. Die hier genannten Anstellungen lassen sich bislang dokumentarisch nicht belegen.