Bericht über Johann Gottfried Wohlbrücks Gastauftritte in Mannheim im November 1810 sowie das Museums-Konzert von C. M. von Weber am 19. November 1810 (Teil 1 von 2)
Aus Manheim.
Der Schauspieler, Hr. Wohlbrück, ehemals Mitglied des Hamburger Theaters, jetzt bei dem Hoftheater in Wien engagirt, gab hier zu Ende des Monats November mehrere Gastrollen, nahmentlich den Abbé de l’Epée, – den Baron Stuhlbein in den Pagenstreichen – den Franz v. Moor in den Räubern und endlich den Buchhalter Fest in Reue und Ersatz*. Der Ruf des Herrn Wohlbrück vorangig‡, erhielt auch hier seine volle Bestätigung; insbesondere beweiset es für ihn, daß ein Publicum, welchem noch so lebhaft Ifflands Darstellungen derselben Rollen vorschweben, seiner Kunst so volle Gerechtigkeit wiederfahren ließ.
In dem hiesigen Museum hatte er die Gefälligkeit einige Gedichte zu declamieren; vorzüglich gelang ihm Schillers vortreffliches Lied von der Glocke. Schon die Wahl eben dieses Gedichtes macht der Einsicht des Hrn. Wohlbrück Ehre, da wohl wenige Gedichte so sehr wie dieses sich gerade zum declamatorischen Vortrage eignen. Mit heiterer Ruhe sprach er das ernste Wort beim Glockengießen, und mit seltener Reinheit der Declamation. Hinreißend schön, und mit tiefem Gefühl sprach er die Stelle:
„Einen Blick
nach dem Grabe
seiner Haabe
sendet noch der Mensch zurück. &c.“
und eben so vortreflich schloß er mit Schillers Würde der Frauen. Im Ganzen haben wir Hrn. Wohlbrück als denkenden und verständigen, nicht bloß routinirten Künstler kennen lernen und können der Bühne Glück wünschen, welche künftig sich seiner Darstellungen wird zu erfreuen haben.
(Der Beschluß künftig.)
Apparat
Zusammenfassung
über Wohlbrücks Gastauftritte in Mannheim und Webers Konzert vom 19. November 1810 (mit Fortsetzung in Nr. 101)
Generalvermerk
Es ist anzunehmen, dass dieser Text von einem Mitglied des Harmonischen Vereins stammt. Weber hat in seinem TB am 6. Dezember 1810 einen Text über Wohlbrück erwähnt, den er an diesem Tag an Georg Reinbeck sandte – es handelt sich um eine eigene und deutlich ausführlichere Fassung des Berichts aus der Feder Gottfried Webers (nicht Alexander von Duschs, wie Weber im TB schreibt), der am 15. Dezember im im Morgenblatt für gebildete Stände erschien. Es bleibt unklar ob Carl Maria von Weber beide Texte versandte oder u. U. hier die Namen von Reinbeck und Reinhold verwechselte bzw. ob die abweichende Version für Reinhold eventuell von Dusch stammt.
Entstehung
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Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Ziegler, Frank
Überlieferung
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Textzeuge: Archiv für Literatur, Kunst und Politik, Jg. 1, Nr. 100 (16. Dezember 1810), Sp. 805
Themenkommentare
Textkonstitution
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„vorangig“sic!
Einzelstellenerläuterung
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„… Fest in Reue und Ersatz“Gastauftritte im Mannheimer Hof- und Nationaltheater am 20., 27., 28. und 29. November 1810.