Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater: Verschiedene Werke im Zeitraum zwischen 7. März und 27. April 1816

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Theater.

Prag. – Der Vielwisser, Lustspiel in 5 Acten von Kotzebue. Dieses Stück, welches Hr. Polawsky (Peregrinus) zu seiner Benefice wählte, und durch sein Meisterspiel verherrlichte, gehört, nach der Ansicht des Referenten durchaus nicht zu den gelungenen des berühmten Verfassers; die Charactere sind nicht gehalten und nicht interessant, und der Knoten des Glückes so lose geschürzt, daß die Art seiner Lösung schon im ersten Acte unmöglich bezweifelt werden kann. Nächst der Hauptperson glänzte am meisten Herr Liebich als alter Baron und Dlle. Brand als Braut des Helden. Das Stück fand viel Beyfall und wurde mehrere Mahle bey vollem Hause gegeben.

Ludwig und Louise, oder der neunte Thermidor, Schauspiel in 4 Acten. Die so gütige als gründliche Beurtheilung dieses Stückes im vorigen Jahrgang des Sammlers*, welche dem Dichter mit der möglichsten Schonung seine Irrthümer sagt und das wenige Gute des Werkes so gefällig hervorhebt, erspart Ref. die Mühe, etwas mehr darüber zu sagen, als daß es recht brav gegeben wurde, aber – nur ein Mahl!!

Das Gut Sternberg; Lustspiel in 4 Acten von Mad. Weissenthurn. Es ist bekannt, daß diese geistreiche Frau, einer Biene gleich, aus jeder Blume Honig saugt, und keine Gelegenheit versäumt, als eine tüchtige poetische Amazone, Hrn. von Kotzebue die Alleinherrschaft über die Bühne streitig zu machen. Die Grundidee des Stückes ist für den Augenblick günstig, und durch 3 Acte recht brav durchgeführt und nichts außer Acht gelassen, was das Zwerchfell in Bewegung zu setzen vermag; dagegen ist der letzte Aufzug ein wahres hors d’oeuvre, und so wie er mit seinen länglichen Gesprächen da steht, vollkommen unnöthig. – Warum hat sich die Dichterinn – die sich doch sonst keinen Effect rauben läßt – die herrliche komische Scene entgehen lassen, wo die Ausgeberinn Bolzheimen die Freyheit anträgt, und dieser sie durchaus nicht anneh¦men will, weil er – sie gesehen hat u. s. w. Die Vorstellung des Stückes gehört unter die vorzüglichsten dieser Bühne und einer rühmlichen Erwähnung verdienen insbesondere die Herren Polawsky, Liebich, Allram und Wilhelmi und die Damen Liebich, Allram und Brand, welche letztere die Scene, wo sie Bolzheim in ihre Kammer gesperrt hat, gar unübertrefflich gibt. Der Beyfall war nach dem ersten Acte, – wo Herr Polawsky hervorgerufen wurde – stürmisch, während des zweyten und dritten ziemlich lebhaft, aber das Ende wurde nach Art des hiesigen Publicums, welches durch den letzten Act ermüdet war, ziemlich lau aufgenommen.

Die Elster, Drama in 3 Aufzügen nach dem Französischen. Auch dieses Stück zu analysiren, ist uns durch das Notizenblatt des Sammlers schon erspart, und Ref. gesteht, daß er selbem dafür sehr dankbar ist. Die Aufführung war gelungen zu nennen, und wenn gleich bey der ersten Vorstellung Herr Löwe (Blaiseau) hervorgerufen wurde, so sah man doch deutlich, daß dieser Beyfall seinem vortrefflichen Spiele, nicht aber der Dichtung galt, und das Stück sich wohl schwerlich lange auf dem Repertoire erhalten werde.

Der Hund des Aubri de Mont Didier, oder der Wald bey Bondy. Drama in 3 Acten. Dieser ältere Bruder des vorigen Stückes ist auch hier mit mehrerem Antheil aufgenommen worden, als jenes, obgleich der vierfüßige Gast eben keine Wunderwerke machte und mit jeder Vorstellung mehr aus seiner Rolle fiel, so daß man ihn bey einer der letztern Aufführungen durchaus nicht zum Anläuten bewegen konnte, und die Geistesgegenwart der Mad. Liebich als Wirthinn mehrmahls auf harte Proben gestellt wurde, die sie jedoch sehr glücklich bestand. Dlle. Brand gab den stummen Jüngling meisterhaft. Auch die übrige Besetzung war sehr glücklich; nur wäre Herrn Wilhelmi (Macaire) zu wünschen, daß er die Farben minder grell auftrüge.

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Jakob, Charlene

Überlieferung

  • Textzeuge: Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt, Jg. 8, Nr. 82 (9. Juli 1816), S. 340

    Einzelstellenerläuterung

    • „… im vorigen Jahrgang des Sammlers“Besprechung der Aufführung am Theater an der Wien im Sammler, Jg. 7, Nr. 132 (4. November 1815), S. 544 und Nr. 133 (7. November 1815), S. 548.

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