Antonie Weber an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Darmstadt, Freitag, 15. Oktober 1869

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Geehrter Herr Professor,

Durch längere Abwesenheit verhindert, müssen Sie wieder meine verzögerte Antwort auf Ihren geehrten Brief vom 27ten Sept. entschuldigen

Mit Vergnügen schreibe ich Ihnen den gewünschten Canon nochmals ab*, u zwar so genau wie möglich, Form u Größe des Papiers ebenfalls nachahmend*. Andere nähere Auskunft kann ich Ihnen leider nicht verschaffen. Wie ich Ihnen glaube ich früher schon einmal geschrieben, fand ich das Papierblättchen nicht in der Correspondenz meines Vaters, sondern zwischen Conzepten u Manuscripten verschiedener Arten Canon’s. Auch einen sonst darauf bezüglichen Brief oder eine solche Notiz kann ich nicht finden. Der Canon selbst scheint mir | ein solches freundliches, humoristisches Handbillet zu sein — eine Antwort auf die Einladung die eben im Manuscript fertig gewordene Sonate meines Vaters, Abends bei meinen Eltern zu spielen. So viel ich erzählen hörte, war es eine Zeitlang Gebrauch unter den Mannheimer Freunden ihre kleinen Billets in poetischer oder musikalischer Form sich zukommen zu lassen.

Das Blatt selbst trägt keinerlei Spuren daß es in Briefform geschlossen war; es müßte denn die Hälfte des damals eleganten Briefbogens, auf welchem villeicht die Adresse gestanden, später abgerissen sein, da das Blatt an 3 Seiten ein rosa Streifchen u ein gepreßtes Bördchen hat, an der 4ten aber abgeschnitten ist, ganz wie ich es anzugeben versuchte u sogar die ausgerissene Stelle dabei anbrachte[.] | Ebensogut könnte es aber auch ein aus dem Papierkorb hervorgeholtes Streifchen sein. Die Notenlinien sind mit der Feder, aus freier Hand flüchtig gezogen.

Ich freue mich sehr Ihr vollendetes Werk kennen zu lernen, an das Sie so viel warme Hingabe u ausdauernden, aufopfernden Fleiß gewendet. Es wird Ihnen selbst die größte Befriedigung verschaffen.

Mit den besten Grüßen Ihre ergebene Antonie Weber

Apparat

Zusammenfassung

schickt ihm auf J's Bitte nochmals eine getreue Kopie des Sonaten-Canons, bei der sie sogar die geprägte Bordüre und die originalen Maße nachahmt

Incipit

Durch längere Abwesenheit verhindert

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 648

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl., 1 Bl. (3 b. S. o. Adr.)
    • am Briefkopf gestempelt: „an Jähns“
    • auf der Versoseite des einzelnen Blattes von F. W. Jähns: „Canon von Carl Maria von Weber. Umstehende Copie von Antonie Weber Tochter Gottfried Weber’s

Textkonstitution

  • i„y“ überschrieben mit „i

Einzelstellenerläuterung

  • „… den gewünschten Canon nochmals ab“Eine erste Abschrift hatte Antonie Weber ihrem Brief vom 6. April 1865 beigelegt.
  • „… Größe des Papiers ebenfalls nachahmend“Die Kopie liegt dem Brief bei. Unter der Notenzeile mit dem Kanon ist folgendes Gedicht notiert: „Doch was die Götter beschließen | darf keinen Menschen verdrießen | und dieser Beschluß verdrießt mich so nicht | er lacht mir sogar noch ins Angesicht. | Drum schwör ich beym wüthenden Eber | es trokne zu Pech meine Leber, | erscheint nicht zur Stund’ | Euer | Weber | Geschrieben nach einer lustigen Nacht | und daher mit einigem Kopfweh vollbracht“.

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