Antonie Weber an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
München, Freitag, 6. September 1867
Einstellungen
Zeige Markierungen im Text
Kontext
Absolute Chronologie
Vorausgehend
- 1866-03-18: an Jähns
- 1866-02-10: von Jähns
Folgend
- 1869-10-15: an Jähns
Korrespondenzstelle
Vorausgehend
- 1866-03-18: an Jähns
- 1866-02-10: von Jähns
Folgend
- 1869-10-15: an Jähns
Erst vor kurzer Zeit erhielt ich in Berchtesgaden Ihren Brief vom 10 Aug, welcher mich an mehreren Orten verfehlte u liegen blieb.
Schon seit 6 Wochen auf Reisen, bedaure ich ganz unendlich auch dießmal wieder Sie so‡ lange auf Antwort warten lassen zu müssen u Sie villeicht in Ihren Arbeiten aufzuhalten. Noch mehr bedauere ich daß ich auch heute nicht im Stande bin Ihre Fragen mit voller Bestimmtheit zu beantworten. Ich müßte | deßhalb zu Hause erst die betreffenden Briefe u Blätter selbst nachsehen, werde aber wohl erst in 14 Tagen zurückkommen, wo dieß aber‡ mein erstes Geschäft sein soll. So viel ich mich erinnere habe ich damals den Sonatencanon ganz genau, der Form u dem Inhalt nach abgeschrieben, u gewiß kein Wort ausgelassen*. Ist kein Datum darauf angegeben — so steht wohl auch keiner im Original. Es ist kein Brief, sondern ein kleines, elegantes Blättchen u fand ich dasselbe auch nicht bei den Briefen, sondern zwischen einem Pack alter einzelner Blätter, musikalischer | Manuscripte — oder einliegend in dem M‡ musikalischen, angefangenen Lexikon, bei dem Worte „canon“
Wenn es von Wichtigkeit ist, genau den Datum festzustellen, so wäre dieß villeicht aus Briefen u Traditionen möglich u biete ich in diesem Falle Ihnen gerne meine geringe Hilfe an. Ich glaube mich zu erinnern daß C. M. W. in einem Briefe von dieser, Abends zum erstenmale zu spielenden Sonate spricht*. Diesen Brief fand ich jedoch vor 2 Jahren nicht mehr vor, u wäre es möglich daß gerade er, einmal als Autograph verschenkt ward. Diesem nachzuspüren, wäre dann nothwendig.
Verzeihen Sie die Eile mit der ich Ihnen | zu schreiben gezwungen bin, doch hat man auf Reisen selten viele Zeit dazu u wollte ich Sie nicht länger mehr auf Antwort warten lassen. Sollten Sie nochmals an mich schreiben wollen, so wird mich Ihr Brief schneller erreichen, da wir im Begriff sind nach Baden Baden zu gehen wohin mein Bruder in Darmstadt mir alle Briefe gleich hinbesorgt.
Mit den besten Grüßen empfiehlt sich Ihnen Antonie Weber
Apparat
Zusammenfassung
J. hatte nach einen Datum auf dem Blatt mit dem Sonaten-Canon gefragt, das ihm A. W. kopiert hatte; sie war lange auf Reisen und wird nach ihrer Rückkehr nachsehen
Incipit
„Erst vor kurzer Zeit erhielt ich in Berchtesgaden“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
Textkonstitution
-
„so“über der Zeile hinzugefügt
-
„aber“durchgestrichen
-
„M“durchgestrichen
Einzelstellenerläuterung
-
„… erstenmale zu spielenden Sonate spricht“Ein solcher Brief ist unbekannt, allerdings notierte C. M. von Weber zum (heute verschollenen) Autograph des Kanons, er hätte ihn am 17. März 1810 „componirt, als mir W. … schrieb, ich solle seine neue Sonate Abends spielen“; vgl. Jähns (Werke), S. 109. Auffällig ist, dass C. M. von Weber die Sonate in den (überlieferten) Briefen und Tagebuchnotizen nicht vor August 1810 erwähnt.