Carl Klein an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Kopenhagen, Montag, 28. Oktober 1878

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Mein lieber theurer Freund Jähns!

Ihr Brief vom 7 d. M., so wie das mitfolgende Bild von Ihnen, verursachte uns Allen eine große Freude, und danke ich in aller Namen recht herzlich dafür, namentlich für das Bild welches sein Platz erhalten wird, ueber oder unter unsern unvergeßlichen Weber. Diese Freude wurde aber verkümmert durch die traurigen Nachrichten über Ihren Gesundheitszustand. Das keine Besserung eintritt nach so vielen Kuren und Verausgabungen für Aufenthalt in Bädern, thut mir sehr leid, besonders wenn Sie hinzufügen, daß Sie schwerlich Aussicht haben mich wieder in Kopenhagen zu sehen. Sein Sie davon überzeugt, daß ich oft mit den Gedanken umgehe, wie köstlich es für mich sein würde Sie in Berlin mit meinen Besuch überraschen zu können. Leider ist noch keine Aussicht da, aber vielleicht daß der liebe Gott mir eine derartige Freude zu Theil werden läßt. Augenblicklich ist der pecuniaire Druck zu schwer, | aber es wäre ja möglich, daß die nächste Zukunft eine segensreichere und für mich glücklichere werden könnte; doch dies stell ich dem lieben Gott anheim. Das mir übersendete Schema folgt ausgefüllt zurück. Auf der hiesigen Universitets Bibliothek habe ich mir die Aufklärungen bis zum Jahre 1865 eingeholt, und nach der Zeit aus dem Kgl. Theater Archiv. Olavesen hat das Trio* noch nicht aufführen lassen. Es fehlt ihm ein guter u. tüchtiger Celliste[.] Jeden Abend sind sie nämlich alle in der kgl. Capelle beschäftigt, und ist es ja ohnedem Olavesen darum zu thun einen „Quartettspieler“ zu erhalten, da Orchester Spieler auf andere Art streichen wie die erstgenannten. Die ConcertOuverture, die Sie im Bilse’schen Concerte gehört haben, ist v. Emil Hartmann, Sohn v. JPE Hartmann. Sehe ich den Componisten werde ich nicht ermangeln ihn Ihren Gruß zu überbringen.
Gade traf ich vergangene Woche vorm Christiansburger Schloß. Er sprach sich wiederum mit vieler Wärme aus über Ihr Werk, und wollte es mir in diesen Tagen zurückschicken. Er läßt herzlich grüßen, u. bedauerte daß Sie in so hohem Grade kränkeln. Hartmann sen, u. Berggreen habe ich in dieser Zeit nicht gesehen. JPE Hartmann u Gade waren in Hamburg anwesend zu den Philharmonischen Concerten. Sie waren beide eingeladen, wie mir Hartmann erzählte, am Nachmittag wie er des Abends abreiste. Sanne werde ich wiederum darum angehen, die dänische Uebersetzung der Lieder herzugeben zu Ihrer Composition. Noch habe ich ihn nicht gesehen. Ich hoffe, daß ich dies Gedicht, so wie v. Olavesen Nachrichten ihnen zukommen lasse, wenn ich einige Berichtigungen so wie event. Biographien für Hr Musiol zum Absenden fertig habe. –

Nachdem ich vom Informiren u. einige Privat-Besuche nach Haus gekommen bin, nehme ich wiederum die Feder zur Hand um noch einige Worte hinzuzufügen.

Meine Besuche waren nicht der erfreulichsten Art, indem ich nemlich gezwungen bin mich zu bemühen mehrere Beschäftigung zu erlangen, u. mich deshalb an verschiedene mir persönlich bekannte Chefs in den Ministerien wandte, mit denen ich seiner Zeit oftmals verkehrte als ich in der Stellung eines schleswig’schen Archivars angestellt war. Bis jetzt ist mir nichts gelungen u. glaube ich daß das Glück mir leider wohl nicht zu Theil wird. Ich habe nemlich zu wenige Stunden zu geben, heute z. B. nur 1n, morgen 3, Mittwoch 1, Donnerstag keine, Freitag. 4, u Sonnabend 2. Das gibt mir zu wenig als Einnahme, und deshalb | rühre ich mich, obgleich ich glaube, daß jeder Gang vergebens.

Jedoch ich thue was in meinen Kräften steht u. stelle ich dem lieben Gott Alles übrige anheim. Meine Frau u. Kinder lassen aufs herzlichste grüßen und besonders danken für das uns gesandte Bild. Sobald es mir möglich ist, so schicke ich Ihnen eine Familien-Photographie meiner Frau u. Kinder.

Und empfangen nun schließlich die herzlichsten Grüße von Ihrem alzeit treuen Freund
Carl Klein.

Apparat

Zusammenfassung

schickt beantworteten Fragebogen zurück (vermutlich Anzahl der Freischütz-Aufführungen in Kopenhagen), sonst nur persönliche Mitteilungen

Incipit

Ihr Brief vom 7. d. M., so wie das mitfolgende Bild

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 329

    Quellenbeschreibung

    • 2 DBl. (4 b. S. o. Adr.)

Textkonstitution

  • „mir“über der Zeile hinzugefügt
  • „darum“über der Zeile hinzugefügt
  • „der Lieder“über der Zeile hinzugefügt
  • „zu“über der Zeile hinzugefügt
  • „Glück“über der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • „… Archiv. Olavesen hat das Trio“Wohl eher das Trio op. 10 von F. W. Jähns (Vl., Vc., Pf.) als jenes von Weber op. 63 (Fl., Vc., Pf.), an dem der Geiger Olavesen nicht mitwirken konnte.

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