Carl Klein an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin mit Nachschrift von
Axel Klein
Kopenhagen, Montag, 31. Dezember 1877
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(Lo’vsfrode‡ 5, Abends.)
Mein theurer Freund Jähns!
Da es mein innigster Wunsch ist, daß dieser Brief zum 2 Januar in Berlin anlangt, so hab ich mich heute darüber hergemacht, um noch einige Notizen zu den mitfolgende Biographien herbeizuschaffen*. Vorerst nehmen Sie denn meine herzlichsten Wünsche zum Geburtstag so wie zum neuen Jahr. Gott gebe Ihnen Kraft zum Wirken in Ihrer Kunst, welches für Sie ein großes Erdenglück ist. Mit freudiger Erwartung sehe ich gute Nachrichten von Ihnen entgegen. Das Weihnachtsfest haben wir recht glücklich verlebt. Den Weihnachts Abend waren wir allein mit unsren Kindern, den ersten Weihnachts Tag, Abends bei Olavesen u. meiner Magdalene, u. am 2ten bei meinem Sohn Eduard, der verheiratet ist. An meinem Geburtstag d. 28 Dcbr waren sämtlich Genannten bei mir. Alle befinden sich Gott sei Dank im besten Wohlsein. – Und nun noch einige Worte über das mitfolgende Manuscript.
Von Professor Hartmann die freundlichsten Grüße. Ich habe ihn in letzterer Zeit mehrmals besucht, und zwar gestern auf der Orgel in der Frauenkirche. Er bat mich einige Worte zu schreiben‡ über seinen Großvater der ja ein sehr bedeutender ja hervorragender Musiker gewesen sei. Aus die über ihn niedergeschriebene | Biographi werden Sie ja selbst beurtheilen können, daß er würdig ist in einem „Musikalischen Lexicon“ aufgenommen zu werden, um nicht der Vergessenheit anheim zu fallen. Ich habe die 3 Hartmanns numerirt so daß Johann Ernst H. erst, und dann J. P. E. H, u. darauf Emil H. folgt.
Dann habe ich Artikel geschrieben über Berggreen, Kunzen, Paulli, Schall, so wie über Gade u. Kuhlau. Die beiden letzteren sind zu leicht abgefertigt u.‡ in‡ der 8ten Aufl. des Schuberth’schen Lexikon’s welches ist‡ besitze, u. glaube ich daß die von mir gemachten Notizen hinzugefügt werden müßten. Daß Weyse in genannten Lexicon gar nicht erwähnt ist finde ich merklich. Hartmann erstaunte als ich ihn diese Mittheilung machte. Ich überlasse Ihnen lieber Freund, meine biographischen Notizen zu benutzen ganz nach Belieben, aber gerne möchte ich daß Einiges über Allen gesagt wird. Wollen Sie daß ich, wenn es nicht zu spät ist, noch eine kurze Biographie über Weyse schreibe so bitte ich um einige Worte deshalb, aber Sie können hinreichendes Material finden in Fink’s „Nekrolog“ über Weyse in „Cœli‡ Cæcilia“. – Was im‡ in der‡ 8tn Aufl des Lexicons über J A P Schulz steht, muß wohl als‡ hinreichend sein. Es wäre auch über ihn noch Manches hinzuzufügen, aber auch dies nur wenn Sie es als wünschenswerth finden. Hartmann fand auch | daß das‡ unser hiesiges „Conservatorium“ genannt werden müßte unter den Artikel: „Conservatoire de musique“. Heute traf ich auf der Straße den Cantor Sanne, der herzlich grüßen läßt. Ihre beiden Compositionen* werden zu Ostern in der Frauenkirche aufgeführt, mit dänischen Text.
Auch von Berggreen die freundlichsten Grüße. Ich habe ihn in kurzer Zeit zwei Mal besucht. Er kränkelt fortwährend. Und nun mein theurer Freund muß ich mich sputen den Brief auf die Post zu bringen. Die Uhr ist 7 ½., und jeden Augenblick erwarte ich meinen Schwager nebst Frau u Kinder die mit uns den Schluß des Alten- und den Beginn des neuen-Jahres erleben wollen. Ich hoffte daß dieser Brief bald, nemlich den 2tn Januar in Ihre Hände ist. Von meiner Ida, meinen Kindern und mir die herzlichsten Grüße u. besten Wünsche für Sie und alle die Ihrigen.
Noch schließlich einen Freundes-Gruß
von Ihren alzeit theuren
Freund Carl Klein
N. S.
Sie haben doch den schwedischen Text zum Freischütz erhalten?* – Abermals haben Sie sich geirrt mit dem Frankiren des vorigen
Briefes. Ich mußte 33 öre nachzahlen. Ich lasse auf der
Post d. Briefe mit‡ die gehörigen Frei Marken versehen so
irre ich mich nicht. Eiligst!!
[Nachschrift von Axel Klein:] Ich bringe ebenfalls
dem Herrn Profesor Jähns meinen‡ Glückswunsch
zu Ihrem Geburtstag, den 2ten Januar, und in‡ Angelegenheit des Jahreswechsels.
Ihrem ergebenen
Axel
Klein.
Apparat
Verfasst von
Zusammenfassung
Incipit
„Da es mein innigster Wunsch ist, daß dieser Brief“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Frank Ziegler
Überlieferung
Textkonstitution
-
„Lo’vsfrode“unsichere Lesung
-
„zu schreiben“über der Zeile hinzugefügt
-
„u.“durchgestrichen
-
„in“über der Zeile hinzugefügt
-
„Cœli“durchgestrichen
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„im“durchgestrichen
-
„in der“über der Zeile hinzugefügt
-
„als“durchgestrichen
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„das“durchgestrichen
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„d. Briefe mit“über der Zeile hinzugefügt
-
„en“in der Zeile hinzugefügt
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„in“am Rand hinzugefügt
Einzelstellenerläuterung
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„ist“recte „ich“.
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„… grüßen läßt. Ihre beiden Compositionen“Möglicherweise das Agnus Dei op. 37 und das Ave Regina op. 40 von Jähns.
-
„… schwedischen Text zum Freischütz erhalten?“Ein gedrucktes Textbuch in schwedischer Übersetzung als Friskytten aus dem Jahr 1872 findet sich in der Sammlung von Jähns, heute D-B, Weberiana Cl. VI [Kasten 2], Nr. 18.