Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Dresden
Wien, Montag, 6. und Dienstag, 7. Oktober 1823 (Nr. 10)
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Schönen guten Abend, Frau Mukkin, und sei mir zum 3t male heute Willkommen in meiner einsamen Burg, damit ich auch einmal des Abends mit dir plaudern kann, wie Du immer thust, und weil ich fürchte Morgen früh abgehalten zu werden, deinen lieben No. 5 zu beantworten, den ich zu Hause fand als ich eben meine No. 9 auf die Post getragen hatte. Dieser wird aber kurz werden, da ich müde bin vom Arbeiten an der Ouverture, und die Madam auch sehr zufrieden sein kann wenn sie 2 Tage hinter einander Briefe von der geplagten Männe kriegt. Die Geschichte mit Gänsbacher ist sehr betrübtT, und ich hätte dort Marschner noch lieber wie den alten stumpfen Rastrelli gehabt, der dem Dienst keine Erleichterung sein wird*. o Gott – das ist recht traurig.
Der Abu Hassan soll nur fortgeschikt und nichts weiter dazu geschrieben werden*.
Den Bergbau will ich noch fortsezzen, da ich einmal schon so viel hineingestekt habe*.
Dem Willhelm Hirschel kann man die Partitur der Preziosa /: das Buch ist in jeder Buchhandlung zu haben, in Wolfs Werken :/ für sechs Ducaten laßen. ausgeschriebene Stimmen habe ich nicht*. Die Mäzze muß gar zu lieb sein, und da er so viel an mich denkt wird er mich wohl noch kennen. Morgen sind es 3 Wochen erst daß ich weg bin, nicht einmal die Hälfte meines Ausbleibens – Geduld, und Freude aufs Wiedersehen. Dein krank sein hat mich recht erschrekt, auch ist es als wenn Max ordentlich krank gewesen wäre, oder war es nur so eine Fortsezzung wie ich weg gieng?
An Morlachi werd ich später schreiben, jezt ists mir unmöglich. Nimm doch den Sperrsitz.
Du bist ein Narr mit deiner Verstimmung, ließ nur meine Briefe guten Muths, so wirst du keinen Trübsinn drin finden.
Mosje Küstner kann nun warten bis es mir gefällig ist. den Brief von Moppert mache nur auf. es ist auch Wein. legt nur alles in Keller und sauft mir ihn nicht aus.
Nun gute Nacht, kanns nicht mehr aushalten. die Finger und Augen versagen den Dienst. + + +. Mutter und Sohn, vom treu liebenden Vater. |
Die 3t Probe ist überstanden, und wie herrlich geht es schon. so wird Bergmann in seinem Leben den Adolar nicht singen*, da ist Feuer und Kraft in der Höhe. mit jeder Probe bekommen die Leute mehr Lust an ihren Parthien, Die Grünbaum sang heute schon auswendig. ich selbst habe oft Noth meine Rührung über das eigene Geschreibsel zu verbergen, weil sie es mit so viel Gefühl vortragen. Vertrau Du nur auf Gott und meine Euryanth.
Ja so, von meiner Gesundheit soll ich dir schreiben, ja was soll ich da schreiben, wenn es mir gut geht? ich huste ein bißel, aber um kein Haar mehr als zu Hause, wenn ich viel sprechen muß. Nun guten Appetit Frau Mukkin, habe auch Hunger. heute ist wieder herrliches Wetter, das giebt doppelt frohen Muth bei meiner schönen Aussicht. könnte ich dich nur herzaubern und ging es so auf den Sommer zu, wie auf den Winter, wer weiß was ich thäte. Gott segne Euch.
Mit innigster Liebe und Sehnsucht Dein Carl.
[Kußsymbol]
Apparat
Zusammenfassung
ist müde vom Arbeiten an der Ouvertüre; betr. Verkauf einer Preciosa-Partitur an Hirschel; 7.10.: berichtet über den guten Verlauf der dritten Probe
Incipit
„Schönen guten Abend, Frau Mukkin, und sei mir“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Weberiana Cl. II A a 3, 13Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)
- urspr. 1 DBl., Bl. 2 bis auf 1,7 cm Rand abgeschnitten
- auf der Rectoseite nach dem Datum von F. W. Jähns (Blei): „1823.“
- Echtheitsbestätigung am unteren linken Rand Bl. 1v von F. W. Jähns: „Carl Maria von Weber an seine Gattin. Eigenhändig.“
Provenienz
- vermutlich zu jenen 60 Weber-Briefen gehörig, die Max Maria von Weber Anfang 1854 an Friedrich Wilhelm Jähns verkaufte; vgl. Max Jähns, Friedrich Wilhelm Jähns und Max Jähns. Ein Familiengemälde für die Freunde, hg. von Karl Koetschau, Dresden 1906, S. 403
Dazugehörige Textwiedergaben
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Reisebriefe, S. 37–38
Textkonstitution
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„t“sic!
Einzelstellenerläuterung
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„… Dienst keine Erleichterung sein wird“Im September 1824 erhielten sowohl Marschner als auch Rastrelli eine Anstellung als Musikdirektor.
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„… nichts weiter dazu geschrieben werden“Laut Tagebuch-Abrechnung vom 10. November 1823 handelte es sich um die Opernpartitur für das Kopenhagener Theater.
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„… schon so viel hineingestekt habe“Weber hatte am 1. Dezember 1821 Anteilsscheine (Kuxe) eines Annaberger Bergwerks erworben; vgl. Tagebuch sowie die Bestätigung.
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