Carl Maria von Weber an Caroline Brandt in Prag (Fragment)
zwischen Samstag, 16. Juli und Mittwoch, 21. September 1814
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Kontext
Absolute Chronologie
Vorausgehend
- 1814-09-17: an Lichtenstein
- 1814-09-18: von Liebich
Folgend
- 1814-09-30: an Gänsbacher
- 1814-09-27: von Brühl
Korrespondenzstelle
Vorausgehend
- 1814-09-15: an Weber
- 1814-09-02: von Weber
Folgend
- 1815-06-12: an Weber
- 1815-06-19: von Weber
Sei nicht böse lieb Mukkerl, schelte mich einen Grillenfänger einen brummigen Grübler, — aber ich kann mir nicht helfen es muß heraus, ich muß dir alles sagen was ich denke.
Wenn ich so deinen Brief öfters Ueberlese, und du so ganz lebendig dadurch und darinn vor mir stehst, so kann ich noch immer das Gefühl nicht unterdrükken daß deine Heiterkeit noch nicht ganz rein ist. Manche seltsame bedeutungsvolle Äußerung drängt sich, dir vielleicht unwillkührlich in deine Briefe ein, durch den anscheinenden Frohsinn durch. Gott gebe daß ich mich betrüge aber es ist sonderbar daß ich diesen Gedanken, diese Furcht nie ganz los werden kann. Doch, hinweg mit allem was dich verstimmen könnte, Schelte mich aus. sage mir‡ wasche mir recht tüchtig den Pelz, ich will es gerne leiden, nur mache daß immer fester und fester in mir die Hoffnung auf eine glükliche frohe Zukunft in mir Wurzel faße.
Grüße die Bach, Mutter pp alle Bekannte aufs Beste. ich drükke dich innigst [an] meine Brust [und] halte dich so fest, so fest – daß Mukkerl beynah der Athem vergeht, und es froh ist daß ich loslaße. 10000000 Küße von deinem dich innigst liebenden treusten Carl.
Apparat
Zusammenfassung
Privates
Incipit
„Sei nicht böse, lieb Muckerl, schelte mich einen“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung in 2 Textzeugen
-
1. Textzeuge: verschollen
Provenienz
- Henrici & Liepmannssohn, 6./7. Dez. 1926, Nr. 593 (Heyer 1, unter „München, 14. Juli 1815“)
- Boerner, C.G.: Auktion 104 (3.–6. Mai 1911), Nr. 1199 (unter „München 14. Juli 1815“)
- Boerner, C.G.: Kat. 16 (1910), Nr. 436 mit Teilfaksimile (unter „München, 14. Juli 1815“)
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2. Textzeuge: Georg Kinsky, Ungedruckte Briefe Carl Maria v. Webers, in: Neue Zeitschrift für Musik, Jg. 93, Heft 6 (Juni 1926), S. 336–337 (unvollständig, unter 14. Juli 1815!)
Textkonstitution
Wiedergabe der Adresse nach ED (Textzeuge 2), Rest des Briefes nach Faksimile (Textzeuge 1)
Das Brieffragment ist sowohl in den Auktionskatalogen als auch im Erstdruck mit 14. Juli 1815 datiert (Ortsangabe: München), kann aber aus inhaltlichen Gründen nicht Webers Reise nach Hradek und München im Sommer 1815 zugeordnet werden. Die von Weber gegrüßte Susette Bach war zu dieser Zeit bereits eine verh. Mad. Neumayer und hatte zudem im Frühjahr 1815 das Prager Theater verlassen und war in Königsberg engagiert. Zudem liegt vom 14. Juli 1815 ein kompletter Brief Webers an C. Brandt (inklusive Adressenseite) vor, zu dem das Fragment unmöglich gehören kann. Somit ist eher ein Zusammenhang mit der Reise von 1814 nach Liebwerda, Berlin, Leipzig, Weimar, Gotha, Tonna und Altenburg anzunehmen (auch die war von Auseinandersetzungen zwischen Weber und Caroline Brandt überschattet). Die naheliegende Annahme, dass lediglich die Jahresangabe falsch ist, das Fragment also vom 14. Juli 1814 stammt (und somit zu dem von Max Maria von Weber publizierten Fragment von diesem Tag gehört), erweist sich bei näherer Betrachtung ebenfalls als wenig wahrscheinlich, da Weber sich im vorliegenden Briefausschnitt auf ein Schreiben von Caroline Brandt bezieht. Den ersten ihrer Briefe nach Liebwerda erhielt er allerdings erst am 16. Juli (vgl. den Brief vom 16.–19. Juli), die nächsten beiden sind als Nr. 2 und Nr. 3 gezählt (vgl. Webers Bezugnahmen in den Briefen vom 19.–21. Juli sowie 23.–25. Juli 1814). Zudem wäre verwunderlich, dass Weber zwar die Mutter von Caroline Brandt grüßt, nicht aber Vater und Bruder, die sich gastweise in Prag aufhielten und in anderen Briefen Webers aus Liebwerda (vom 10., 11., 16./19., 19./22. Juli) mit Grüßen bedacht werden. Da lediglich ein Zusammenhang mit der Reise 1814 (nach Empfang des ersten Briefes von Caroline Brandt) hergestellt werden kann und – erschwert durch das Fehlen von Webers Tagebuchnotizen aus dieser Zeit – eine Zuordnung des Fragments zu einem der überlieferten (teils unvollständigen) Briefe bzw. einem weiteren verschollenen aus dem Sommer 1814 nicht zweifelsfrei möglich ist, kann das Fragment lediglich dem Zeitraum zwischen dem 16. Juli und Webers Abreise aus Gotha (21. September) zugewiesen werden (am 25. September kam er wieder in Prag an; vgl. seinen Brief an Hinrich Lichtenstein vom 18. Oktober 1814).
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„sage mir“durchgestrichen
Einzelstellenerläuterung
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„… Prag“Adresse nach Kinsky, S. 336.