Friedrich Kaufmann an August Apel in Leipzig
Dresden, Freitag, 27. Dezember 1811

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Sr. Wohlgebohren

dem Herrn Dr. Apel.

dem Concertsaal gegenüber

in

Leipzig.

d. G.

Theurer Freund!

Sie erlauben mir, Ueberbringer dieses die H. Kappelmstr und Compositeur C. M. v. Weber, und den k. bayr Camervirtuosen u ersten Clarinettisten H. Bärmann welche beyde vereint ein Concert bei Ihnen geben werden, sehr angelegentl[ich] zu empfelen. – Ich kann dieses um so mehr da ich beyde während meines Aufenthalts in München* sehr oft zu hören Gelegenheit hatte, und iedesmal, besonders durch Webers Ideengang und Bärmanns herrlichen Ton, den ich an keinem Orte, selbst von Hermbstädt nicht so schön gehört habe, bezaubert wurde.

Ich bin überzeugt daß es Ihnen eben so gehen wird.

Sie zu bitten dieses wahre Künstlerpaar nicht ganz besonders durch ihren Rath und wie es Ihnen sonst mögl. zu unterstützen, ist der Zweck dieses Briefes.

Sehr wünschte ich Ihnen wieder einmal mein verbeßertes Harmonichord – d. zweite – hören zu laßen.*

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Die vorzügl. Verbeßerungen an denselben sind.

  1. weit vollerer Ton, die hohen Töne waren bei dem ersten viel zu spitz, so d und ließen die Octave zu viel hören. Sie wißen unsern Streit über den Tonvorzug des Harmonichords u der Harmonica – dieser spitze Ton war es – welcher mir nicht in die Ohren wollte.
  2. Durchaus mehr Kraft, iedoch unbeschadet des Pianissimo. und dieses vorzügl. in den Mitteltönen. und in der Höhe – 3. wodurch nun endl. vollkommene Gleichheit des Tons durchgängig bewirkt worden ist.
  3. Geschwinderer Anspruch –
  4. Werden Sie sich errinnern daß das Crescendo das der Discanttöne, im Verhältniße des der Bäße, viel zu unbedeutend war. Diesem Uebel ist glücklich gesteuert ietzt kann ich z. B. das Crescendo im Notenbeispiel: f’’’ im Violinschlüssel wie im Notenbeispiel: tiefes C im Baßschlüssel vollkommen harmonisch bewirken.
  5. sind nach Ihrem Wunsche Dämpfer d. h. einzelne Dämpfer angebracht worden, u zwar auf die Art, das ich ganz ohne Nachhall – mit wenigem Nachhall und endl. mit vollem Nachhall spielen kann, die Einrichtung das ich z. B. in dem Discant die Töne nach | hallen laße, während ich sie in Bäßen ganz kurz abstoße – oder umgekehrt – ist geblieben. –

Das sind so ungefähr die wesentl. Vorzüge des 2ten Harmonichords – ietzt kann ich aber wohl sagen viel beßer werden sie nun nicht – wenigstens von mir nicht gemacht –

Doch ich muß schließen Leben Sie wohl
erfreuen Sie mich bald mit einigen
Zeilen, und sein Sie versichert daß
ich nie aufhören werde zu sein
Ihr
dankbarer Freund
F. Kaufmann

Ich bitte empfelen
Sie mich Ihrer Frau Gemahlin
und allen meinen Freunden.

Apparat

Zusammenfassung

Empfehlungsbrief für Weber und Baermann, die er in München öfter gehört habe; würde ihm gerne sein neues Harmonichord vorführen, dessen Verbesserungen er beschreibt

Incipit

Sie erlauben mir, Ueberbringer dieses die H. Kapellmstr

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Ermlitz (D), Apelsche Kulturstiftung

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelrest und Siegeleinriss

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Ute Schwab, „»Das stärkste Fortissimo wie der leiseste Hauch des Smorzando«. Ein Brief, drei Männer und ein Harmonichord“, in: Weber-Studien, Bd. 3 (1996), S. 66–68

Textkonstitution

  • „nicht“durchgestrichen
  • „Ihnen“über der Zeile hinzugefügt
  • „denselben“sic!
  • „so d“durchgestrichen
  • „iedoch“unsichere Lesung
  • „3.“durchgestrichen
  • „das“durchgestrichen
  • s„s“ überschrieben mit „s

Einzelstellenerläuterung

  • d. G.Abk. von „durch Güte“.
  • „… d. 27. Dec . 1811“Weber und Baermann verließen Dresden schon am 26. Dezember, daher muss der Brief entweder vordatiert oder nachgesandt worden sein.
  • „… während meines Aufenthalts in München“Friedrich Kaufmann hielt sich im Mai und Juni 1811 während einer Konzertreise, auf der er das gemeinsam von ihm und seinem Vater erfundene Harmonichord vorstellte, in München auf. Weber komponierte in dieser Zeit für ihn das Adagio und Rondo für Harmonichord.
  • „… zweite – hören zu laßen.“Vgl. dazu auch den Brief Webers an Gänsbacher vom 27. Juni 1811.

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