Georg August von Griesinger an Carl August Böttiger in Dresden
Wien, Mittwoch, 12. März 1823

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Mein verehrter Freund,

Sophie Schröder, die Mutter, hat einen Urlaub auf 3. Wochen bekommen, nämlich außer der Charwoche noch 14 Tage, um ihre Tochter nach Dresden zu begleiten; dafür werden ihr aber von ihrem gewöhnlichen SommerUrlaub 14 Tage abgezogen.

Vertraulich theile ich zu Ihrer und des Hn. Geh. R. v. Könneritz PrivatNotiz mit, wie sich ohnlängst einer von den hiesigen Directoren gegen mich über Minna Schröder geäußert hat. „Sie wird, sagte er, der Dresdner Direction viel zu schaffen machen, denn sie ist arrogant, hält sich für eine Fodor, und ist sehr reizbar, wenn das Publikum mit seinem Beifalle geizt; der Hauptgrund, warum sie uns verläßt, ist, weil sie glaubt, daß Mslle. Sonntag, die zu Ostern hier eintritt, ihr den Rang ablaufen werde; nichts destoweniger ist ihr Abgang für uns ein großer Verlust, und sie ist in Rollen die eine große KraftAnstrengung erfordern, wie im Blaubart, Fidelio, Cordelia u. d. m. so bald nicht zu ersezen.“

Es heißt Gr. Palfy speculire auf Mad. Stich für das Theater an der Wien. Da stünde sie ganz einzeln, und nicht auf dem ihrem Talente angemeßenen Plaz; es ist auch sehr zweifelhaft, ob gegen ihre Ernennung nicht anderwärts protestirt würde.

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Im Theater an der Wien hat jezt ein Spektakelstük: der Schwarzbart*, großen Zulauf, und es ist wirklich in Hinsicht der Maschinerie ganz neu und einzig. Eine Scene spielt auf dem Verdek eines großen Schiffes, es erhebt sich ein Sturm, nun wird die Handlung in den unteren Schiffsraum verlegt, die HauptPersonen retten sich in ein Boot, das große Schiff geht unter, die ganze Bühne scheint unter Wasser zu seyn, und das Boot mit den HauptPersonen kämpft gegen die Wellen bis nahe an das Proscenium. Lobender Beifall erschallt jedesmal über diese höchst gelungene und täuschende Ausführung. Ein Engländer Lewin hat den Plan dazu aus London gebracht.

Wegen einer Unpäßlichkeit der Mad. Fodor hat die erste Aufführung der italienischen Oper um einige Tage verschoben werden müßen; man hofft daß sie morgen statt finde.

Farewell!
Ihr Gr.

Apparat

Zusammenfassung

zu Oper und Schauspiel in Wien

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. h 37:4, Bd. 64, Nr. 171

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S.)

    Provenienz

    • 1926 Dresden SLB

Textkonstitution

  • „Hand“unsichere Lesung

Einzelstellenerläuterung

  • „… jezt ein Spektakelstük: der Schwarzbart“Melodramatische Pantomime in zwei Aufzügen mit Chor, Gesängen, Tänzen, Gefechten und dergl. nach dem Englischen des J. L. Lewin, Musik von Franz de Paula Roser u. a., Premiere am 8. März 1823 zum Benefiz von Lewin.

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