Gustav Adolph Heinrich an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Dresden, Donnerstag, 5. März 1874
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- 1873-11-20: an Jähns
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- 1873-11-20: an Jähns
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Sehr verehrter und lieber Herr Professor!
Heute nach beendetem großen Umzug einigermaßen zur Ruhe gelangt, gedenke ich wiederum Ihrer gütigen, wohlwollenden, mir überaus zur Beruhigung dienenden Zeilen vom Februar; denn obschon viele gegründete Ursachen, hauptsächlich aber mein sich immer mehr verschlimmerndes Augenleiden zu dem Verkaufe meines Grundstückes und der damit verbundenen Weberstiftung genöthigt haben, so ist mir und meiner Gattin die Trennung besonders von der so mühevoll gesammelten Letzteren gar nicht leicht geworden. Ihr werthgeschätztes letztes Schreiben jedoch, aus welchem ich die vollste Würdigung meiner Entäußerungsgründe und Ihre Billigung meines Entschlusses ja mit Sicherheit entnehmen darf, so wie die feste Zusicherung des nunmehrigen Besitzers | Herrn Müller’s, welcher zufälliger Weise mit Hℓ. Hofrath M. M. v. Weber recht wohl bekannt ist, die betr. Sammlung stets in Ehren zu halten und auch fortzusetzen, hat uns schließlich doch eine recht erfreuliche Befriedigung gewährt und ich kann wohl mit Recht der Uiberzeugung leben, das von mir Geschaffene auch ferner in guten Händen zu wissen.
Mein so überaus hartes Schicksal hat es nun einmal bestimmt, mich von so Vielen waß mir bisher Freude und waß mich glücklich gemacht, auf immer trennen zu‡ müssen. Doch ich will nicht klagen, ich werde mich mit denen zu trösten suchen denen ein gleiches Loos beschieden, und männlich zu‡ tragen w‡aß ich nun einmal zu ändern nicht im Stande bin; möge Gott mir stets die nöthige Kraft hierzu schenken! Daß Glück, Ihre Freundschaft zu besitzen, leuchtet mir wie ein lichter Stern.
|Unser neues Daheim*, ebenfalls eine schöne, behagliche Familienwohnung jedoch mit kleineren Garten, befindet sich leider noch im Bau und haben wir deßhalb eine Interims-Wohnung auf hiesiger Nordstraße No. 6 bezogen, in welcher wir bis September d. J. zuzubringen gedenken. Obgleich nun diese Wohnung ein Viertelstündchen weiter, (nach dem Waldschlößchen zu,) gelegen ist, so geben wir uns dennoch der freudigen Hoffnung hin, daß Sie, verehrtester Herr und Freund uns bei etwaigem Aufenthalt in Dresden nicht vergessen werden. Frau Brauer welche sich des besten Wohlseins erfreut, habe ich Ihre Grüße rechtzeitig bestellt, und besten Dank dafür an Ew. Wohlgeboren auszurichten.
Mit dem herzlichsten Wunsch für Ihr stetes Wohlergehen und dauernde Gesundheit, begrüßt Sie mit aller Freundschaft Ihr dankbarergebener G. A. Heinrich
und Frau.
Apparat
Zusammenfassung
dankt für Brief von J., in dem jener Verständnis für den Verkauf des Grundstückes äußert; der jetzige Besitzer ist bekannt mit Max Maria von Weber und hat betont, dass er die Sammlung stets in Ehren halten und auch fortsetzen will
Incipit
„Heute nach beendetem großen Umzug“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz
Überlieferung
Textkonstitution
-
„… gemacht, auf immer trennen zu“ursprünglich „zu trennen“, Reihenfolge der Worte durch Zählung korrigiert
-
„zu“durchgestrichen
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„… und männlich zu tragen w“s überschrieben mit w
Einzelstellenerläuterung
-
„… Unser neues Daheim“Laut Dresdner Adreß- und Geschäfts-Handbuchbuch 1875 (S. 133) in der Zittauerstraße 14.