Bericht über die vollendete Fassung von „Die drei Pintos“ von Gustav Mahler
* Eine für alle Freunde der Weber’schen Musik interessante Nachricht bringt die „D. Ztg.“ in Wien. Im Nachlasse Carl Maria von Webers befand und befindet sich der Entwurf zu einer komischen Spieloper, deren Stoff dem spanischen Leben entnommen ist. Der Text ist vollständig für drei Acte vorhanden, die Composition aber blieb unvollendet. Weber führte nämlich im ersten Act nur die Singstimmen aus und gab hier und dort Andeutungen, wie er sich die orchestrale Begleitung dachte. Vom zweiten Act componirte er eine einzige Nummer und der dritte Act ist gänzlich unbesetzt. Alle Kenner, welche die vom lebenden Enkel des Componisten sorgsam gehütete Handschrift einsahen, waren entzückt von dem urwüchsigen Humor und der lebensfrischen Komik, welche sich im Text und den musikalischen Andeutungen Weber’s ausdrücken. Der Nachkomme Webers gab die Opernbruchstücke auch schon verschiedenen Componisten, von denen er glaubte, daß sie das von Weber Begonnene zu Ende führen könnten, mit der Aufmunterung, das nachgelassene Werk zu vervollständigen und in seines Meisters Geiste zum vollen Leben zu erwecken. Immer aber mißglückte der Versuch. Da lernte der Enkel Weber’s, der in Dresden lebt, im verflossenen Winter den nach Leipzig als zweiten Capellmeister neben Nickisch an das neue Stadttheater berufenen jungen Wiener Musiker Mahler kennen. Mahler erhielt nun von dem Enkel Weber’s ebenfalls das alte Opernfragment mitgetheilt. Er machte sich mit großer Lust an die Arbeit. Dieselbe gelang ihm derartig, daß der erste Act der Weber’schen Oper von ihm vollständig im Sinne des Meisters ausgeführt ist, und daß er auch den zweiten und dritten mit Benutzung hinterlassener Romanzen Weber’s durchzucomponiren hofft. Das ganze Werk ist nämlich von der Direction des neuen Leipziger Stadttheaters sofort nach Anhörung des ersten Actes als „erste Neuheit“ für die kommende Saison zur Aufführung angenommen worden.
[…]Apparat
Entstehung
–
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Amiryan-Stein, Aida
Überlieferung
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Textzeuge: Signale für die Musikalische Welt, Jg. 45, Nr. 43 (August 1887), S. 679