Einrichtung von Webers Grabstätte in Deutschland
C. M. v. Weber’s Grabstätte im Vaterlande.
Der unlängst laut gewordene Gedanke, die irdischen Ueberreste unsres unvergeßlichen Weber dem drohenden spurlosen Verschwinden aus der Moorfieldskapelle in London zu entreißen und ihnen eine bleibende Ruhestätte im Vaterlande selbst – in Dresden – zu bereiten, reift nunmehr seiner endlichen Ausführung entgegen.
Konnte wohl Niemand daran zweifeln, daß die königliche Kapelle, in treubewahrter Anhänglichkeit an ihren einstigen Meister, zunächst jenen Gedanken sich aneignen werde, so will man jetzt gern die erfreuliche Bestätigung hiervon in der von der Generaldirection neuerlich officiell getroffenen Einleitung erblicken, daß hoffentlich schon in kurzer Zeit zuverlässige weitere Nachricht über die Sachlage und alle sonst dahin einschlagenden Verhältnisse zur öffentlichen Kenntniß gelangen soll. Inzwischen hat sich, wie gleichfalls zu erwarten stand, für die kräftigste Förderung dieser schönen Angelegenheit auch das Publikum selbst deutlich ausgesprochen: der würdige Arnold in Dresden hat die hierunter kund gegebene Erwartung erfüllt und sich an die Spitze derer gestellt, welche schon jetzt, unbeschadet aller künftigen Vorschritte, thatsächlich an den Tag legen wollen, wie theuer und werth ihnen der obige Gedanke sei. An die von Herrn Meser und Rotter an und täglich mehren sich auf ihnen die Unterzeichnungen.
Bei so vielversprechend begonnenem Werke blieb nur ein Wunsch noch übrig: der Zustimmung der hinterlassenen Wittwe Weber’s sich versichert halten zu dürfen. – Diese Zustimmung ist erfolgt und die „Vaterlandsblätter“ sind ermächtigt, solches öffentlich hiermit auszusprechen.
Jeder Tag, den Weber fern von den Seinen verlebte, war dem Andenken an sie geweiht. Er sehnte sich – wohl im dunklen Vorgefühl seines so nahen Abschie¦des für immer – nach Denen, die er so sehr geliebt, nach seiner Gattin, seinen Söhnen, und sein treuer Begleiter Fürstenau mußte auf seine Bitten schleunigst alle Vorkehrungen zur Abreise treffen, als ihm der Todesengel bereits sanft die Fackel des Lebens neigte. Das war das letzte und heiligste Vermächtniß Weber’s an die Seinen: er wollte bei ihnen weilen!
Funfzehn‡ Jahre sind seitdem verflossen. Gewiß, von Neuem muß sich die herbe Wunde öffnen, die sein Abschied den Seinen schlug, wenn jetzt die theuren Ueberreste des Entschlafenen ihnen zugeführt werden. Doch auch der Schmerz hat seine Wonnen. Weber’s Sarg soll zum Vaterland geleitet werden durch Liebe und Verehrung: ein freier ungekünstelter Erguß der Bewunderung und Dankbarkeit Tausender für des großen Entschlafenen unvergängliche Schöpfungen in dem lichten Reiche der Töne. Könnte und dürfte da wohl die Mutter widerstreben, wo das herrlichste Erziehungsmoment für die heranreifenden Söhne so ungeahnt sich darbietet: der Triumph des vom Volke gefeierten Andenkens ihres längst verschiedenen Vaters? Sollte nicht auch die Gattin sich fromm erhoben fühlen an der heimlichen Grabstätte, die dann ihr Theuerstes birgt und ihr laut verkünden muß, daß der Gatte doch noch lebe?
Weber’s Wittwe wird den theuren Sarg mit tiefer Rührung, mit heißem Danke entgegennehmen! Ihr bescheidener Wunsch würde nur der sein, daß aller Prunk vermieden werde. Eine stille Beisetzung führe den Sarg zum einfachen Grabe, das ein einfacher Stein mit Weber’s Namen den kommenden Zeiten bezeichnen möge. Sollte dann noch ein Mehreres ausführbar sein, so würde es dem edlen Sinne des Entschlafenen entsprechen, wenn sich mit seinem Andenken eine Stiftung für Erziehung von Kindern armer verdienter Musiker verbinden könnte.
Apparat
Entstehung
–
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Amiryan-Stein, Aida
Überlieferung
-
Textzeuge: Sächsische Vaterlands-Blätter, Jg. 1, Nr. 56 (11. März 1841), S. 267