Aufführungsbesprechung Heidelberg: Konzert Georg Joseph Voglers am 13. Februar 1812 in Heidelberg
Am 13 d. M. gab der berühmte Abt Vogler in der hiesigen lutherischen Kirche ein großes Orgelkonzert. Sein Ruf ist entschieden, und Ref. maßt sich daher keines ferneren Urtheils an. Nur so viel bemerkt er, daß Tartini’s Wort über Quanz vollkommen auf das Spiel des Herrn Abt paßt: Das ist schön und schwer; aber es spricht nicht zum Herzen! – Eine Thatsache indeß, welche bey dieser Gelegenheit vorfiel, darf wohl nicht mit Stillschweigen übergangen werden. Auf dem Konzertzettel stand mit ausdrücklichen Worten: Zum Besten der Armen! Mithin hätte den Armen Heidelbergs wohl die ganze Einnahme, welche, wie man sagt, 418 Gulden betragen haben soll, gehört. Allein sie erhielten nur die eine Hälfte der Summe, weil der Herr Abt die andere mitnahm. Referent weiß sich indeß diesen Umstand sehr wohl zu erklären. Da es sich nämlich nach der bekannten Großmuth des Herrn Abt auf keine Weise vermuthen läßt, als habe er die andere Hälfte für sich allein behalten, so ist es mehr als wahrscheinlich, wo nicht gewiß, daß er sie entweder der Armen Darmstadts zugedacht, oder allen Armen und Hilfsbedürftigen, welche ihm in seinem Leben noch aufstoßen würden, bestimmt habe. Wir loben diese Gerechtigkeit des Herrn Abt, und geben hiermit allen Armen, welche das Glück haben sollten, ihm zu begegnen, eine Anweisung auf ihn, welche er gewiß honoriren wird!
Heidelberg. K***
*) Unsere Meinung von dem Benehmen des ehrwürdigen Abt Vogler stimmt nicht mit dem Inhalte
dieses Briefes überein. Indessen haben wir unsere Gründe, denselben weder
zurückzuhalten, noch geradezu das Faktum zu negiren; aber wir hoffen, aus der
Feder eines andern gleich achtbaren
Correspondenten nähere Aufschlüsse mittheilen zu können.*
d. H.‡
Apparat
Generalvermerk
Kommentar: G. Weber war der Veröffentlichung dieser Kritik an Vogler zuvorgekommen, vgl. seinen Brief an Meyerbeer vom 14. Februar 1812. Sein kurzer Text erschien noch am 14. Februar, während die vorliegende Kritik erst in Nr. 46 am 24. Februar publiziert wurde. Gleich am darauffolgenden Tag publizierte Ferdinand Kaufmann dann in seinem Badischen Magazin einen weiteren, ausführlicheren Text G. Webers dazu.
Entstehung
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Überlieferung
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Textzeuge: Badisches Magazin, Jg. 2, Nr. 45 (24. Februar 1812), S. 178