Correspondenz=Nachrichten aus Prag vom 12. Januar 1817
Prag, vom 12. Jan. 1817
Gestern beging das hiesige Königl. Ständische Theater die Todtenfeier des am 20. December verstorbenen Direktors desselben, Karl Liebich. Sein Tod in der Blüthe des Mannes=Alters hatte allgemeine Theilnahme erweckt, denn er war ein wahrhaft edler und trefflicher Mann,ein ausgezeichneter Künstler, und der Vater seiner Gesellschaft, die an ihm einen unersetzlichen Verlust erlitt, und die er mit Weisheitund Liebe durch so manchen Zeitensturm geleitet hatte. Die Bühnestellte zu dieser traurigen aber tiefergreifenden Feier einen Saal vor,in dessen Mitte sich Liebichs Bild nebst einem davorstehenden einfachenOpferaltar befand. Eine Trauersymphonie leitete ein, dann erhob sichder Vorhang, und sämmtliche Schauspieler und Schauspielerinnenwaren schwarz gekleidet auf der Bühne versammelt. Ein Trauerchorfiel nun ein. Nach dessen Ende trat der Regisseur vor und sprach folgendes:
Hierauf legte die Schauspielerin, Demoiselle Brand einen Eichenkranzauf den Altar, sprechend:
Die Schauspielerin, Dem. Böhler einen Lorbeerkranz auf den Altar legend, fuhr dann fort:
Dann endet der Regisseur Bayer:
(Ein Genius schwebte von der Decke herab und dann mit dem Bilde wieder aufwärts.)
Du schwangst Dich auf zum lichten Himmelsbogen,Dort sind Unsterbliche Dir hoch gewogen.Der Vorhang sank hierauf, und tiefe Rührung war überallverbreitet. Die Worte sind von W. A. Gerle, Professor am hiesigen Conservatorio gedichtet.
Apparat
Zusammenfassung
Bericht über die Feier anläßlich des Todes von Johann Karl Liebich am 11. Januar 1817 im Prager Theater
Entstehung
12. Januar 1817
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Hafenstein, Deborah
Überlieferung
-
Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 1, Nr. 24 (28. Januar 1817), Bl. 2v