Korrespondenz-Nachrichten Dresden, 10. bis 29. Oktober 1818
Dresden. Am 10ten Octbr. führte die italien. Gesellschaft zum erstenmale die tragische Oper, Maometto, auf. Sie ist vom Dichter Romani in ¦ Mayland nach Voltaire’s bekanntem Trauerspiele bearbeitet, und vom königl. bayerschen Kapellm. Hrn. Ritter von Winter, in Musik gesetzt. Zum erstenmale wurde diese Oper am 23sten Jan. 1817 auf dem Teatro della Scala in Mayland gegeben und mit dem grössten Beyfall aufgenommen; worüber damals ausführliche Nachrichten in dies. Zeitung zu lesen waren. – Bey uns waren die Urtheile verschieden, und es scheint, unser Publicum fand nicht eben grosses Vergnügen an diesem Werke: es wird jedoch dies Publicum – oder, um mich bestimmter auszudrücken, der weniger denkende und schwächer empfindende Theil desselben – uns verzeihen, wenn wir behaupten, in der ganzen Oper erscheine der Geist dieses trefflichen, erfahrnen, in der Melodie und Harmonie gleichausgezeichneten Tonsetzers, wahrhaft glänzend; und das Feuer, die Kraft darin wird bey Theilnehmenden um so mehr Bewunderung erregen, da sie von einem zwey- bis dreyundsechzigjährigen Meister ausgegangen. Wir wünschen unsern jungen Componisten wahrlich ein Grosses, wenn wir sagen: möchten die, welche seine Begeisterung theilen, zugleich an seinen Einsichten und an seiner wohlgeordneten Kunst gleichsam theilhaben; und umgekehrt, die sich diese zu eigen gemacht, zugleich durch jene belebt werden! Dann würden sie – gar manches Andere unerwähnt – auch die beyden, eben jetzt gefährlichsten Stellen ihrer Fahrt durchs weite Meer der Kunst glücklich umschiffen; nämlich die schroffen Klippen überkünstlicher, kaum verständlicher Harmonie, und des vielen Singens ohne Gesang. – Zwar findet man in Winters Mahomet häufige Reminiscenzen, vornämlich aus seinem unterbrochenen Opferfest: aber, ausserdem, dass W. hier nichts gethan, als was Andere, z.B. Rossini und Sim. Mayer, (letzter vornämlich in Adelasia e Alerano) gleichfalls nicht gelassen, und wozu er, da von seinem Eigenthum die Rede ist, doch wol mehr Recht hatte, als sie; so hat ja auch W. niemals darauf Anspruch gemacht, dass ihm die Quelle ursprünglicher, immer neuer Erfindung so reich fliesse, wie etwa dem Mozart oder Haydn: und es ist und bleibt endlich doch Einseitigkeit der Ansicht und Beschränktheit des Urtheils, gegen einen Künstler Gleichgültigkeit anzunehmen oder zu affectiren, dessen Werke bey übrigens unverkennbaren und eminenten Vorzügen, im Ganzen des Geschmacks und im Einzelnen gewisser ¦ Lieblingszüge, einige Familienähnlichkeit unter sich haben. Verfährt man denn z.B. mit Malern so? Ist man – um von so vielen trefflichen Meistern, die hier zu nennen wären, nur einige anzuführen – ist man gegen Andrea del Sarto, gegen Terniers, gegen Berghem gleichgültig, weil sie allerdings in jenem Falle sind? Nein; gegen die würde man’s, die also sich gegen sie benähmen; und da uns dies ganz recht scheint, so wollen wir es auch in der Anwendung auf den hier gegebenen Fall also machen.
Die vorzüglich merkwürdigen Stücke dieser Oper sind folgende. Die Ouvertüre mit türkischer Musik, wie sie der Inhalt der Dichtung zu erfordern schien. Die darauf folgende Introduction enthält eine Musik voll Würde und Erhabenheit, und ist mit wahrhaft gründlicher Kunst geschrieben. Palmira’s Cavatina mit dem Chore der Mädchen, ist einfach, unschuldig und einnehmend. Das Duett zwischen Maometto und Zopiro: In te punir domani – ist durch die Musik schön ausgedrückt und auch declamirt. Das erste Finale ist sehr schön; es schliesst mit einem herrlichen Sextett in sechs Hauptstimmen und mit einer kräftigen Stretta. Das Duett zwischen Maometto und Seide: Ah, confida ad altra mano – ist gut: aber anziehender noch das Largo, wenn Seide sagt:
Ah! ehe questa idea erudele etc.
Maometto: E confuso l´infedele etc.
Neu ist die Idee des Tonsetzers, zwey Charaktere mit einer den Worten so angemessenen Begleitung auszudrücken, welche in ihrer Mitte eine sehr schöne Circulation des Tones aus C in As dur bildet. Rühmenswürdig ist Seide’s Arie mit dem Chore, die mit einem Duett mit Zopiro beginnt. Das Quintett ist eine der glücklichsten Darstellungen W.s., und setzt, mit der ihm vollkommen angemessenen Musik, diesem Acte die Krone auf. Palmira’s Arie ist zwar sehr gut, aber auch etwas lang. Was das Gefühl der Zuhörer abkühlt, ist das Ende derselben. – Der Dichter hätte dem Ganzen – und unschwer, wie mir däucht – weit mehr Anziehendes geben können, wenn er mehr wirklicher Dichter, als geübter Versemacher, hätte seyn wollen oder seyn können. Doch thut diese Unvollkommenheit wenigstens den angeführten schönen Musikstücken keinen Eintrag. Sie wurden auch vom Auditorio, das indessen nicht sehr zahlreich war, mit grossem ¦ Beyfall aufgenommen. Hr. Tibaldi, als Maometto, hatte den Charakter richtig gefasst, und bemühete sich nach allen Kräften, ihn befriedigend darzustellen; die Duette mit Zopiro u. Seide sang er schön. Die Lage der Töne in seiner Rolle (wie der Musiker sich ausdrückt) war indessen für seine Tenorstimme zu hoch: in manchen Stellen mit Chören wurde daher die Solostimme zu sehr übertönt. Diese, kann man sagen, ist gar nicht für den eigentlichen Tenor, mehr für den Alt gesetzt. Es muss doch jetzt in Italien keine körnigen Tenorstimmen geben, sondern, wie in Frankreich, fast nur dem Alte sich nähernde, weil man so hoch setzt. Hr. Benincasa zeichnete sich in der schönen Rolle des Zopiro gar sehr aus, und trug auch das Tragische sehr gut vor, was ihm um so mehr zum Ruhme gereicht, da dies eigentlich nicht in seiner Natur liegt, sondern nur durch Kunst und Fleis erungen war. Seine starke und schöne Bassstimme liess jeden Perioden in richtiger Declamation und kraftvollen Ausdruck hervorgehen. Das Publicum gab ihm lauten Beyfall. Hr. G. Sassaroli hatte die Rolle des Osmar‡, und Hr. Decavanti die des Fanor. Mad. Sandrini gab den jungen Seide. Sie zeigte sich als treffliche Schauspielerin, und erfahrene, ausgebildete Künstlerin überhaupt. Ihr Gesang war voller Feuer u. Ausdruck. Vorzüglich gelang ihr die grosse Arie, nachdem sie im vorhergehenden Duett den Mahomet geschworen hat, Zopiro, ihren Vater, den sie nicht kennt, zu ermorden. Hier belohnte die auch das Publicum mit allgemeinem Beyfall. Nur die einzige Bemerkung erlauben wir uns, als freundschaftlichen Rath: Mad. S. vermeide, so viel es möglich ist, männliche Rollen: ihre Gestalt passt nicht dazu. Dem. Funk, als Palmira, sang das Cantabile ihrer ersten Cavatine, so wie auch das, ihrer grossen Arie im zweyten Acte, sehr schön, weil dieses, wie wir schon öfters gesagt haben, ihrer Art, die Stimme auszubreiten und pathetisch vorzutragen, angemessen war. Schade, dass sie in der Action nicht mehr Feuer und Ungezwungenheit besitzt! Sie bedenke, dass man zwischen den Stylen einen Unterschied machen muss, und dass eben der pathetische Styl durch Energie und innere Belebtheit gehoben und lebendig werden soll. Auch berücksichtige sie die Declamation in ihrer Verschiedenheit den verschiedenen Stylen gemäss; und vorzüglich, die ¦ genaue Intonation. Wir sagen dies aus wahrem Antheil und mit dankbarer Anerkennung ihrer übrigen Verdienste. – Die Ausführung im Ganzen war sehr rühmenswürdig. Das Orchester zeigte Genauigkeit und unermüdlichen Eifer; die Chöre waren präcis. Wir unterlassen auch nicht, dem Hrn. Regisseur Bassi das verdiente Lob dafür zu ertheilen, dass er dies Stück so sorgfältig und zweckmässig angeordnet hatte; jeder Statist war auf seinem Platze, und Alles ging, auch in dieser Hinsicht, wie es sollte. Die Direction hatte in Decorationen und Costumes nichts gespart, um dieser Vorstellung alle gehörige Würde zu geben.
Am 14ten wurde Maometto wiederholt.
Am 15ten gab die deutsche Gesellschaft zum erstenmale Joconde oder die Abenteurer, komische Oper in 3 Acten, nach dem Französischen des Etienne von Seyfried mit Musik von Nicolo Isouard. Schon längst ist diese Oper in Frankreich bekannt und beliebt, wo sie entstanden, und von wo aus sie nach Deutschland gekommen ist. Die Musik hat viel Leben und Anmuth; ist gefällig und der komischen Dichtung sehr angemessen; auch die Harmonie mit Geist und vieler Kenntnis des Theaters gearbeitet. Im Style, der im Ganzen zwar französisch ist, nähert sie sich jedoch zum Theil dem muntern italienischen. An Reminiscenzen fehlt es nicht, und besonders ist aus dem vollen Strom Mozarts fleissig geschöpft worden: doch hat auch das dieser Componist mit Manier zu machen gewusst, so dass man nicht eben grossen Anlass daran nimmt, will man anders nicht sich selbst stören, und ihm zu Leibe. Da diese Oper schon auf den meisten deutschen Theatern im Gange ist: so brauchen wir nicht weiter in ihr Einzelnes einzugehen. Hr. Toussaint, als Graf, und Hr. Wilhelmi, als Jocond, spielten nicht übel, und thaten im Gesange, was sie konnten, obgleich, wer diese Oper in Paris, oder auf einigen der, eben für diese Gattung ausgezeichnet besetzten deutschen Theatern gesehen hat, die beyden genannten Acteurs nicht eben preisen kann. Mad. Miecksch war Mathilde. Obgleich Edilens Rolle in Ansehnung des Gesanges nicht von viel Bedeutung ist, so zeichnete sich Dem. Benelli doch darin aus; sie sang das Duett im 1sten Aufzuge: Ach, mein Herr Graf – mit Unbefangenheit, Feinheit und Grazie. So war auch ihr Spiel. Das komische Spiel des Hrn. Geiling, als Amtmann, war zwar ¦ übertrieben: aber wirklich possierlich. So hat es das Publicum entzückt. Dem. J. Zucker, als Hannchen, (Bauernmädchen) war sehr niedlich, unbefangen, natürlich und einnehmend; und so sang sie auch, mit ihrer frischen Stimme und schönen Manier. Dem. E. Zucker gab den jungen Bauer Lucas mit Lebhaftigkeit und Wahrheit. Die Ausführung des Ganzen war präcis*. Und so gefiel es denn auch, ohngeachtet darin kein Sturm auf die Ohren der Zuhörer mit Lärminstrumenten u. dgl. gelaufen wird, und im Grunde das Hauptinteresse auf jenen beyden männlichen Charakteren beruht, die hier, zwar nicht verfehlt, doch auch nicht erreicht wurden.
Am 22ten spielte Hr. Carl Maria v. Bocklet aus Prag, nach dem ersten Schauspiele, das Violin-Concert von Rhode in E. Ref. konnte nicht zugegen seyn, erfuhr aber, der noch sehr junge Künstler habe mit grosser Präcision und Nettigkeit, auch mit Empfindung gespielt, und einen schönen Ton aus seinem Instrumente gezogen. Um so mehr beklagt er, ihn nicht gehört zu haben u. mithin ausser Stande zu seyn, mehr von ihm zu sagen.
Am 24sten führte die italien. Gesellschaft Pärs überall beliebte Oper, Sargino, auf worin Mad. Campi, erste Sängerin der k. k. Hofoper in Wien, in der Rolle des jungen Sargino auftrat. Wollte man von den Verdiensten dieser Meisterin im Gesange im Allgemeinen sprechen: so müsste man wiederholen, was so mancher Andere schon vor langer Zeit in Warschau, Leipzig, Wien etc. von ihr gesagt und geschrieben hat. Hier ist zwar ihre Kunst bewundert, übrigens aber Vielerley herüber und hinüber über sie gekrittelt worden. Wir lassen das auf sich beruhen, und theilen unser Urtheil, partey- und rücksichtslos, wie wir pflegen, hier mit. Zuvörderst scheint uns, und mit lauter Bewunderung, zu bemerken – die belebte Declamation, die Kraft der Stimme, und der (in gewisser Sphäre) leidenschaftliche Ausdruck des Gesanges bey einer, in Jahren so weit fortgeschrittenen Frau. Obschon wir zugeben, dass ihrer Stimme das Jugendliche fehlt, und fehlen muss: so ¦ können wir dies doch nicht, ohne hinzuzusetzen: dass, wenn man sich darüber ausbreitet, man doch auch sich zu erinnern vergesse, es fehle dagegen den jugendlichen Sängerinnen, fast ohne Ausnahme, mehr oder weniger an jenen herrlichen Vorzügen. Der Umfang ihrer Stimme ist gross; sie singt vom tiefen G bis ins hohe F. Am schönsten und einander vollkommen gleich sind sich die Töne: die tiefen sind nicht so stark und sonor; und manche hohen etwas scharf, zuweilen fast kreischend. Die Intonation der Mad. C ist richtig, ihre Triller überraschend. ihr vibrirender Ton beweist ihre grosse diatonische Uebung; ihre chromatischen Scalen macht sie mit Präcision, Reinheit und Sanftheit, ihre Bindung ist vollkommen, und man muss ihr mit Grunde die drey Punkte der alten Singschule, formare, fermare, finire, zugestehen; ihr Gesang mit halber Stimme ist sehr schön; sie besitzt auch Theater-Kenntnisse, und an ihrem Spiele war (wir sahen sie nur in der genannten Rolle) nichts auszusetzen. Ihr bemerkbarer Fehler ist: sie spricht in den in Musik gesetzten Recitationen das Italienische nicht ganz gut aus. Ausgezeichnet schön sang sie die Romanze des ersten Acts; Ah Soffia, mio caro bene. Sie wurde nach geendigter Oper hervorgerufen. Mad. Sandrini als Soffia, (welche Rolle schon in Prag vom Compositeur für sie geschrieben worden,) bot alle Kräfte auf, mit der Debütirenden im Gesange zu wetteifern; auch war dieser ihr Gesang glänzender und angenehmer, als gewöhnlich. Auch sie erhielt den verdienten lauten Beyfall. Besonders herrschte eine vollkommene Übereinstimmung in den beyden Duetten zwischen ihr und Mad. Campi; so wie dies auch im Terzett mit Hrn. Benincasa der Fall war. Jedes andere Individuum trug gleichfalls alles mögliche zur vollkommenen Ausführung des Ganzen bey, so wie auch die Chöre. Das Orchester zeigte die schönste Präcision und Einheit.
Am 27sten gab die deutsche Gesellschaft zum erstenmale die so lange gewünschte Zauberflöte von Schikaneder Mozart. Wie entzückt doch diese reiche, wunderschöne, classische Musik, hat man sie geraume Zeit entbehren müssen, jedesmal von Neuem! wie auffallend wird es Einem aber dann auch, dass seit ihre Erfindung ¦ so viele Componisten aller Nationen, deren neuere Producte man indes kennen gelernt, sie betrachtet haben, wie nicht eben gewissenhafte Besucher einen grossen, überreichen Garten, wo sie hier Blumen für eigene Sträusse, dort Früchte für die eigene Tafel brechen; wenn sie nicht gar hin und wieder ein schönes Bäumchen ausheben, es in eigenem Grund und Boden zu verpflanzen! Doch wir unterdrücken lieber die Bemerkungen von mancherley Art, zu denen uns dies Meisterwerk bey seiner Erneuerung auf unsrer Bühne Stoff und Anregung gegeben, indem hier von allgemein bekannter Musik die Rede ist; und halten uns nur an die Ausführung. Sarastro ist eine von den Rollen, die für Hrn. Toussaint passen: er zeichnete sich darin im Spiel u. Gesange aus. Das weltberühmte: In diesen heil’gen Hallen – sang er rühmenswürdig, und brachte damit auch eine wunderschöne Wirkung hervor, obgleich seine tiefen Töne weder stark, noch recht angenehm sind; was aber nicht bemerkt zu werden schien. Er erhielt Beyfall. Hr. Bergmann, als Tamino, erwarb sich durch seine angenehme und sonore Stimme angenehmen Beyfall: auch sang er seine erste Arie in Es dur: Dies Bildnis – so wie auch seine übrigen Stücke, mit Geschmack und Ausdruck. Er ist jetzt auf der Bühne weit beweglicher, als vor Jahr und Tag; wir hoffen mit Grunde, er werde bey seinem Eifer es auch in dieser Hinsicht immer weiter bringen. Die Königin der Nacht ist für Mad. Metzner und ihren Gesang nicht sehr geeignet; vielleicht verursachte grosse Furcht oder ein anderer Umstand, dass ihre beyden grossen Arien nicht eben lebhaft auf die Zuhörer wirkten. Man mag vollkommen Recht haben, wenn man behauptet, sie singe bis in’s hohe F: was hilft das aber dem Publicum, wenn sie es dann auf der Bühne nicht erreicht? Ihre Passagen, besonders in der zweyten Arie, können wir auch nicht rühmen. Im Organ ihrer Stimme liegen viele gute Töne, aber sie müssen noch viel geübt und methodisch ausgebildet werden. An Ausdruck und Declamation, so wie an Spiel, gebricht es ihr noch ganz. Dem. Julie Zucker gefiel zwar, und nicht mit Unrecht, als Pamina: doch loben wir uns ihr Bauernmädchen im Jocond. Dies ist ihrer Natur angemessen, jene soll sie blos durch Kunst erreichen: es ist aber die Sache nur äusserst Weniger, aus einer Natur ganz herauszugehen und in blos künstlichen ¦ Darstellungen zu befriedigen. Die drey Damen* der Königin übergehen wir mit Stillschweigen: aber an der Gruppe der drey Genien* konnten wir uns von Herzen erfreuen, und das Publicum schien entzückt davon. Hr. Metzner zeichnete sich als Papageno rühmlich aus. Er spielte, als braver Komiker, nicht nur mit Lebhaftigkeit, sondern auch mit der eigenen Art von Grazie, die dieser Charakter verlangt, wenn er so sehr, und nicht blos das Paradies, erfreuen soll, als er es wirklich kann. Dem. Emil. Zucker, als Papagena, war gleichfalls sehr angenehm. Das ganze Orchester zeigte sich wahrhaft vollkommen, und entzückte die Zuhörer. Die Decorationen waren herrlich; die Kleidung reich und völlig angemessen; die Ausführung der Scenerie, unter Leitung des einsichtsvollen Regisseurs, Hrn. Hellwigs, sehr gelungen. Das Haus war übervoll, und Viele, die noch Platz suchten, fanden ihn nicht. Die Unterrichteten im Publicum, die zu beurtheilen wissen, was eine gute Vorstellung eben einer solchen Oper mit den Mitteln, welche dieser Gesellschaft zu Diensten stehen*, sagen will, bewunderten die Einsichten, Erfahrungen, und den rastlosen Fleis des Hrn. Kapellms. v. Weber, durch den sie zustande gekommen.
Am 28sten wiederholte man Hrn. Kapellm. Morlachi’s Barbiere di Siviglia, von welchem schon mehrmals gesprochen worden ist. Wir freuen uns, dass Hr. Kapellm. M. endlich, nach unserm Rathe, die von uns bemerkten zu langen Stücke abgekürzt hat. Zwar hätte er hin und wieder noch etwas mehr abnehmen können: doch thun sie jetzt offenbar eine bessere Wirkung. Bey dieser Vorstellung fanden sich einige Unordnungen, die theils das Orchester, theils einige Singenden veranlassten, welche ihre Rollen nicht gut memorirt hatten; und wenn wir sagen, dass Hr. Benelli unter die Letzten gehörte, so ist das nur die lauterste Wahrheit. Wir hoffen, er werde unsere Anmerkung nicht übel aufnehmen und ein andern mal zum Besten der Vorstellung besser memoriren. Das Haus war nicht sehr voll. Es scheint, als wenn unser Publicum dieser Musik keinen rechten Geschmack abgewinnen könne: wir können ihm darin gar nicht Recht geben; sie hat mehre ausgezeichnet gute Stücke, die wir schon ehedem, vorzüglich in No. 23, S. 384 im Jahre 1816, angegeben haben.
Am 29sten gab die deutsche Gesellschaft die ¦ kleine, komische, nach dem Französischen bearbeitete Oper, das Geheimnis, mit Musik von Solié, worin Dem. Radicke als Hofräthin debütirte. Die ganz französische, aber angenehme, deutliche, leichte, ungekünstelte Musik ist längst bekannt. Der Debütirenden konnten wir keine Eigenschaften abmerken, wodurch sie sich auszeichnete: dagegen eine, im Umfang der Töne sehr beschränkte Stimme, keine Methode im Vortrag, und etwas Gezwungenes in Ungebildetes im Ton – man könnte sagen: sie singt, ist aber keine Sängerin, und spielt, ist aber keine Schauspielerin.
Apparat
Entstehung
–
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Blümer, Simon
Überlieferung
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Textzeuge: Allgemeine Musikalische Zeitung, Jg. 20, Nr. 48 (2. Dezember 1818), Sp. 833
Einzelstellenerläuterung
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„Osmar“recte „Omar“.
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„… Ausführung des Ganzen war präcis“Neben den Genannten waren beteiligt: J. E. Metzner (Lysander) und der Chor-Bassist Blaßfeld (Rond); vgl. Tagebuch der deutschen Bühnen (1818, S. 358).
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„… zu befriedigen. Die drey Damen“Gesungen von A. Hunt, E. Zucker (die auch die Papagena gab) und W. Schubert.
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„… der Gruppe der drey Genien“Gesungen von den Choristinnen F. Miller, Dem. Füssel und P. Lautenschläger.
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„… dieser Gesellschaft zu Diensten stehen“Neben den Genannten waren beteiligt: J. G. Häcker (Sprecher), F. Burmeister (Priester), G. W. Wilhelmi (Monostatos), F. Heine (Sklave) sowie die Choristen Adam (Tenor) und Ecker(t)sberg (Bass) als Geharnischte; vgl. Tagebuch der deutschen Bühnen (1818, S. 359).