Max Maria von Weber an Carl Baermann
Dresden, Samstag, 8. November 1862

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An den Königl. Bair Concertmeister

Herrn Karl Bärmann

Wohlgeb

München

Wurzerstraße Nr 22/2

Wohlgeborner
Hochgeehrtester Herr Concertmeister

Seit mehreren Jahren mit Abfassung einer ausführlichen Biographie meines Vaters, Carl Maria von Weber, beschäftigt, finde ich mich genöthigt, die Hilfe aller Personen, von denen ich hoffen darf, Notizen zu erhalten, zu erbitten, selbst wenn ich nicht die Ehre habe persönlich von denselben gekannt zu sein. Nun weiß ich genau, dass unsere beider seeligen Ältern sehr befreundet mit einander waren und ich fürchte daher nicht Ihren Unwillen zu erregen, wenn ich, durch Nothwendigkeit gezwungen, mich mit einigen | Fragen an Sie wende, da ich aller Bekanntschaften unter Künstlern in München entbehre. Gestatten Sie mir gleich zur Sache zu kommen.

Mein Vater war mit seinem Vater Franz Anton von Weber in den Jahren 1798 u 99 und dann 1801 u 02 in München, wo mein Vater, als Knabe, bei dem berühmten Singemeister Valesi und dem Hoforganisten J. N. Kalcher Unterricht hatte. Es gehen mir nun alle Nachrichten über die damalige Lebenszeit meines Vaters ab, ich kann nicht erfahren, unter welchen Verhältnissen meine Familie damals in München lebte, ob vielleicht mein Großvater beim Theater beschäftigt od. zeitweise beim Kurfürsten angestellt war. Ferner sind die Nachrichten über die Meister Valesi u. Kalcher, die | ich bis jetzt erhalten konnte, sehr dürftig. An Sie hochgeehrtester Herr, der Sie ohne Zweifel alle Musikverhältnisse Münchens und alle hervorragenden Persönlichkeiten der Kunst kennen, wende ich mich nun mit der Bitte. Mir gütigst mittheilen zu wollen, ob Sie entweder Selbst von Ihren Ältern her Notizen aus der damaligen Zeit in München besitzen, oder ob Sie mir Personen namhaft machen könnten, durch die allenfalls Nachrichten aus dieser längst vergangenen Zeit erhalten werden könnten? Z. B. wäre dieß vielleicht durch die Nachkommen von Bärmann der Sängerin Harlas oder Baron Poissl möglich od. haben Valesi u. Kalcher selbst Nachkommen hinterlassen? Das wäre der glücklichste Umstand von allen, da diese | wahrscheinlich Aufzeichnungen ihrer Vorfahren besitzen würden.

Sollten Sie noch im Besitze von Briefen meines Vaters an Ihre Ältern sein, so würden Sie mich sehr verpflichten, wenn Sie mir dieselben, auf ganz kurze Zeit, zur Benutzung überlassen wollten.

Verzeihen Sie mir, hochgeehrtester Herr Concertmeister, dass ich Sie mit diesen kühnen Bitten belästige, aber Sie werden begreiflich finden, daß mein Wunsch, die Biographie meines Vaters möglichst treu nieder zu schreiben, mich Alles versuchen läßt, authentische Nachrichten zu bekommen und mir deshalb meine genommene Freiheit zu gute halten. Sie schließlich noch um baldigst mögliche Antwort bittend zeichne ich mich mit größter Hochschätzung

Ihr ganz erg[e]b[en]ster
M. M. Frhr. von Weber
K. Sächs. Staats-Eisenbahn-Direktor.

Apparat

Zusammenfassung

sucht für die zu schreibende Biographie seines Vaters nach Informationen, speziell zu den München-Aufenthalten 1798/99 und 1801/02

Incipit

Seit mehreren Jahren mit Abfassung einer ausführlichen Biographie meines Vaters, Carl Maria von Weber, beschäftigt

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. Aut. 310,286

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S. o. Adr. u. Umschlag)

Textkonstitution

  • 8 Novmb„26 Oct“ durchgestrichen und ersetzt mit „8 Novmb
  • Bärmanndurchgestrichen
  • „der Sängerin Harlasüber der Zeile hinzugefügt

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