Rezension von: Zwölf Choräle von Johann Sebastian Bach, umgearbeitet von Georg Joseph Vogler (I)
Der Abt und geistliche geheime Rath Vogler hat vor kurzem der musikalischen Welt, besonders der gelehrt-musikalischen, ein höchst interessantes Geschenk gemacht, durch Herausgabe seiner Umarbeitungen von 12 Chorälen Sebastian Bachs.**) Was kann interessanter seyn, als hier, wo auf einer und derselben Blatt-Seite Voglers und Bachs Bearbeitungen einander gegenüber abgedruckt sind, die beyden gelehrtesten Harmoniker verschiedener Zeitalter so im Wettstreite zu sehen, und die Fortschritte zu beobachten, welche die Kunst seit jener Epoche gemacht hat, wo man Bach als höchstes Ideal der Harmonie anbetete, und sich nicht träumen ließ, daß er jemals erreicht werden könne. Vogler, welcher durch den Fluß seiner Stimmenführung und die Unerforschlichkeit seiner Harmonienwendungen einzig ist, zeigt sich hier so recht in der Fülle seiner Gelehrsamkeit und Lieblichkeit, im Gegensatze von den unverkennbaren nicht seltnen Härten der Bach’schen Durchgänge. Dem Werke ist ein erläuternder und vergleichender Commentar beygefügt, deren Verfasser der jetzt so berühmt werdende Carl Maria v. Weber ist.
Apparat
Generalvermerk
Zuschreibung: laut Brief von G. Weber an Meyerbeer vom 28. Mai 1811; vgl. dazu Becker (Meyerbeer), Bd. 1, S. 605, Anm. 111,5
Kommentar: Die Aufforderung an G. Weber, eine Rezension über die Choräle zu verfassen, hatte C. M. v. Weber in seinem Brief vom 1. November 1810 ausgesprochen: im Reichsanzeiger sollen ja die Choräle von Kühnel angezeigt sein, sieh doch einmal nach, und wezze deine Feder, denn ich glaube die Bachianer werden mir ganz verflucht zu Felle steigen. Die erwähnte Anzeige des Werkes war im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen, Nr. 288 (24. Oktober 1810), Sp. 2137, erschienen. Eine erste wohlwollende, aber sehr knappe und ungezeichnete Rezension erschien in der Zeitung für die elegante Welt, Jg. 11, Nr. 38 (22. Februar 1811), Sp. 302–303. Wer der Autor dieses kurzen Textes ist, ließ sich bislang nicht ermitteln. G. Webers spätere Anzeigen innerhalb dieser Rubrik sind meist gezeichnet, so daß eine Zuweisung an ihn zweifelhaft bleibt. Die Zuweisung des vorliegenden Textes an G. Weber ergibt sich jedoch zweifelsfrei aus der Bemerkung in seinem Brief an Meyerbeer vom 28. Mai 1811, wo er in Zusammenhang mit der geplanten Antikritik für den Allgemeinen Anzeiger der Deutschen (vgl. Kom. 1811-V-41) schreibt: Da die Critik über di Chorale in den gemeinnüzigen Unterhaltungs Blättern (Archiv f L.[iteratur] u K.[unst]) ohne Zweifel schon steht, so muß ich eine neue für den R.[eichs] Anzeiger machen; Becker (Meyerbeer), Bd. 1, S. 111.
Entstehung
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Überlieferung
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Textzeuge: Privilegirte gemeinnützige Unterhaltungs-Blätter, Bd. 6, Heft 17 (17. April 1811), Sp. 136
Einzelstellenerläuterung
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„Vogler hat vor … Sebastian Bachs .“Zwölf
Choräle
von
SEBASTIAN BACH,
umgearbeitet
von
Vogler,
zergliedert von Carl Maria von Weber.
Nebst 1 Bogen Text.
Recensere errores minimum –
maximum est emendare opus,
perficere inceptum.
Vogler.
Leipzig,
bei A. Kühnel,
(Bureau de Musique.)
Pr. 20 Gr. [PN 843] [RISM V 2516].