Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Hosterwitz
Karlsbad, Samstag, 10. Juli 1824 (Folge 2, Nr. 2)
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Bei dem herrlichsten Wetter, und ohne den geringsten Unfall ist meine Reise gestern von Statten gegangen. Die Hizze war sehr groß, und ich recht ermüdet, daher gieng ich in Bett ohne noch erst der Mukkin schriftlich gute Nacht gesagt zu haben. in Gedanken geschah es aber desto inniger. geschlafen habe ich ganz herrlich, und werde heute hier bleiben, da ich nicht gleich Gelegenheit fand, doch etwas erhizt bin, und auch H: v: Könneritz pp sprechen wollte. das ist denn nun geschehen. Er und Sie hatten große Freude mich zu sehen*. Sie ist noch recht leidend. Am Brunnen traf ich auch Seyfried*, und viele anderen Bekannten*. Heute Mittag eße ich bei Könneritz, und Morgen will ich noch die 7 Meilen nach Marienbad kutschen. ich bewohne hier ein herrliches Zimmer mit der entzükendsten Aussicht*, und wünsche jede Minute die ich am Fenster stehe, wenn ich dich doch bei mir haben könnte. Ich fühlte mich eigentlich in den 2 Tagen recht einsam, und mußte mit Gewalt gegen Trübsinn kämpfen. dieß komt nebst meiner Sehnsucht nach Euch, doch auch von der Fatigue der lezten Zeiten, her. Die herrliche Natur gestern Abend erheiterte mich wieder, und heute bin ich ganz guter Dinge. nur zittert mir die Hand beim Schreiben. über die Berge weg, und mit unter sehr holprichten Weg, wurde ich einsamer Spaz recht in der Postkalesche, die übrigens recht gut war, hin und her geworfen. Wie mag es Euch Ihr Lieben gehn? hoffentlich gut bei dem prächtigen Wetter. Mäzze wird recht herumpurzeln im Grase. Gestern Abend wird nun auch Christian seine Herrlichkeiten ausgepakt haben. Wenn man so schnell reißt, und große Entfernungen in kurzer Zeit macht, vielerley sieht pp so scheint einem manches wie ein Traum. Will froh sein, wenn ich Morgen am einstweiligen Ort meiner Bestimmung angekomen bin, und mit Ruhe mein Müßiggänger leben beginnen kann. Neues weiß ich nichts. außer daß der Illenberger beim hiesigen Theater ist. so weit hat ihn sein Lebenswandel gebracht. Er giebt heute ein Quodlibet zu seinem Benefiz, wo ich ihm auch ein paar Gulden hintragen werde.
Nun ade, mein vielgeliebtes Leben. Sei brav und heiter. Gott erhalte Euch gesund. ich gebe Euch vom Grund des Herzens 10000 Bußen, und gute + + +. Grüße die guten Rothes und die Völker im Haus. Ewig Dein Carl.
Apparat
Zusammenfassung
hat in Karlsbad Könneritz gesprochen und Seyfried getroffen; er müsse sich vor Trübsinn hüten; will Morgen bis Marienbad; Familienplaudereien; erwähnt Illenberger, der am Karlsbader Theater gelandet sei
Incipit
„Bei dem herrlichsten Wetter, und ohne den geringsten“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Weberiana Cl. II A a 3, 15Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
- Siegelspur
- Echtheitsbestätigung am seitlichen Rand der Versoseite von Jähns: „Carl Maria von Weber an seine Gattin. Eigenhändig.“
- PSt.: CARLSBAD
Provenienz
- vermutlich zu jenen 60 Weber-Briefen gehörig, die Max Maria von Weber Anfang 1854 an Friedrich Wilhelm Jähns verkaufte; vgl. Max Jähns, Friedrich Wilhelm Jähns und Max Jähns. Ein Familiengemälde für die Freunde, hg. von Karl Koetschau, Dresden 1906, S. 403
Themenkommentare
Einzelstellenerläuterung
-
„… große Freude mich zu sehen“Das Ehepaar Könneritz war laut Karlsbader Kurliste (1824, Nr. 409) am 19. Juni in Karlsbad angereist und „zur Sklavin an der Johannisbrücke“ abgestiegen.
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„… Brunnen traf ich auch Seyfried“Laut Karlsbader Kurliste (1824, Nr. 702) war Ignaz von Seyfried am 3. Juli gemeinsam mit Leopold Zeltner angereist; beide wohnten „zur Juno in der Sprudelgasse“.
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„… , und viele anderen Bekannten“Zu weiteren Bekannten vgl. den Tagebucheintrag vom 10. Juli 1824 sowie den folgenden Brief.
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„… Zimmer mit der entzükendsten Aussicht“Laut Tagebuch war Weber am 9. Juli bei J. von Bolza (Gasthof Zum goldenen Schild) abgestiegen.