Carl Maria von Weber an Johann Gänsbacher in Innsbruck
Dresden, Montag, 21. April 1823
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Wenn ich bis jezt meine Antwort auf dein liebes Schreiben vom 8t Jan: das ich d: 27t Februar erhielt, verschob, so geschah es weil ich dir herzlieber Bruder gar zu gerne gleich irgend ein Resultat mitgetheilt hätteT. So aber zieht sich die Sache in die Länge, wozu die Dazwischenkunft des Bayerschen Hofes nicht wenig beiträgt*. ich habe deine Meße binden laßen. unser Cheff hat sie aber aus Gründen Sr Maj: noch nicht überreicht. Wie schleichend kommt mir der Geschäfts Gang vor, wenn man mit einem Freundschaft glühenden Herzen seine Resultate erwartet. Laß dir aber deßhalb nicht bange werden. Verabsäumt wird gewiß nichts, und – Geduld – ist hier vor allem nöthig. Noch Gestern habe ich Gelegenheit gehabt dem 1t Minister Grafen von Einsiedel die Sache ans Herz zu legen.
Mit großem Intereße und Wohlgefallen habe ich dein schönes Werk gelesen. Es ehrt den Meister und Schöpfer deßelben, und ist gediegen, melodiös, klar, neu in vielen Wendungen, und harmonisch reich und tief. die Aufführung in Insbruk würde ich dir noch abrathen, da man es hier doch erfahren würde, und auf alleinigen Besiz etwas hält. Zum Stich wird sich nicht so leicht ein Verleger verstehen, da ein solches umfangreiches Werk selten die großen Kosten bringt. ja‡ später wird sich das wohl auch finden.
Wegen deinem Marsch* habe ich folgende Idee. Schikke ihn dem Könige von Preußen, durch Spontini zu. Lezterer fühlt sich geschmeichelt wenn man seinen Einfluß und Schutz sucht. bitte dabey um eine Aufführung deßelben, und nach dieser wird Schlesinger dir gewiß das Pianof: arrangement bezahlen. Berufe dich bei Spontini auf mich, daß ich dir seine Unpartheilichkeit fremde Talente zu heben gerühmt, und an ihn ge|wiesen habe. seine Adresse ist S. Hochwohlgebohren Herrn Gasparo Spontini, Erstem Kapellmeister und GeneralMusik Direktor S: Maj. des Königs von Preußen Comandeur und Ritter mehrerer hoher Orden pp. du mußt aber an S: M: den König v. Preuß. auch schreiben. Wenn ich dir nun einmal vom Schreiben spreche, so möchte es auch wohl anständig sein, wie du selbst bemerktest, an meinen Cheff wegen deiner Meße und Anstellung hier zu schreiben. Seine Adresse ist S: Hochwohlgebohren dem Herrn Geheimen Rath von Könneritz, GeneralDirektor der Königl: Kapelle und Theater, Comandeur des Falken Ordens pp[.] dem Dr: Ek habe ich allerdings eine Copia deines Marsches mitgegeben, aber ich glaube nicht daß dabei was herauskomt.
ich hatte wohl vergeßen dir zu schreiben daß wir in der Kirche keine Posaunen haben, ich werde daher wohl den‡ einen Contre Fagott statt deßen benuzzen müßen.
Verzeihe daß ich alles so durcheinander werfe, aber ich bin so oft gestört, daß ich mir nur die Augenblike abstehlen muß.
In meinem Hause geht es gottlob gut. Meine Lina grüßt dich aufs herzlichste.
Und für heute ade. Laß mich bald wieder etwas von dir hören. ich umarme dich mit treuster Bruderliebe und bin immer und immer dein W. Dresden d: 21t Aprill 1823.
Apparat
Zusammenfassung
betr. Gänsbachers eventuelle Anstellung in Dresden: Weber beklagt, dass sich dies so lange hinziehe; betr. G's Messe für den König; rät ihm, seinen Marsch dem König von Preußen durch Spontini zuzusenden; hält es für sinnvoll, wenn G. selbst an Könneritz schriebe
Incipit
„Wenn ich bis jezt meine Antwort auf dein“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Wien (A), Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Bibliothek (A-Wgm)
Signatur: Weber an Gänsbacher 55Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)
- am unteren Rand der Versoseite Echtheritsbestätigung von F. W. Jähns (Tinte): „Eigenhändig von C. Maria v. Weber“
- am unteren rechten Rand der Versoseite vermutlich von Gänsbacher notiert: „dd | ded | d ded“ (möglicherweise Tonbuchstaben?)
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Nohl 1867, S. 287–288
Themenkommentare
Textkonstitution
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„ja“über der Zeile hinzugefügt
-
„den“durchgestrichen
Einzelstellenerläuterung
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„… Wegen deinem Marsch“Den Marsch hatte Weber vermutlich mit jenen Musikalien Gänsbachers erhalten, die laut Tagebuch am 9. Januar 1823 in Dresden eingetroffen waren. Möglicherweise handelte es sich um den 1822 komponierten großen Jubelmarsch; zu dessen Entstehung vgl. Allgemeine Musikalische Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat, Jg. 7, Nr. 11 (5. Februar 1823), Sp. 84–86. Vgl. auch die Tagebuchnotiz vom 30. Januar 1823.