Carl Maria von Weber an Christian Theodor Weinlig in Dresden
Dresden, Freitag, 14. März 1823
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Kontext
Absolute Chronologie
Vorausgehend
- 1823-03-10: an Schlesinger
- 1823-03-11: von Spontini
Folgend
- 1823-03-15: an Schlesinger
- 1823-04-01: von Boenisch
haben mich gefälligst von Ihrer Bewerbung um die Stelle des hochverehrten sel.Δ Schicht, in Kenntniß gesezt, und glauben daß eine von mir ausgesprochene Anerkennung Ihrer Talente Ihnen dabei förderlich sein könnte.
So sehr Sie diese Bescheidenheit, und mich, Ihr Vertrauen ehrt, so wenig glaube ich doch hoffen zu dürfen der Darlegung meiner Privatmeinung hinlängliche Bedeutung geben zu können, da ich weder die Ansprüche jener Stelle genau zu beurtheilen vermag‡, noch den ganzen Umfang Ew. Wohlgebohren Kunstkräfte kennen zu lernen Gelegenheit hatte.
Wo aber die öffentliche Meinung schon so günstig entschieden hat, wie sie es in Dresden für Ew. Wohlgebohren gethan, kann der Einzelne nur gerne aussprechen, daß er ihr vollkommen beipflichte. Ihre Leitung der SingAkademie hat sich durch den Erfolg selbst bewährt. Es ist anerkannt, daß Sie der Kunst mit Ernst in ihren Tiefen folgen‡, und der gründlichsten Einsicht mächtig sind. Ueberdieß hat die Direktion der Kreuzschule Ihnen schon die nöthige Erfahrung in gleichem Geschäftskreise verschafft.
Ich glaube es der wirklichen Achtung die ich für E. WohlgebohrenΔ hege, schuldig zuΔ sein, wenn ich das Aussprechen meiner wahren Überzeugung die sich der allgemeinen Stimme anschließt, hier aus oben berührten Gründen begränze; und sie nur schließlich bitte die Gesinnungen der vorzüglichen Anerkennung zu genehmigen, mit welchen ich zu sein die Ehre habeΔ
Ew. Wohlgebohren
ganz ergebener
Carl Maria von Weber.
Dresden d: 14. März: 1823.
Apparat
Zusammenfassung
lehnt ab, Weinlig eine offizielle Empfehlung für die Thomaskantorstelle auszustellen; erkennt seine Fähigkeiten an, wisse aber zu wenig über die Stelle und über ihn; schließt sich aber gerne der öffentlichen Stimme an, die Weinlig wohlgesonnen sei (s. a. den Empfehlungsbrief von C. G. Körner)
Incipit
„Ew: Wohlgebohren haben mich gefälligst“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Joachim Veit
Überlieferung in 2 Textzeugen
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1. Textzeuge: [Anonym], Zum musikalischen Konversationslexikon, in: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunst, Jg. 42, 1. Quartal, Leipzig 1883, S.571-579 (Brief auf S. 577)
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2. Textzeuge: Entwurf: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (XIII), Bl. 79b/vQuellenbeschreibung
- Überschrift des Entwurfs: An den Cantor und Musikdirektor H. Weinlich in Dresden.
Dazugehörige Textwiedergaben
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MMW II, S. 469–470 (Schlussfloskel fehlt)
Textkonstitution
Übertragung nach komplettem Brief-Abdruck in Zum musikalischen Konversationslexikon
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„hinlängliche Bedeutung geben … zu beurtheilen vermag“im Entwurf zuerst: „bei der öffentlichen Behörde auf Berüksichtigung hoffen zu können, da ich weder die Ansprüche jener Stelle kenne“; gestrichen und korrigiert in endgültige Version
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„der Kunst mit … ihren Tiefen folgen“im Entwurf ursprünglich: „einer der Wenigen sind die“ wurde gestrichen
Lesarten
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Textzeuge 1: „hochverehrten sel.“Textzeuge 2: „seel. hochverehrten“
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Textzeuge 1: „E. Wohlgebohren“Textzeuge 2: „E: W:“
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Textzeuge 1: „zu“Textzeuge 2: Text nicht vorhanden.
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Textzeuge 1: „zu sein die Ehre habe“Textzeuge 2: „die Ehre habe zu sein“