Giacomo Meyerbeer an Caroline von Weber in Dresden
Berlin, Freitag, 19. Juli 1844
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[…] Lassen Sie mich nun aber auch zu meiner Rechtfertigung — Ihnen in Erinnerung bringen, daß die große Verzögerung hauptsächlich aus meinem Wunsche entsprang, der hinterlassenen Reliquie des großen Meisters eine dessen würdige Folie durch ein besseres Textbuch als das gegenwärtige zu verschaffen und, indem ich einen französischen Dichter vermochte, sich dieser Arbeit zu unterziehen, dem Werke dadurch das Recht gleich eines für Frankreich geschaffenen zu sichern, wodurch der Familie des Verewigten ansehnliche Autor-Rechte von Frankreich hätten werden können. Durch eine Brouille des erwähnten französischen Dichters mit seinem Collaborateur ist nach unendlich langen Zögerungen der Plan, wenigstens der von diesen beiden Herren vorgeschlagene, zu Wasser geworden, und ich selbst habe in den letzten zwei Jahren Störungen aller Art, sogar für meine eigenen Werke erfahren, so daß ich mich dem des Freundes nicht mit dem Eifer, der ihm gebührte, widmen konnte und namentlich nicht eifrig genug mich um die Erhaltung eines guten neuen Textes bestrebt habe. Ich begreife daher, theure verehrte Frau, Ihre Befürchtungen für die Vollziehung meines Versprechens; allein meinerseits gestehe ich, daß ich nur mit großem Schmerz die Idee aufgeben würde, die hinterlassenen Skizzen des theuern verewigten Freundes zum vollständigen Werke zu vollenden, besonders da ich es nach so langjähriger Verzögerung durch meine Schuld, für eine heilige Ehrensache, ja für mehr, für eine heilige Pflicht halte, durch eine bestmöglichste, fleißigste Arbeit meinerseits, der hinterlassenen Reliquie des großen Verewigten ihr Recht, der Familie den größtmöglichen Gewinn zu verschaffen.
Es ist Ihnen wahrscheinlich bekannt, verehrte Frau, daß ich auf Befehl unseres Königs ein Festspiel in drei Acten zur Eröffnung des neuen Opernhauses componire, welches den 7. December eröffnet wird.* In ein paar Monaten ist dieses mein Werk vollendet und ich verpflichte mich so feierlich und bindend, als Sie es selbst verlangen werden, sodann sogleich an die Vollendung der Pintos zu schreiten, und kein anderes Werk irgend einer Art zu beginnen, bis die Pintos vollständig vollendet sein werden. — Sind Ihre Herren Söhne nicht damit einverstanden, so theilen Sie es mir mit, verehrte Frau, und ich sende Ihnen dann die Skizzen des Verewigten zurück. Doch leugne ich nicht, es würde mich wahrhaft und tief schmerzen. […]
Apparat
Zusammenfassung
Entschuldigungsschreiben; seine geplante Vollendung des Opernfragments Die drei Pintos sei an mehreren Faktoren gescheitert: der Neufassung des Textbuches, eigenen dringenden Kompositionsaufträgen (Feldlager in Schlesien), die Arbeit soll aber baldmöglichst aufgenommen werden
Überlieferung
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Textzeuge: verschollen
Provenienz
- bis 1888 in Familienbesitz, möglicherweise 1945 vernichtet
Dazugehörige Textwiedergaben
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Carl von Weber, Carl Maria v. Weber’s unvollendet hinterlassene komische Oper „Die drei Pintos“, in: Neue Zeitschrift für Musik, Jg. 55, Bd. 83, Nr. 4 (25. Januar 1888), S. 45 (Teilveröffentlichung).
Einzelstellenerläuterung
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„… den 7. December eröffnet wird.“Gemeint ist: Das Feldlager in Schlesien.