Friedrich Wilhelm Jähns an Moritz Fürstenau(?) in Dresden
Berlin, nach 12. September 1877, vor 2. Februar 1878

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Verehrter Freund.

Verzeihen Sie, daß ich Ihre Güte heut recht unbescheidener Weise beanspruche. Prof. Emil Naumann, der Musikgelehrte wohnt so viel ich weiß in Dresden; aber seine Wohnung ist mir unbekannt; in Ihrem Wohnungs-Anzeiger wird aber diese zu finden sein. Vermerken Sei dieselbe gütigst auf dem beiliegenden Brief u. legen Sie ihn in einen Briefkasten, bitte ich recht sehr, so kommt er gewiß in Naumanns Hände. Verzeihen Sie mir meine Dreistigkeit, Sie smit einem solchen Auftrag zu belästigen u. nehmen Sie meinen besten Dank dafür! Unser guter trefflicher Rietz ist also nun auch dahin. Sein Tod hat mich recht bewegt. – Daß seine musikalische Bibliothek u. sonstige literarische Hinterlassenschaft in Dresden verblieben ist, ist ein neuer Gewinn für Ihre daran schon so reiche Stadt. An meinem Nachtrage arbeite ich fleißig; jetzt wird es Ernst damit, aber vor 1879 werde ich damit wohl noch nicht fertig sein; vielleicht kommt sogar 80 heran, wenn ich nicht selbst vorher herankomme, wie es nun mal unser Loos ist; aber gern hätte ich diese Arbeit noch auf die frühere gesetzt. Wie geht es Ihnen, liebster Freund? Wie Ihrer lieben Gemalin? Lassen Sie mich doch bald einmal über sich hören; jetzt stecken Sie wohl gewaltig in Theater-Einweihungsvorbereitungen? – Welche Oper wird denn die erste in Ihrem neuen Kunsttempel sein? Ich bin recht neugierig darauf. Wird doch wohl eine Wagner’sche werden.*

Mit wärmsten Grüßen in alter FreundschaftIhr
treu ergebener
F. W. Jähns

Apparat

Zusammenfassung

Bittet den Freund um Adressenergänzung auf einem beiliegenden Brief an Emil Naumann und postalische Beförderung; reflektiert den Tod von Julius Rietz und äußert sich befriedigt, dass dessen literarischer Nachlass in Dresden verblieb; erwähnt seine Arbeiten am Nachtrag zum Weber-Werkverzeichnis, dessen Fertigstellung er in den nächsten zwei Jahren zu schaffen hofft; vermutet, dass Adressat in die Vorbereitungen zur Eröffnung des neuen Opernhauses involviert ist und ist gespannt, welche Oper die erste im neuen Hause sein wird

Incipit

Verzeihen Sie, daß ich Ihre Güte heut recht unbescheidener Weise beanspruchen

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Leipzig (D), Stadtgeschichtliches Museum, Bibliothek (D-LEsm)
    Signatur: A/3963/2009

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)

    Einzelstellenerläuterung

    • „… doch wohl eine Wagner'sche werden.“Eröffnung war am 2. Februar 1878 mit Webers Jubelouvertüre und Goethes Iphigenie auf Tauris.

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