Friedrich Wilhelm Jähns an Alexander Wilhelm Gottschalg in Weimar
Berlin, Dienstag, 5. Oktober 1886
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5. Oct. 1886.
S. W. 24Markgrafenstrasse
Sehr geehrter Herr!
Ein langandauerndes Leiden an meiner rechten Hand — Art Schreibkrampf — nöthigt mich, mit Bleistift zu schreiben, was ich freundlichst zu entschuldigen bitte.
In Erwiederung Ihres geehrten Schreiben v. 1. d. verfehle ich nicht Ihnen ganz ergebenst mitzutheilen, daß ich die von mir gewünschte Arbeit über C. M. v. Weber’s ein- u. mehrstimmige Gesänge mit u. ohne Begleitung leider abzulehnen genöthigt bin; erstens weil dieselbe, gründlich behandelt, für mich bei meiner sehr schwankenden Gesundheit –— ich bin nahe dem Beginne meines 78. Lebensjahres — zu angreifend sein würde und zweitens, weil Sie diese Arbeit bereits vollzogen finden können in meinem Buche: „Carl Maria von Weber in seinen Werken“ etc. etc. etc. in welchem Sie alle diese Gesänge W.’s nach jeder Richtung hin: in historischer u. ästhetischer Beziehung , nach Zeit ihres Erscheinens, Beschreibung des Autographs, Angabe des Besitzers pp. pp. pp. auf das Eingehendste besprochen sehen werden.
– Es würde nicht schwer sein, aus diesem durchweg leicht zugänglichen, vollständig erschöpfenden und übersichtlichen Material den erwünschten Artikel herzustellen. Das Buch, wenn Sie es nicht vielleicht selbst besitzen sollten, finden Sie auf der Großherzoglichen Bibliothek zu Weimar. Es erschien 1871 in Berlin in der Schlesinger’schen Musikhandlung (Rob. Lienau). Gestern war ich in der Sache bei diesem Herrn und hat er dabei seine vollständige Einwilligung ertheilt für eine Benutzung des über die ein- u. mehrstimmigen Gesänge Weber’s von mir in meinem Werke Gesagte auszugsweise zu verwenden für den Zweck einer Jubelschrift zu Weber’s 100sten Geburtstage unter der Bedingung, daß derjenige, der das Material dazu aus meinem Buche zusammenstellt, den Verfasser und den Verleger desselben ausdrücklich namhaft macht. Das darin enthaltene Material könnte in den meisten Fällen unverändert benutzt werden. Vor dem Abdruck des Manuscripts würde ich mir eine Revision desselben erbitten, da meine Ansicht über die betreffenden Gesänge doch vorwiegend u. im Wesentlichen ausgesprochen würden u. überdies so viel Forscher über Weber selbst u. falsche Urtheile über seine Compositionen oft von Namen verbreitet sind, denen man am allerwenigsten dergl. zutrauen sollte.
Schließlich mache ich noch auf die Einrichtung in meinem ‚Weber’ aufmerksam, daß stets in der 3ten Rubrik bei jedem besprochenen Werke das für den bevorstehenden Bearbeiter Nothwendigste enthalten ist.
Hiebei gereicht es mir zu besonderer Ehre u. Freude mich zu unterzeichnen als, sehr geehrter Herr Hoforganist,
Ihren
in ausgezeichnetster
Hochschätzung
ergebenen F. W. Jähns
K. Prof.
Apparat
Zusammenfassung
lehnt aus Alters- und Krankheitsgründen das Angebot ab, für eine geplante Festschrift zum 100. Geburtstag Webers einen Aufsatz über Webers ein- u. mehrst. Gesänge mit u. ohne Begleitung zu schreiben, verweist auf das Werkverzeichnis und gestattet — in Absprache mit Schlesinger — Nachdruck der entsprechenden Texte unter Nennung seines und Schlesingers Namen
Incipit
„Ein langandauerndes Leiden an meiner rechten Hand“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit