Friedrich Wilhelm Brauer an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Dresden, Samstag, 9. November 1867

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Liebwerthester Freund

in Beantwortung Ihres lieben Briefes kann ich nur sagen, daß die Lieder* von meinem damaligen Notenschreiber sicher ohne jedwede Aenderung abgeschrieben wurden, derselbe würde sich eine solche Eigenmächtigkeit gewiß nicht erlaubt haben; eben so wenig werden Sie glauben, daß ich selber mich daran vergriffen haben sollte, Sie können also gewiß annehmen: die Lieder sind genau nach der Vorlage*, höchstens könnte ein Schreibfehler sich eingeschlichen haben, wie sie im Weberschen Buche standen, abgeschrieben. Könnte aber Weber nicht selber, bei Veröffentlichung der Lieder, einiges geändert haben? —

Was meine Arrangements anlangt so ist nichts weiter veröffentlicht als die Quartettstimmen zum Conzertstück* und die für mich sehr beschämende Bearbeitung der Aufforderung zum Tanze für 2 Piano’s*. Die Quartettstimmen zum C dur Conzert liegen bei Andree ungedruckt und die zum Es dur Conzert liegen noch in meiner Mappe, wie auch ein Versuch für | eine zweite Pianofortestimme zu den Variationen für Piano und Clarinette von Weber. Das kann also kein weiteres Interesse für Sie haben. Es giebt noch irgendwo einen Brauer, der viel für Anfänger geschrieben und hat drucken lassen, derselbe schreibt sich, wenn ich nicht ganz irre F. Brauer, obwohl er, so viel ich weiß auch Friedr. Wilhelm heißt; was ich habe drucken lassen ist mit F. W. Brauer bezeichnet.

Nun ein ander Bild: ich war ganz überrascht aus Ihrem Briefe zu sehen, daß Ihr Sohn Reinhardt bereits verheirathet ist. Nun das ist doch ein sehr günstiges Zeichen, daß er durch Präsentation seiner jungen Frau auf das Wohlbefinden der Mutter, gewiß auch des Vaters! — so besonders günstige Wirkung hervorgebracht hat. Möge es ihm stets gut gehen!

Daß ich Ihren Brief nebst Buch an Fräulein Ruhkopf empfangen und abgegeben habe, werden Sie aus beifolgendem Schreiben derselben erkennen, das sich leider ein wenig länger als recht bei mi | aufgehalten hat, aber Fäulein Ruhkopf sagte mir ich solle es mit an Sie befördern wenn ich selber zu schreiben haben würde. Daher das späte Eintreffen ihrer Antwort.

Grüßen Sie Ihre liebe Frau von uns beiden, d. h. von mir und meiner Frau und behalten Sie auch ferner in freundlichem Andenken Ihren alten

Freund
F. W. Brauer

Apparat

Zusammenfassung

versichert, dass sein Notenschreiber seinerzeit die Weberschen Lieder zuverlässig kopiert habe, gibt zu bedenken, ob nicht Weber selbst bei Drucklegung etwas geändert haben könnte; gibt Auskunft über seine gedruckten und ungedruckten Arrangements Weberscher Werke

Incipit

in Beantwortung Ihres lieben Briefes kann ich nur sagen, daß die Lieder

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 80

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S. einschl. Adr.)

    Einzelstellenerläuterung

    • „… nur sagen, daß die Lieder“Gemeint ist das sogenannte weiße Liederheft, D-B, Weberiana Cl. IV B [Mappe IV], Nr. 834–854; vgl. auch den folgenden Brief an Jähns vom 13. November 1867.
    • „… sind genau nach der Vorlage“Das heute bis auf Bl. 1 verschollene sogenannte grüne Liederheft, dessen Titelblatt sich in der Autographensammlung der Landesbibliothek Eutin befindet.
    • „… als die Quartettstimmen zum Conzertstück“Die bei Peters in Leipzig erschienene Bearbeitung des Werks für Klavier mit Streichquartett-Begleitung.
    • „… zum Tanze für 2 Piano's“Erschienen als Nr. 4 der Serie Compositions célèbres pour deux Pianos bei Schlesinger in Berlin (PN: S. 4629.).

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