Friedrich Wilhelm Jähns to Robert Musiol in Röhrsdorf
Berlin, Monday, October 5, 1885

Show markers in text

Absolute Chronology

Preceding

Following


Direct Context

Preceding

Following

[…]
Zuvörderst muß ich nochmals auf die Benedicamus-Sache zurückkommen. – Sie sagen in Ihrem Briefe v. 26. Janr. d. J. das Benedicamus in Weber’s Autograph* betreffend wie folgt: | „Die Melodie ist uraltes Katholisches Kirchen-Eigenthum, wird aber nur auf Ite missa est (Schluß der Messe) gesungen. Die Weisen auf Bendicamus Dom. sind auf dem Blatt – aus einem alten Meßbuch, dessen Titel auch beiliegt – mit enthalten.“ –

Unter allen den Weisen, auf welche Sie hier aufmerksam machen, habe ich keine einzige finden können, die mit der des Weber’schen Autographs übereinstimmte oder ihr nur gliche.

Aber auch in den nachfolgend genannten Werken hier auf der Königl. Musik-Bibliothek:
1.) Graduale Romanum. Ratisbonae. Friedricus Pustet. MDCCCLXXI.
2.) Vesperale Romanum. Ratisbonae. Friedricus Pustet. MDCCCLXXV.
habe ich die Melodie des Weber’schen Autographs nicht auffinden können, und sie geben doch solche zu Hunderten.

|

Wie dem aber auch nun sei, und von wem sie stamme, so hat sie wohl Weber für den Gebrauch des Organisten der kathol. Hofkirche in Dresden damals mit dem Baß versehen u. Jenem es überlassen, die anderen Stimmen wie etwanige Zwischenspiele nach dem dort herrschenden lokalen Bedarf in den Vespern dazu zu geben. In welcher Gestalt das Stück jetzt dort ausgeführt wird zeigt die Notenbeilage, welche ich meinem Freunde Prof. Moritz Fürstenau in Dresden verdanke* und zurückerbitte. – Aus Besorgniß, die Original-Melodie vielleicht vor einer den dort hergebracht einzustreuenden Zwischenspielen ähnlichen Verwässerungen zu behüten, ist es wahrscheinlich Weber gewesen, der die ihm nothwendig erscheinende einfache Behandlung der Orig.-Melodie in jener hinzugefügten Baßstimme dem Organisten in Erinnerung bringen wollte. | Sonst wüßte ich nicht warum Weber einem Dresdener Organisten überhaupt Bässe zu einem so einfachen Ritualgesange hätte vorschreiben sollen. Wie denken Sie darüber? – Alles das, was Sie auf pag. 2 [Einfügezeichen] Ihres Briefes No. 118 betreffs des in Weber’s Autograph hinzugefügten Basses sagen, besonders in Bezug auf dessen mangelnde Homogenität zu der uralten katholischen Original-Melodie unterschreibe ich vollkommen; aber ich sage zugleich mit Ihnen schließlich:

„Es lag übrigens der dazu passende Palästrinastil nicht in der damaligen“ (weder) „religiösen noch musikalischen Weise“,

besonders, meine ich, dieser Hofkirche, wovon Manches in den beiden für dieselbe geschriebenen Messen Weber’s Zeugniß ablegt, vorzugsweise die 2te sogenannte „Kleine“ in G, bei aller | Schönheit u. Pracht der 1sten in Es dur, die dem Könige Friedr. August I nicht zusagte als zu ernst, weshalb er für eine 2te mehr Heiterkeit und Leichtfaßlichkeit erwünschte, wie die spätere in G, in fast Haydn’scher Weise gehalten, diese Eigenschaften auch aufwies. –
[…]

Editorial

Summary

Kur in Bad Meinberg hat ihm nichts gebracht, hatte am 1. August goldne Hochzeit, aber seine Frau ist sehr leidend, er componiert, dociert und schreibt zwar noch, aber am Nachtrag geht es sehr langsam vorwärts, kommt nochmals auf das Benedicamus zu sprechen und schickt ihm eine Abschrift des heute gesungenen Notentextes in Dresden, erwähnt die Charakteristik von Webers beiden Messen, beschäftigt sich z. Zt. mit dem Urteil der Franzosen des Freischütz für den Nachtrag, danach wird er sich mit den Engländern beschäftigen, hat jedoch nur mangelhafte Sprachkenntnisse

Incipit

Denn seit dem 7. Juli 1876 mit einander in heiterer

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. X, Nr. 1054 (J 130)

    Physical Description

    • 2 DBl., 1 Bl. (10 b. S. o. Adr.), Beilage: Notenblatt mit Benedicamus-Melodie

Text Constitution

  • “solche”added above
  • No. 118”added above
  • “der”added above

Commentary

  • “… das Benedicamus in Weber's Autograph”Bezogen auf die Musiol übersandte Fotografie des Weber-Skizzenblattes, auf dem sich auch das Benedicamus Domino befindet.
  • “… Moritz Fürstenau in Dresden verdanke”Vgl. die Nachricht von 1884.

    XML

    If you've spotted some error or inaccurateness please do not hesitate to inform us via bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.