Friedrich Wilhelm Jähns an Georg Goltermann in Frankfurt am Main
Berlin, zwischen Donnerstag, 9. und Freitag, 31. März 1865
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Absolute Chronology
Preceding
- 1865-03-30: an Baermann sen.
- 1865-03-29: von Pauli
Following
- 1865-04-20: an Goltermann
- 1865-04-02: von Gänsbacher
Direct Context
Preceding
- 1865-02-21: an Goltermann
- 1865-03-09: from Goltermann
Following
- 1865-04-20: to Goltermann
- 1865-04-09: from Goltermann
Mein sehr geehrter Herr Kapellmeister!
Sie haben mir gestern durch Übersendung des fragliches Terzett-Anfanges, ganz besonders aber durch Mittheilung der Namen der beiden Tonmeister des pp. Duetts u. der Cavatine einen neuen und großen Dienst erwiesen, für den ich Ihnen recht von Herzen danke. Seit 2 Jahren suche ich eifrigst auf allen Wegen nach diesen beiden Namen; nirgends fand ich nur eine Spur und meine Anfrage bei Ihnen war rein in’s Blaue und ohne jede Hoffnung gethan. Frankfurt hat mir in der That höchst Ersprießliches und Bedeutendes gespendet und Ihrer Güte verdanke ich dies fast ausschließlich; von höchster Wichtigkeit war mir die Auffindung der ersten ursprünglich zur Silvana componirten Arie No 4, die | nur in Ihrer Partitur vor gänzlichem Verlorengehen gerettet war; Sie waren es, der mir den langen Silvana-Zettel (1ste Aufführ.) copirte, warlich, für einen Mann in Ihrer Stellung, keine kleine oder amüsante Arbeit; durch fortgesetzte Correspondenz erläuterten, förderten Sie unausgesetzt! Das ist eine große Liebenswürdigkeit und zeigt ein allgemeines Interesse an der Kunst, wie oft es gewiß bei Herren in Ihrer Stellung nicht gefunden wird. Doch ist das alles Ihnen unvergessen und bleibt mir treu ins Herz geschrieben!
Wäre ich doch eben‡ so glücklich mit jener B dur-Arie 6/8 „Ihr holden Blumen!“ Aber da ist undurchdringliche Nacht. Die Arie ist so reizend; es wäre ein | Gewinn, könnte sie veröffentlicht werden, ohne Autor geht das aber nicht, denn nur a conto, daß Weber sie instrumentirt, auch nicht; außerdem knüpft sich aber noch anderes sehr interessantes daran weshalb ich sehr beklage, dass kein Licht über dies Ding sich verbreiten will, und ich bitte Sie deshalb, es nicht aus dem Auge zu verlieren!
Wenn Sie Herrn Kapellmeister Lachner sehen, so bitte, grüßen Sie ihn herzlichst von mir; ich habe auch ihm einige Bitten vorgetragen, über‡ deren‡ Schicksal ich gerne gelegentlich Nachricht hätte. Das Exemplar des Schmoll aus dem Besitz des Herrn v. Weber in Dresden habe ich immer noch nicht, erwarte es aber täglich.
Und nun leben Sie wohl, mein sehr werther und hochgeschätzter Herr Kapellmeister, und erinnern Sie sich freundlichst
Ihres
Ihnen innigst dankbaren F.W. Jähns.
‡ Den Text des Duetts von Nasolini hätte ich sehr gern, da er mir nicht nur im Recit. sondern fast ganz fehlt; sollten Sie denselben mir gelegentlich copiren lassen können, so würde ich bitten, ihn Hℓn. K. M.‡ Lachner übergeben | zu wollen, der ihn mir dann wohl gütigst sendet, wenn er mir schreiben wird, worauf ich so frei bin, zu hoffen. Empfehlen Sie, bitte, mich vielmals demselben angelegentlichst.
Editorial
Summary
dankt für Übersendung des Terzett-Anfanges aus Fischers Verwandlungen, bittet um Text des Duetts von Nasolini, Dank für alle Unterstützung
Incipit
“Sie haben mir gestern durch Übersendung des fraglichen Terzett-Anfanges”
Responsibilities
- Übertragung
- Solveig Schreiter; Frank Ziegler
Tradition
-
Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Shelf mark: Mus. ep. Jähns, F. W. 17Physical Description
- 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)
Corresponding sources
-
Schreiter, Solveig, “Geben Sie mir nur öfters Auftrege, dieselben werden jederzeit gern und prompt besorgt werden”. Der Briefwechsel zwischen Friedrich Wilhelm Jähns und Georg Eduard Goltermann, in: Weberiana 15 (2005), S. 72 (Auszug)