Hermann Pauli an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Stuttgart, Mittwoch, 29. März 1865
Sehr geehrter Herr Musik-Director!
Gewiß haben Sie mich schon zu den ungezogenen Leuten gezählt, dass ich auf auf‡ Ihr geehrtes Schreiben noch nicht einmal geantwortet, doch wollte ich dies nicht früher, bevor ich nicht etwas Bestimmtes mittheilen konnte. Seien Sie fest überzeugt, dass [ich] mir alle erdenkliche Mühe gegeben Ihnen und einer so guten Sache, der Sie sich unterzogen, mit meinen schwachen Kräften nützlich zu sein, doch leider ‒ vergebens. Von der erwähnten Harmonie in B ist auch nicht eine Spur zu entdecken.
Hier sowohl als auch in Ludwigsburg, wohin ich mich persönlich wandte, ist in den wenig vorhandenen Archiven (Militair wie Civil) nichts zu finden, und alle verweisen mich auf unser Theater Archiv.
Jetzt glaube ich nun meiner Sache halb gewiß zu sein um so mehr, als unser Musikalien-Verwalter Herr Fein, ein schon älterer Mann, der Weber noch persönlich gekannt, sich der Sache mit vieler Bereitwilligkeit annahm, jedoch gleich von Hause aus mir den Muth benahm mit der Bemerkung, daß wenn ein derartiges Musikstück im Archiv vorhanden sei, er davon gewiß Kenntniß hätte. Trotzdem hielt er genaue Musterung, und grade die Pünktlichkeit, womit er zu Werke ging, hat die Angelegenheit verzögert, und liegt darin der Grund, dass ich erst heute antworte.
Ich drücke nochmals mein Bedauern aus, Ihnen nicht so zu Diensten sein zu können, als es für den Werth | des Gegenstands wünschenswerth und habe noch die Bitte mich meinem Cousin Ehrlinger bestens zu empfehlen
hochachtungsvoll
ergebener
H Pauli
Stuttgart.
d. 29t März 65.
Apparat
Zusammenfassung
teilt ihm mit, dass sich weder in Stuttgart noch in Ludwigsburg in den Archiven eine Harmonie in B finden ließ
Incipit
„Gewiß haben Sie mich schon zu den ungezognen Leuten“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Frank Ziegler