Friedrich Wilhelm Jähns an Moritz Fürstenau in Dresden
Berlin, Dienstag, 21. Juni 1864
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Mein theurer Freund.
Ihr gütiger Brief hat mir herzliche Freude gemacht. Zuvörderst als Beweis, daß Sie meiner freundlich gedenken, sodann durch das Autograph Ihres Herrn Vaters*, das ich als Beitrag zu meiner Sammlung ansehen darf, sodann durch die Nachricht von dem Weberschen „Liebe um Liebe“. Letzteres Werk besitze ich nur theilweise; es fehlen darin die beiden ersten Chöre und die Hälfte des ländlichen Marsches. ich bitte jedoch mir eine vollständige Partitur gütigst schreiben zu lassen*, die ich mir am 7. oder 8. Juli persönlich von Ihnen abholen werde und wo wir uns dann über die inhaltsschwere Frage‡ über die Weber’sche Biographie unterhalten können. — ! — Bei meinem Besuche in Dresden‡ muß ich zugleich ein nochmaliges Durchgehen der Euryanthen-Partitur* ins Auge fassen, namentlich eine Copie derjenigen Stellen, | die in meiner mir von der Frau von Weber geschenkten Partitur* fehlen; es ist nicht viel, es sind nur einige Kürzungen; doch hätte ich gern mein Exemplar vollständig und hätte‡ auch die Tactzählung für mein Werk nach dem Autograph gern‡ vorgenommen. Es ist das eine langweilige, jedoch unerläßliche Arbeit. Wie viel werde ich dazu noch zählen müssen. Habe ich doch seit vorigem October mit der eigentlichen Arbeit ganz still gestanden und mich nur mit dem entsetzlichen Ausgaben-Wesen beschäftigt: eine Schraube ohne Ende, an der man immer dreht und dreht, und wobei man niemals sagen kann, jetzt steht sie fest. Nun habe ich noch die franz. u. engl. Kataloge durchzuarbeiten; dann will u. muß ich‡ diesen | Theil der Sache als abgeschlossen betrachten, der die größten N‡ nachträglichen Schwierigkeiten bereiten wird, worüber mündlich. — Der Fund der Musik zu „Lieb’ um Liebe“ freut mich um so mehr, als ich nun Ihnen wieder dienen kann. Die Solo Stimme (der Knabe)‡ (Recit.) vor dem Schlußchor habe ich und so kann ich sie Ihnen geben. Weiter, dünkt mich‡, wäre außer 10 Tacten‡ im Schlußchor, nichts an Solo in dem Stücke, denn die übrigen Personen sprechen nur. Ich bringe meine Copie* des in den Händen der Leipziger Peters’schen Handlung befindlichen Manuscriptes Mit zum Vergleich. —
Immer wahrscheinlicher wird es, daß Chor und Lied „Darf ich meine Liebe zeigen“ zu Donna Diana nicht von Weber sind*. | Ich erwarte täglich Nachricht von Wien, wo der Schlüßel zu der Sache liegt. Mündlich auch hierüber mehr!
— Meinen
herzlichen Dank Ihnen für Ihren Brief, wie für‡ Ihr mir so innigst werthes
Gedenken sagend und mich zugleich Ihrer liebenswürdigen, trefflichen Gattin auf
das Verehrungsvollste empfehlend treu
der Ihre
F. W. Jähns.
Berlin d. 21. Juni.
1864.
Nun bekommt auch Hosterwitz ein hübsches Erinnerungszeichen an Weber*; ich habe dazu ein nicht ganz unbedeutendes Sümmchen in Händen. Auch darüber mündlich! —
Editorial
Summary
dankt für Übersendung eines Brief-Autographs seines Vaters und die Nachricht über die Schauspielmusik Liebe um Liebe, kündigt Besuch an, bei dem er auch das Euryanthe-Autograph nochmals einsehen muß, beschäftigt sich jetzt mit den Ausgaben, muß noch die französischen und englischen Kataloge durcharbeiten, wartet auf Nachricht aus Wien zu Donna Diana, die vermutlich die Autorschaft von Weber in Abrede stellen wird, wie er es schon lange vermutet
Incipit
“Ihr gütiger Brief hat mir herzliche Freude gemacht”
Tradition
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Text Source: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
Shelf mark: Mscr.Dresd.h47, Nr. 1Physical Description
- 1 DBl. (4 b. S. o. Adr.)
Corresponding sources
-
Ortrun Landmann, Eveline Bartlitz, Frank Ziegler, Aus dem Briefwechsel Friedrich Wilhelm Jähns – Moritz Fürstenau. Eine Auswahl von Briefen und Mitteilungen der Jahre 1863–1885, in: Weber-Studien, Bd. 3, S. 104f. (Nr. 3)
Text Constitution
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“Frage”added above
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“hätte”added above
-
“gern”added above
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“u. muß ich”added below
-
“N”crossed out
-
“(der Knabe)”added above
-
“mich”added above
-
“… , wäre außer 10 Tacten”n nachträglich ergänzt
-
“für”added above
Commentary
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“… das Autograph Ihres Herrn Vaters”In der Sammlung Weberiana in D-B befindet sich nur ein Brief von Anton Bernhard Fürstenau an Theodor Hell (London, 6. Juni 1826; Weberiana Cl. V, Mappe I A, Abt. 3, Nr. 11 a); er passt allerdings nicht zu der Beschreibung des Autographs, die Moritz Fürstenau im vorhergehenden Brief gab.
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“… Partitur gütigst schreiben zu lassen”In der Abschrift der Schauspielmusik aus Jähns’ Besitz (D-B, Weberiana Cl. III, Bd. 3, Nr. 57) stammen die Nrn. 4-6 nach dem fragmentarischen Autograph, damals im Besitz der Verlagshandlung Peters (heute D-B, Mus. ms. autogr. C. M. v. Weber 10), von der Hand des Jähns-Kopisten I, die Nrn. 1-3 sind nach den Dresdener Stimmen von Jähns kopiert.
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“… nochmaliges Durchgehen der Euryanthen -Partitur”Partitur-Autograph, D-Dl (Mus. 4689-F-37).
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“… Frau von Weber geschenkten Partitur”Partitur-Kopie, D-B (Weberiana Cl. IV A, Bd. 118, 1-3).
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“… nur. Ich bringe meine Copie”D-B, Weberiana Cl. III, Bd. 3, Nr. 57 (Nr. 4–6).
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“… Diana nicht von Weber sind”Gastons Rundgesang und Lied stammen aus der Feder von Adalbert Gyrowetz (JV Anh. 119).
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“… ein hübsches Erinnerungszeichen an Weber”Gemeint ist die runde Gedenktafel, die sich noch heute am Weber-Haus in Dresden-Hosterwitz befindet, siehe dazu auch die Briefe vom 12. und 27. Mai 1865.