Prolog zum Konzert der Dresdner Liedertafel am 26. März 1841
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Carl Maria von Weber in London.
(Prolog zu dem Concert der „Dresdner Liedertafel“ am 26. März 1841 „„dem Andenken Weber’s gewidmet““.)
Zu London im Theater – CoventgardenHob Carl Maria Weber seine Hand, –Viel Tausend Menschen horchten auf und starrten,Herz, Ohr und Blick zum Einzigen gewandt;Da sprühten auf, da stürzten auf sie niederIn Stömen die Gewalten seiner Lieder.Und Jubelruf scholl donnernd ihm entgegen,Es woben durcheinander Ton und Glanz,Er wollt’ das Herz, das Volk die Hände regen,Da drückt ein Gott ihm auf die Stirn den Kranz;Er aber sprach und senkt’ die Augenlieder:„Viel lieber wär’ ich bei den Meinen wieder!“Und todesmüd’ kehrt er zum fremden HauseMit seiner Sehnsucht nach dem Heimathsland,Und todesmatt sitzt er in fremder Klause;Er legt das bleiche Antlitz in die HandUnd flüstert bang: „mir schauern Herz und Glieder,Viel lieber wär ich bei den Meinen wieder!“Nicht Er – es kommt zur heimatlichen SchwelleDie Trauerbotschaft: Euer Meister ruhtZu London dorten in Moorsfields-CapelleMit seiner Sehnsucht, seinem einz’gen Gut:„Gebt mir für meine Liebe, meine LiederNur eine Hand voll Heimathserde wieder!“Und seine Lieder, heil’ge ZornesflammenZum Schwert gewöhnt und an die Völkerschlacht,Sie fragen durch einander und zusammenBei seinem Sarg in treuer Todeswacht:Wo weilst du Sachsen? Blick’ nicht stolz hernieder,In England noch ruh’n Deines Sängers Glieder!Die Nordsee braust und Wind und Welle fragen:Löst Deutschland nicht die eigne Ehre ein?Herbei! Herbei, den Sarg emporzutragen,Des deutschen Meister’s heiliges Gebein!Voran im Zuge klingen seine LiederUnd in der Heimath ruht der Meister wieder!Ein ausführlicher Bericht über das Concert wird in nächster Nummer* gegeben werden.
Die Redaction.Apparat
Entstehung
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Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Amiryan-Stein, Aida
Überlieferung
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Textzeuge: Sächsische Vaterlands-Blätter, Jg. 1, Nr. 63 (27. März 1841), S. 299