Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater: 16. – 26. August 1816

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Theater.

Prag. – Den 16. August: Die Sonnenjungfrau, Schauspiel in 5 Aufzügen von Kotzebue. Herr Ringelhardt gab heute den Rolla, und war im eigentlichen Sinne des Wortes abgeschmackt. Hier und da erschollen Zeichen des Mißfallens, und man befürchtete eine üble Behandlung; am Schlusse des Stückes aber – ward er herausgerufen. Zwar hieß es auch hier: „Doch der Segen kommt von oben;“ doch Herr R. nahm auch diesen dankbar an, und ließ sich nicht lange bitten.

Den 17.: Weiberehre, Schauspiel in 5 Aufzügen von Ziegler. Herr Stein gab den Ritter der Demuth als Gastrolle; aber es gab boshafte Personen, welche behaupten wollten, es sey neben seiner gewöhnlichen Manier mehr Burschikosität als Demuth zu blicken gewesen.

Den 18.: Don Carlos, Infant von Spanien, Trauerspiel in 5 Aufzügen von Schiller. Herr Stein gab den Carlos in manchen Scenen sehr brav, und wurde durch Herrn Bayer, als Posa, auf die würdigste Weise unterstützt. Auch Mad. Sonntag (Königinn) und Dlle. Böhler (Eboli) stellten ihre Rollen recht brav dar.

Den 21.: Der Graf von Burgund, Schauspiel in 5 Aufzügen von Kotzebue. – Herr Stein gab den Grafen zur letzten Gastrolle, und schien das Sprichwort: „Ende gut, alles gut,“ bewähren zu wollen, denn er erschien von der Manier, die sein schönes Talent verdunkelt, fast ganz frey, und wenn sie sich ihm manchmahl aufdrang, bekämpfte er sie sehr glücklich. Der ein¦stimmigste und gerechteste Beyfall ward ihm und der liebenswürdigen Elsbeth (Dlle. Brand) zu Theil.

Den 23.: Pagenstreiche, Lustspiel in 5 Aufzügen von Kotzebue. – Herr Ringelhardt gab den Herrn von Stuhlbein, und obschon er hier eben so wenig als in seinen frühern Rollen ein vollendetes Kunstganzes lieferte, so war es doch seine leidlichste Vorstellung.

Den 25.: Heinrich von Anjou, Trauerspiel in 5 Aufzügen von Ritter v. Zahlhans. Da dieses Stück schon auf mehreren Bühnen aufgeführt worden ist, so dürfen wir uns nicht auf eine genaue Zergliederung seiner Organisation einlassen, und begnügen uns mit der Anzeige, daß die Aufführung in den meisten Theilen gelungen zu nennen war. Sehr brav gab Herr Seewald den Kanzler und Herr Wilhelmi den Herzog. Mit Wahrheit und innigem Gefühl stellte Dlle. Böhler die fromme Constantia und Mad. Sonntag die liebeschmachtende Blanca dar, aber die Krone des Abends war Herr Bayer, der den Heinrich mit bewundernswerther Kraft und Wahrheit darstellte.

Den 26.: Don Juan, Oper in 2 Aufzügen. Herr Zeltner gab den Leporello als erstes Debut, und gefiel; doch scheint das Komische nicht eigentlich sein Fach zu seyn, seine Intonation ist rein, seine Stimme stark, doch nicht ausgezeichnet schön und rund.

Herr Ringelhardt gab am 27. den Gouverneur, am 28. den Unbekannten in Menschenhaß und Reue, und am 29. zu seinem Benefice den Fiesco, und kam, so zu sagen, mit einem blauen Auge davon.

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Jakob, Charlene

Überlieferung

  • Textzeuge: Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt, Jg. 8, Nr. 128 (24. Oktober 1816), S. 528

Textkonstitution

  • „Zahlhans“sic!

Einzelstellenerläuterung

  • 18.recte „19.

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