Bericht über die Feierlichkeiten des Königs von Sachsen Friedrich August I. im September 1818 (Erwähnung von „Liebe um Liebe“ von August Rublack)

Zurück

Zeige Markierungen im Text

Freylich hatte ich mir vorgenommen Ihnen recht viel über die Feyerlichkeiten bey dem Jubelfeste der 50jährigen Regierung unsers geliebten Königs zu schreiben, aber Geschäfte hielten mich ab, es gleich in der allernächsten Zeit nach dieser Feyer zu thun, und nun haben Sie gewiß schon selbst so viel darüber in andern öffentlichen Blättern gelesen, daß es überflüssig wäre, eine ausführliche Schilderung annoch zu unternehmen. Auch würde sie, sollte sie Alles erschöpfenden Raum der Blätter, für die Sie diese Mittheilungen bestimmen, übersteigen. Daher nur einige Blüthen aus dem Kranze flüchtig gesammelt, damit ich nicht ganz ohne höchst erfreuliche Gaben komme.

Vor allem hatte der Himmel, so wie er überhaupt stets mit Vaterhand dem Haupte unsers geliebten Königs gewaltet hat, auch diesmal die reinste heiterste Decke über das ganze Fest gebreitet, und während der feyerlichen Tage trübte kein Wölkchen den Horizont. So zeigte sich zuerst am 15ten als dem eigentlichen Regierungs-Antrittstage das herrliche Feuerwerk des Artillerie-Corps in seiner vollsten Pracht, ja, fast war es zu windstill dabey, so daß sich von der ersten Dekoration in Brillantfeuer der Rauch nicht schnell genug hinwegzog, dagegen aber die letzte in blauem Feuer um so majestätischer die Elbe herabzog.

Einen hoch interessanten Anblick gewährte am 19ten die zur Vorfeyer im Innern architektonisch in die Wolken. Wohl 4 bis 5000 Personen waren darin zugegen, auch die Brüder und Neffen des Königs. Eine von Fr. Kuhn gedichtete und vom Kantor Uber in Musik gesetzte Cantate ward aufgeführt. Der Text war mehr poetisch als musikalisch; schöne, neue Gedanken, aber zu sehr ausgedehnt und dunkel gehalten. Uber’s Musik war sehr verdienstlich, einfach edel, aber hie und da fehlte Ausdruck und das Ganze ergriff nicht lebhaft. Doch war es eine würdige Feyer, bey welcher besonders der würdige und thätige Burgermeister Hermann die betreffenden Anordnungen gemacht haben soll. Der Magistrat hat auch noch ein dauerndes Denkmal durch Gründung einer Bürgerschule diesem Tage errichtet.

Mehr als 40000 Fremde waren am Tage darauf, den 20. Sept. gewiß in Dresden anwesend, und das Gewimmel von Fußgängern und Wagen unsäglich. Und doch ist auch nicht das kleinste Unglück vorgefallen. Abermals ein Segen des Himmels. Das Hofkonzert im großen Opernhause war eben durch dieses glänzende Haus, und die ausgesuchte Gesellschaft, die sich darin versammelt hatte, sehr interessant. Die Musik-Ausführung selbst genügte weit weniger. Da der König das Fest selbst gab, so konnte natürlich nichts Beziehendes gefunden werden, und die italienischen gewöhnlichen Theater, wo freyer Eintritt war, hatte man sich nicht sehr angegriffen. Zuerst ward Michel Angelo und Corregio, eine Abkürzung des Oehlenschlägerschen Werks, wodurch blos das Verhältnis dieser beyden Künstler beybehalten ward, gegeben, und dann ein kleines Gelegenheits-Stück von einem Hrn. Aug. Rublak, Liebe um Liebe genannt, aufgeführt, wo zuletzt wie gewöhnlich dieie Büste des Königs bekränzt ward, und das zu den schwächlichen Produkten gehörte, die wohl je bey einer so hohen Feyer der Feder eines Dichters entflossen. Es ist unbegreiflich, daß man das schöne Geschäft diesen Tags dramatisch zu besiegen, nicht einem der ausgezeichneten Dichter, welche die Hauptstadt Sachsens besitzt, übertrug.

(Der Beschluß folgt.)*

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Amiryan-Stein, Aida

Überlieferung

  • Textzeuge: Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 12, Nr. 257 (27. Oktober 1818), S. 1028

    Einzelstellenerläuterung

    • „… (Der Beschluß folgt.)“Vgl. Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 12, Nr. 258 (28. Oktober 1818), S. 1031f.

      XML

      Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
      so bitten wir um eine kurze Nachricht an bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.