Aufführungsbesprechung Bremen: „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber am 29. September 1822 (3. Aufführung)
Auch hier ist der Freischütz jetzt gegeben, und hat allgemeinen Beifall gefunden. Nicht blos die Musik, welche zum größten Theile schon vorher bekannt war, und die diesmal mit einer seltnen Vollständigkeit und Präzision gegeben wurde, da viele unsrer ausgezeichneten Dilettanten das Orchester vergrößerten, hat dem Stücke den ausgezeichneten Beifall verschafft, den es hier gefunden; sondern vorzüglich die diesmal ganz vortreffliche Maschinerie, welche wirklich nichts zu wünschen übrig ließ. Einige von Berlin gekommene Reisende versicherten, daß, abgesehen von dem was das große herrliche Schauspielhaus in Berlin voraus habe, die Maschinerie hier völlig so gut, täuschend und exact gewesen sey wie dort. Der dritte Act* allein ist der Mühe werth, dies Schauspiel zu sehen, und er bietet gewiß so viel wunderbares und Grausen erregendes, daß keiner unbefriedigt bleibt; und wirklich soll der Effect für einige Schwachnervige zu erschütternd gewesen seyn. Ich habe es indeß ausgehalten, und werde wieder hingehen; denn einmal muß man es erst sehen, um zum zweitenmale die Musik genießen zu können. Ich unterlasse die Beschreibung des Einzelnen, da diese schon in mehreren Blättern gegeben ist; aber gewiß wird dies Stück bei dem bevorstehenden Freimarkt viele Fremde herziehen; besonders wenn es wahr ist, was man so eben behauptet, daß gestern Abend Demois. Kaintz angekommen sey, welche in Zukunft die Rolle der Agathe übernehmen werde. Obgleich es nicht zu läugnen ist, daß Mad. Hartwig diese Rolle gestern ganz vortrefflich gab, und wirklich sehr schön sang, so steht die erste doch über ihr. Den Max gab als Debüt*, Herr Berger; man behauptet, Herr Mejo soll ihn die beiden vorigen Male besser gegeben haben*. Das Stück ist jetzt dreimal hinter einander gegeben*; da die Zubereitungen zur Maschinerie so bedeutend sind, so kann zwei Abende vorher kein ander Stück gespielt werden. Herr von Zahlhaß dirigiert jetzt gemeinschaftlich mit Herrn Pichler unser Theater, und es hat seitdem wirklich gewonnen, da Herr von Zahlhaß selbst auch sehr gut spielt.
Apparat
Zusammenfassung
Aufführungsbesprechung des Freischütz in Bremen
Entstehung
–
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Frank Ziegler; Jakob, Charlene
Überlieferung
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Textzeuge: Das Sonntagsblatt, eine vaterländische Zeitschrift zur Belehrung und Unterhaltung, aus dem Gebiete des Schönen und Nützlichen, mit populärer Hinweisung auf deutsche Litteratur und Zeitgeschichte, Jg. 6, Nr. 41 (13. Oktober 1822), S. 328
Einzelstellenerläuterung
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„… wie dort. Der dritte Act“Gemeint ist die Wolfsschluchtszene, die hier als separater III. Akt gegeben wurde; der eigentliche III. wurde somit zum IV. Akt.
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„… Den Max gab als Debüt“Laut Theaterzettel war es das 2. Debüt von Carl Philipp Berger am Bremer Theater.
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„… vorigen Male besser gegeben haben“Laut Theaterzettel war die Besetzung der Erstaufführung folgendermaßen: Emilie Hartwig – Agathe, Mad. Mejo – Ännchen, Franz Mejo – Max, Emil Devrient – Caspar, Hr. Schmidt – Ottokar, Hr. Trautmann – Cuno, Hr. von Zahlhas – Samiel, Hr. Gladbach Sohn – Eremit, Heinrich Geißler – Kilian, Dem. Lindner und Pichler – Brautjungfern, Hr. Greenberg – Erster Jäger, Hr. Müller – Zweiter Jäger; sämtliche neuen Dekorationen von Rosenkranz gemalt, Maschinen vom Maschinisten und Theatermeister Hr. Frede. Berger und Mejo alternierten nachfolgend in der Rolle des Max.
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„… jetzt dreimal hinter einander gegeben“Aufführungen am 26., 27. und 29. September 1822.