Aufführungsbesprechung Merseburg: „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber, 1826, Gesellschaft von Carl Gerlach
Korresondenz und Notizen.
Aus Merseburg. (Beschluß)*.
Auch der beliebte Freischütz wanderte mit allem Knalleffekt der Wolfsschlucht über die kleine Bühne, bei welcher Gelegenheit das lobenswerthe Bestreben des hiesigen Stadtorchesters im Verein mit mehreren in- und auswärtigen Dilettanten, unter der Leitung seines thätigen Vorstehers Braun, rühmliche Erwähnung verdient. Als Agathe ließ uns Frau Gerlach reine und melodische Töne vernehmen, die einen noch angenehmeren Eindruck machen und zurücklassen würden, wenn sich dabei der Sängerin Mund nicht so seltsam und widrig verzöge, wodurch ihre sonst angenehmen Gesichtszüge störend entstellt werden. Hr. Uschmann, als Max, bewies sich als kunstgeübten, musikfesten Sänger, dem aber die Stimme Brustschwäche halber häufig versagt. Hr. Gerlach war und wird nie ein Kaspar seyn; es fehlt ihm an Spiel- und Gesangmitteln zu dieser schwierigen Partie. Aennchen wurde zwar gut gespielt von Demois. Starke, ihre Stimme reicht aber nicht zu. […]
Einen als Mensch und Künstler gleich achtbaren, auch früher als Tenorsänger rühmlich bekannten Künstler hat Referent in Hrn. Aue kennen gelernt, der im Fache der Intriguanten Ausgezeichnetes, auch als Musikdirektor bei der Gerlach’schen Gesellschaft wesentliche Dienste leistet.
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Apparat
Entstehung
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Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Frank Ziegler
- Korrektur
- Eveline Bartlitz
Überlieferung
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Textzeuge: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 26, Nr. 130 (7. Juli 1826), Sp. 1047
Einzelstellenerläuterung
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„… Aus Merseburg . (Beschluß)“In den vorangehenden Teilen in Nr. 128 (4. Juli 1826), Sp. 1031f. und Nr. 129 (6. Juli 1826), Sp. 1039 finden sich nur allgemeine Bemerkungen sowie eine grundlegende Bewertung der Gerlachschen Gesellschaft während ihrer Auftritte 1825/26 (ohne Weber-Bezug). Zur Truppe heißt es u. a. (Sp. 1039): „Die Schauspielergesellschaft eines Hrn. Carl Gerlach, von der ich schon im vorigen Jahre, während des Landtages, hier, zu Halle, und während der Brunnenzeit zu Lauchstädt, Vorstellungen zu sehen Gelegenheit fand, hat auch im verflossenen Spätjahre wiederum, jedoch ohne sonderlichen Erfolg, hier gespielt. […] Obgleich die Gerlach’sche Gesellschaft meines Erachtens allerdings zu den bessern reisenden oder ambulanten Truppen gezählt werden kann, so läßt sich doch über die Leistungen derselben während ihrer letzten Anwesenheit in Halle und auch hier nicht viel Lobenswerthes anführen.“