Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater vom 20. bis 24. März 1819
Am 20. März. Elisabetta.
Am 21. März. Vetter Benjamin aus Polen.
Am 22. März. Die letzte Vorstellung, in welcher unser lieber Gast auftrat, war: Cäsario, das bekannte Lustspiel von dem trefflichen Wolf. (Warum die Bezeichnung als Schauspieler auf dem Affichen steht, da sonst die Berufstitel immer weggelassen werden, wissen wir nicht.) Dem. Schaffner gab darin das Kammermädchen Lisette. Man hätte wohl wünschen mögen, daß sie eine andre als eben diese Rolle gewählt hätte, in welcher sie nur ausgelass’ne, muntre Laune, nicht jene anmuthige Schalkheit, welche ihr besonders eigen ist, zeigen konnte, wir haben auch gehört, daß die Künstlerin es selbst wünschte, daß aber unübersteigliche Hindernisse eintraten, welche der geehrten Direction es nicht erlaubten, das einmal schon länger zu diesem Zweck bestimmte und von Dem. Schaffner früher selbst vorgeschlagne Stück abzuändern. Nachdem was in diesen Blättern bereits weitläuftiger über die Gastspielerin gesagt worden, bleibt uns wenig von dieser Leistung zu erwähnen übrig. Gewandheit und Anstand des Spiels zeigte sich auch in ihr, nur hinderte das nicht recht kleidsame, unmoderne Bedientengewand die angenehme Erscheinung der Gestalt, und fast schien es uns hier und da, als ob die Darstellerin nicht mit derselben Unbefangenheit ¦ spiele, die sie in den frühern Stücke gezeigt hatte. Das Herausziehn und Einstecken des Strickstrumpfs in der Männerkleidung können wir nicht loben, dazu ist auch das Kammermädchen zu besonnen und zu sehr auf ihrer Hut, eben so wenig als das Tragen des Stöckchens. Dagegen drückte Dem. Schaffner die Verlegenheit mit der aufgedrungenen Pfeife sehr natürlich und allerliebst aus, und wären die Mäntel im letzten Akte mehr nach der gegenwärtigen Sitte gewesen, würde sich auch das Entwickeln der weiblichen Kleidung aus denselben noch besser gemacht haben. Wir beschränken uns bei dem oft gesehenen Stücke nur auf den Gast, dem wir bei seinem neuen schönen Wirkungkreise an dem, mit regem Leben fortwirkenden Stadttheater zu Leipzig recht erfreuliche Erfahrungen voraussagen.
Am 23. März. Erinnerung. Dieses brave Iffland’sche Schauspiel hatte durch Abkürzungen sehr gewonnen, und ward in den Hauptrollen des Seegers, von Hrn. Geyer, des Wardam, von Hrn. Christ und des D. Rado, von Hrn. Werdy, mit derjenigen characteristischen Wahrheit dargestellt, zu welcher diese Stücke des bei wahren Kennern gewiß stets hochgeachteten Schauspieldichters, so viele und in vielen neuern Arbeiten nur leider zu sehr vermißte Gelegenheit geben.
Am 24. März. Der Freimaurer. Die Abentheuer im Gasthofe. U. A. w. g.
Apparat
Zusammenfassung
Chronik Dresden, Hoftheater vom 20. bis 24. März 1819. Dabei besonders über „Cäsario“ von Pius Alexander Wolff.
Entstehung
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Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Fukerider, Andreas
Überlieferung
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Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 3, Nr. 85 (9. April 1819), Bl. 2v