J. Felix an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Februar 1874
Werthgeschätzter Herr!
So eben wird mir die Mittheilung von Darmstadt, daß [sich] der C. M. von Weber’sche Klavier Auszug des Admiral’s „Oper von Vogler“ endlich vorgefunden hat und zwar in der Privatblibliothek des Großh: Ludwig’s des I welche seit Kurzem in den Besitz der Großh. Hess. quasi Landes-Bibliothek übergegangen ist*. Sobald ich wieder nach Darmstadt gehen werde, soll Ihnen genauerer Bericht sofort von mir ertheilt werden.
Entschuldigen Sie freundlichst, daß ich solange nichts habe von mir hören lassen, aber das ganze lange Jahr 1873 brachte ich mit höchst prosaischen Arbeiten zu, nemlich mit Verwerthung m. sämtlichen auswärtigen Eigenthums, wozu ich schon im Jahre (des Gründerthums-Heils) 1871 weite Vorbereitungen getroffen hatte, aber damals leider ohne Erfolg, weil m. Ehre es mir nicht gestattete: auf den Gründer-Schwindel einzugehen – ich nahm den zwar längeren, aber anständigeren Weg, der Einzel-Veräußerung! Leider sind immer noch soviele schriftlichen (advokatische) Arbeiten vorhanden, so daß die Musik immer noch | brach liegen muß, was mich täglich mit noch mehr Wiederwillen gegen m. jetzigen Beruf erfüllt; hoffentlich sind‡ meine Finanz-Angelegenheit im Hause Merz vollständig geordnet u. ich kann wieder mit ganzer Seele m. Lieblings-Beschäftigung aufnehmen; ein Streich-Quintett war seit m. letzten Schreiben m. ganze musikalische Thätigkeit. Ich habe Sie lange genug mit mir resp. m. Schweigen unterhalten, und komme endlich zu der Haupt-Frage: wie geht es Ihnen?
Recht sehr würden Sie mich verbinden, wollten Sie die freundliche Güte haben, mich mit einigen Zeilen zu erfreuen. & zeichne mit daher‡ frohen Erwartung, in freundschaftlicher Hochachtung &
Ergebenheit Ihr
J. Felix
AkazienAllee 15
Apparat
Zusammenfassung
teilt mit, dass sich der Webersche Klavierauszug zu Voglers Admiral in der Privatbibliothek des Großherzogs Ludwig I. gefunden hat, die in die Hess. Landesbibliothek übergegangen ist; wenn er wieder nach Darmstadt kommt, wird er J. berichten
Incipit
„So eben wird mir die Mittheilung von Darmstadt“
Generalvermerk
Die Adresse „AkazienAllee 15“ deutet auf die damalige Villenkolonie Westend bei Charlottenburg (heute Teil von Berlin) hin; die von Jähns mit Bleistift ergänzte Datierung „1874. | Febr.“ korrespondiert mit dem Inhalt des Schreibens, zumal Jähns in diesem Monat zwei weitere Briefe anderer Personen bezüglich des wiedergefundenen Klavierauszugs zum Admiral erhielt. Der Briefschreiber lässt sich bislang nicht eindeutig zuordnen. Der Umstand, dass Briefpapier mit den Initialen „F. H.“ benutzt wurde, lässt ein Pseudonym denkbar erscheinen. Kompositionen eines „J. Felix“ erschienen u. a. bei Bote & Bock in Berlin sowie bei Luckhardt in Kassel.
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit