Hermann Loßner an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Friedeburg b. Freiberg i. S., Sonntag, 25. Oktober 1874

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Hochgeschätzter Herr Professor!

Höchst geehrt gefühlt durch das Schreiben Ew: Hochwohlgeboren, beeile ich mich, Ihnen mitzutheilen, was ich über besagten Marsch* kenne.

Daß C. M. v. Weber der Componist dieses Marsches ist, unterliegt keinem Zweifel, nicht nur daß ich denselben mit „Weber’s Namen“ in meinem früheren musikalischen Archive überschrieben fand – sondern auch aus dem Munde musikalischer Autoritäten, und glaubwürdiger Männer, darunter welche, die den Componisten selbst gekannt haben, habe ich C. M. v. Weber als den Schöpfer dieses herrlichen Marsches nennen hören. Jedenfalls entstand der Marsch zur Zeit, als die leichte Infanterie in Sachsen | errichtet wurde, im Jahre 1809–1810. C. M. v. Weber hat damals um jene Jahre herum, die sächsischen Infanterie Signale geschaffen, worunter sich noch „ein ParadeMarsch von 8 Tacten“ – „eine Reveille“ und das Retraite mit Adagio u. Allegro befinden, welche von Weber für Signalhorn mit verschiedenen Stimmungen geschrieben wurden, und trotzt ihrer großen Einfachheit, gut ausgeführt, schön sind. Zwar weiß ich nicht ob sich der Parade-Marsch der leichten Infanterie auf dieses Lied: „Der König hat schöne Soldaten“, od. ob sich das Lied auf diesen Marsch basiert: [Notenbeispiel: ] aber ähnlich sind beide.

Wenn sich Ew: Hochwohlgeboren, noch etwas | gedulden wollen, so werde ich mich einmal an meinen früheren Chef wenden, (ich bin nicht mehr activ, sondern invalid) und mir die Geschichte der leichten Infanterie, aus dem Archive des Bataillons der 12n Jäger, geben laßen, es befinden sich mehrere Werke daselbst, vielleicht findet man dort etwas.

Außerdem lebt noch ein sehr hochgebildeter Veteran von 1813, in Dresden dessen Name in der Geschichte der Befreiungskriege genannt wird, es ist das: Sr: Exellenz, der Generalleutnant a. D.
Graf v. Holtzendorff.
Bestimmt glaube ich da dieser hochgestellte Herr, welcher sich jetzt noch für die sächs: „Invalidenstiftung“ sehr verdient macht, etwas Näheres weiß, und gewiß gern diesen edlen Nachforschungen helfend zur Seite stehen wird. |

Indem ich herzlich bedaure, etwas Bestimmtes über die Entstehung dieses Marsches nicht geben zu können, stehe ich aber gern zu Diensten, Aufträge zu übernehmen, die zur Auffindung dieser Sache helfen könnten.

Es grüßtHochachtungsvoll H. Lossner
pens: Capellmeister.

P.S. Die Reveille, Parademarsch sowie Retraite für Signalhorn mit Stimmungen u. s. w. können Ew: Hochwohlgeboren, im Fall sie Ihnen fremd sind, von mir erhalten.D. O.

NB. Sr: Ex: Graf Holtzendorff stand zu jener Zeit als Leutnant in dieser neuen Truppe.

Apparat

Zusammenfassung

es geht um Trompetensignale und um einen Parademarsch, der angeblich von Weber stammen soll

Incipit

Höchst geehrt gefühlt durch das Schreiben

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. IV B (Mappe XVII), Nr. 1349 A(6)

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S. o. Adr.)

Textkonstitution

  • „trotzt“sic!
  • „nicht“über der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • „… was ich über besagten Marsch“Parademarsch von Carl Rath, Weber unterschoben.

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