Hans Michel Schletterer an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Augsburg, Montag, 28. April 1879

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Hochwohlgeborener,
Hochgeehrter Herr!

Gestatten Sie mir zunächst die Bitte, diesen Brief u. das sich daran knüpfende Ersuchen freundlich u. nachsichtig aufzunehmen. Es wurde Ihnen vielleicht bereits bekannt, dass ich im Auftrage der Breitkopf u. Härtelschen Handlung eine Neuausgabe zunächst gangbarer Operntexte zu besorgen habe. Darunter sind natürlich auch die Weber’schen Textbücher. Freischütz, Euryanthe u. Oberon sind bereits gedruckt*. Ich wünsche nun aber auch bei den hervorragenden Tonsetztern die seltener gegebenen Opern zu bringen, um später sämtliche Bücher eines Componisten in einem Bändchen vereinigen zu können. So sollen also noch die Texte: Peter Schmoll, Silvana u. Abu Hassan aufgenommen werden*. Von ersterer Oper liegt mir ein 1802 in München gedrucktes Textbuch vor; das zur Silvana konnte ich mir aus dem Klavierauszug zusammenstellen. | Aber für meine Absichten erscheinen diese Vorlagen noch ungenügend; es fehlt beiden

1. Das Scenarium, d. h. eine kurze Andeutung der Scene u. Handlung, der Verwandlungen u. s. w.

2. Für die Silvana noch eine Charakteristik der Personen.

3. Der Dichter des Schmoll nennt sic auf dem Textbuch Türk nicht Türke. Was mag das Richtige sein? Über diesen Poeten finde ich keinerlei nähere Angabe. Leider ist auch über den Tag der Aufführung u. die erste Besetzung des Werkes gar nichts zu erforschen. Aber in der Partitur dürfte sich wenigstens das Scenarium angegeben finden.

4. Silvana. Wer hat nun eigentlich zuerst die Partie der Mechtilde gesungen: Frl. Lang od. Mad. Schönberger? Die Angaben im Lebensbilde u. in ihrem Verzeichniß weichen hier von einander ab*. Auch hier dürfte die Partitur die mir noch noch abgehenden Notizen enthalten.

5. Wer hat bei der ersten Freischützaufführung den Samiel gespielt?* Und wäre es nicht möglich die Namen | der Schauspieler zu erfahren, welche in der ersten Oberonaufführung mitwirkten?*

Ihre mir wiederholt bethätigte Güte u. Freundlichkeit läßt mich hoffen, meine Bitte berücksichtigt zu sehen.

Zum Voraus die Bemühungen, die ich Ihnen verursache bestens verdankend u. bald geneigter Rückäußerung entgegensehend hochachtungvoll
ergebenst
Dr. HMSchletterer.

Apparat

Zusammenfassung

will für die inzwischen erschienene Neuausgabe der Textbücher gängiger Opern bei Weber auch die unbekannteren mit einbeziehen und stellt verschiedene Fragen im Hinblick auf Peter Schmoll, Abu Hassan und Silvana, auch nach der UA-Besetzung von Oberon fragt er

Incipit

Gestatten Sie mir zunächst die Bitte

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 561

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)
    • am Briefkopf gestempelt: „an Jähns“

Textkonstitution

  • r„s“ überschrieben mit „r
  • „des Werkes“über der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • „… u. Oberon sind bereits gedruckt“Die genannten Werke erschienen 1879 in Breitkopf und Härtel’s Textbibliothek als Nr. 23, 24 bzw. 25.
  • „… u. Abu Hassan aufgenommen werden“Die genannten Werke erschienen 1879 in Breitkopf und Härtel’s Textbibliothek als Nr. 94, 95 bzw. 99.
  • „… weichen hier von einander ab“Max Maria von Weber schreibt im Lebensbild, S. 216 fälschlich „Madame Schönberger“, Jähns’ Angabe im Werkverzeichnis ist richtig.
  • „… Freischütz aufführung den Samiel gespielt?“Joseph Hillebrand.
  • „… der ersten Oberon aufführung mitwirkten?“Zur Besetzung vgl. den Kommentar zu Webers Tagebucheintrag vom 12. April 1826.

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