Hermann Uhde an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Luzern, Sonntag, 5. September 1875
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- 1875-10-08: an Jähns
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5. Septbr 75.
HochwohlgebHochzuverehrender HrProfeßor!
Nach Dem was Ihnen Ihr verehrter Hr Sohn erzählt haben wird, können Sie wohl denken, wie außerordentlich mich Ihre l‡ Zeilen gefreut haben; aus Hamburg erhalte ich Ihren Brief wahrscheinlich erst am 16. dM wann ein Paket für mich, mit meinen regelmäßigen Journalen, abgelaßen wird. Indeßen legen ja Ihre neuesten lieben Zeilen Alles klar genug, daß ich Ihnen schon heute sagen kann: — 12 Briefe von Weber an FL Schmidt haben sich leider in deßen Nachlaß nicht gefunden. Diejenigen welche vorhanden waren, habe ich unverkürzt mitgetheilt, ausgenommen das Bruchstück Seite 171 Bd II. Das Original dieses Bruchstücks habe ich in Veytaux, wohin wir in 3 Wochen gehen: – „Veytaux - Chillon, Schweiz, Maison Curtin“ & in 4 Wochen will ich es Ihnen in Abschrift unverkürzt senden. Es handelt sich, in dem nicht aufgetheilten, ganz kurzen Abschnitt des Briefes um das Engagement irgend eines Sängers, glaube ich. — Die übrigen Epistel Webers sind ohne alle Verkürzung, auch orthographisch pp treu mitgetheilt. Mir erschien selbst Weber dazu zu bedeutend! — Aber 12 Briefe, nein, so viele waren es leider nicht mehr! Aber es ist mit dem Nachlaß grausam umgegangen worden: der Sohn Philipp*, war ein gleichgiltiger Kunde, der einmal einen Posten Autographa bei List & Franke in Leipzig verkauft haben soll. Diese, nicht sehr reinlichen, vielmehr peinlichen & schmutzigen Dinge aufzuhellen ist mir aber absolut nicht gelungen trotz der beharrlichsten Mühen; so muß ich auch fürchten, es werde Ihnen nicht beßer gehen, ohne Sie aber abschrecken zu wollen. Die Sachen befinden sich, mit Ausnahme jenes, mir geschenkten Briefs, in den Händen des Oberalten Hinrich Böckmann Hamburg Harvestehuder Weg 72.
Wollen Sie sich dahin wenden, so erfahren Sie allerdings auch nichts anderes als daß eben das Vorhandene diplomatisch getreu von mir wieder gegeben sei — aber vielleicht ist Ihnen wichtig zu wißen, wo die Weberschen Originale stecken. Grauenvoller Weise sind sie in Pappbände eingebunden!!!
Dieses Material giebt aber B. nicht her, — leider ist er reich & ihm mit Gelde nicht beizukommen.
Soviel für heute, & in Hast — nur noch 1000 Grüße Ihnen & all den werthen
Ihren von mir & den meinigen: Sie glauben gar nicht, wie sehr glücklich es mich
macht, durch den „Schmidt“‡ Ihnen näher getreten zu sein! — In wahrer Verehrung ergeben
treulichst der Ihre
Uhde
Apparat
Zusammenfassung
teilt mit, dass sich im Nachlass Friedrich Ludwig Schmidt in Hamburg nicht 12 Weber-Briefe befunden haben, diejenigen, die vorhanden waren, habe er unverkürzt mitgeteilt bis auf den als Auszug gedruckten (vgl. Bd. II, S. 171), diesen besitze er auch und werde ihn abschriftlich senden; der Nachlass ist im Besitz des Sohnes, der Teile davon an List & Franke in Leipzig verkauft haben soll; die genannten Briefe an Weber befinden sich bei Hinrich Böckmann in Hamburg, der sie aber nicht hergeben wird; sie sind alle in Pappbände eingebunden
Incipit
„Nach Dem was Ihnen Ihr verehrter Hr Sohn erzählt haben wird“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
Textkonstitution
-
„… mich macht, durch den Schmidt“Fortsetzung des Textes von hier ab am oberen Rand der letzten Briefseite in umgekehrter Schriftrichtung
Einzelstellenerläuterung
-
„l“Abk. von „lieben“.
-
„… umgegangen worden: der Sohn Philipp“Philipp Schmidt (1800–1873), Arzt und Schriftsteller, seit 1831 verheiratet mit Betty, geb. Schröder.