Eduard Hanslick an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Wien, Donnerstag, 30. Oktober 1879

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Hochgeehrter Herr Professor!

Es hat mich unendlich gefreut, von einem so ausgezeichneten Musiker, dem ich so vielfache Belehrung verdanke, einen Brief zu erhalten. Ich beeile mich auf dieses Ihr geehrtes Schreiben v. 26t d M. Nachstehendes zu antworten:

Ich habe mehrere in Paris erschienene authentische Werke über Pariser Theater nachgeschlagen (Chouquet, Lajarte, Poisot, Maillard etc) worin alle Opernvorstellungen nicht nur in der Großen u. Komischen Oper, sondern auch im Odéon, Renaissance und Theatre lyrique verzeichnet sind. Nirgend findet sich eine Spur einer früheren Aufführung der Euryanthe in Paris als (abgesehen v. „La forêt de Sénart[“] 1826) die von 1831 in der Gr. Oper.

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Laut „Histoire de la musique dramatique en France“ von Gustave Chouquet (Paris 1873) p. 395 wurde am 6. April 1831 zum erstenmal in der Großen Oper gegeben „EuriantheParoles de Castil-Blaze, musique de Weber. Die Hauptrollen gaben die HHℓ. Ad. Nourrit u. Dabadie, die Damen Damoreau u. Dabadie*. „Castil-Blaze avait introduit dans cet ouvrage la barcarolle, le joli duo et la marche d’Obéron, et Madame Damoreau (Eurianthe) y plaça dans le 3me acte un air de Meyerbeer“.

Wenn also H: Berlioz über willkührliche Veränderungen in „Eurianthe“ klagt, welche sich nicht auf „la Forêt de Sénart“ beziehen, (– ich habe seine Bücher nicht zur Hand um nachzuschlagen –) so meint er ohne Zweifel die genannten noch an der Großen Oper 1831 vorgekommenen ungehörigen Einlagen. |

Eurianthe“ erlebte an der Großen Oper alles in allem vier Aufführungen! – (laut Verzeichniß in „Théâtre de l’Opéra“ von Theodore Lajarte. 1878.)

Das ist Alles, womit ich dienen kann und ohne Zweifel wissen Sie das Alles längst aufs Genaueste. Ich bitte also lediglich meinen guten Willen freundlich anzunehmen, mit dem ich stets verbleibe Ihr hochachtungsvoll
ergebener
DrEdHanslick.

Apparat

Zusammenfassung

zitiert aus Histoire de la musique dramatique en France von Gustave Chouquet (Paris 1873), S. 395, wonach Euryanthe am 6. April 1831 in der großen Oper EA hatte mit Einlagen aus dem Oberon und einem Lied im dritten Akt von Meyerbeer, es hat nur 4 Aufführungen gegeben; die Klage von Berlioz über willkürliche Veränderungen in der Euryanthe dürften sich auf diese Aufführungen beziehen

Incipit

Es hat mich unendlich gefreut, von einem so ausgezeichneten Musiker

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 262

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)
    • am Briefkopf gestempelt: „an Jähns“
    • Hanslick wechselt oftmals inkonsequent zwischen lateinischen und deutschen Buchstaben; die lateinische Schreibung wurde in der Transkription ausschließlich bei konsequenter Verwendung übernommen

Textkonstitution

  • „… Eu“y überschrieben mit u

Einzelstellenerläuterung

  • „… die Damen Damoreau u. Dabadie“Adolphe Nourrit (1802‒1839), Henri-Bernard Dabadie (1797‒1853), Laure Damoreau-Cinti (1801‒1863) und Zulmé Dabadie, geb. Leroux (1795‒1877).

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