Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden vom 16. Oktober 1817 (Teil 1 von 2)

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Am 16. Oct. Zum ersten Male: Die Abentheuer der Thorenburg, Schauspiel in fünf Aufzügen, von A. Heiter.

Grimoald von Kronach, ward auf dem Todtbette Heinrichs, des Besitzers der Thorenburg, zum Vormunde von dessen Sohn Siegfried ernannt, gab aber nach Jahresfrist vor, daß das achtjährige Kind gestorben sey, und setzte sich in den Besitz von dessen Burg, während er Siegfried ungekannt in einen Kerker sperrte. Seitdem sind zehn Jahre verflossen, und der wilde Grimoald, mit Gott und Menschen zerfallen, will ihn blenden lassen. Hier beginnt das Stück. Knappen haben die Ahnfrau herumwandeln sehen, und geben in Betrachtungen darüber die Exposition. Zu ihnen kommt der Kerkermeister Ullrich, der die vorhabende Blendung des Gefangenen erzählt. Gabriele, Grimoalds Tochter, die sich längst schon für den Gefangenen durch seinen Gesang, den man aus dem Kerker hört, interessirte, vernimmt dies, und bittet Ullrich ihn wenigstens noch zwei Tage zu schonen. Dem Geschenke giebt er nach. Indeß brütet Grimoald in seinem Gemach Rache, und beschließt Siegfried zu ermorden, als ihm drohend die Ahnenfrau erscheint und er betäubt zu Boden sinkt. Als er sich erholt hat, tritt Gabriele zu ihm, und er will sie mit seinem Neffen, Guido von Rosenberg, der auf der Burg lebt, verbinden, um dessen Treue zu lohnen. Keine Liebe kennt ihr Herz noch, sie widerstrebt also nicht, aber Guido betheuert mit zerknirschtem Herzen, da er diese Hand nicht annehmen könne. Grimoald ahnet, und erfährt dann von seinem Burgvoigt Eberhard, daß Guido ein Mädchen im Thale bei der Burg liebe, und beschließt nun dies näher zu erforschen. Vermählt war wirklich Guido unter dem Namen des Knappen Rudolph mit Gisellen, eines wackern Mannes Tochter, die im Thal mit ihren beiden Kindern und ihrer Base Bertha lebte. Hier erwartet sie in trautem Vereine Guido, der auch bald eintritt, und süße Augenblicke häuslichen Glücks mit ihr genießt, in denen er seine eigne Geschichte ihr erzählt, ohne daß sie ahnet, Rudolph sey Guido. Da tritt Grimoald, als von der Jagd verirrt, ein, und Gisella erkennt nun wer Guido sey. Von dem Augenblicke an, beschließt sie, sich von ihm zu trennen, verräth aber ihr Geheimniß, wer ihr Gatte sey, nicht. Als Grimoald fortgegangen, erklärt sie Guido die Nothwendigkeit ihrer Trennung, welcher sie liebend bestreitet, kaum ¦ aber ist Guido geschieden, und Gisella hat von ihrer Base, ihren Kindern rührenden Abschied genommen, als Knechte Grimoalds eintreten und ihr gebieten ihnen zu folgen, sie sträubt sich dagegen, da diese jedoch versichern, Guido gebiete es ihr, so gehorcht sie. Kaum hat sie aber die Hütte mit ihren Kindern verlassen, als die Knechte diese in Flammen setzen, so, daß die herbeieilende Bertha und die Nachbarn beim schnellen Ueberhandnehmen des Brandes glauben, Gisella und ihre Kleinen seyen im Feuer umgekommen, und Bertha verzweiflungsvoll forteilt Guido dies zu melden. Unterdessen hat in der Burg Siegried den Kerkermeister gebeten, Gabrielen zu bewegen, ihn nur auf einen Augenblick zu besuchen, damit er ihr sein geheimnißvolles Schicksal enthülle, und dieser übernimmt auch den Auftrag. Grimoald aber läßt Gisellen mit ihren Kindern vor sich bringen, und stößt sie dann, als er hört daß Gisella wirklich Guido’s Gattin sey, in den Hungerthurm, gegen Guido aber stellt er sich schmeichelnd, als ob er durch Gisellens Reiz und Tugend bestochen, in dessen Vermählung mit ihr willige, sich im Ingrimm weidend, als jetzt, wo dieser voll Freude und Entzücken zu der Gattin eilen will, Bertha hereintritt, das schreckliche Schicksal der Seinen in dem Flammentodte ihm entdeckt, und er verzweiflungsvoll fortstürzt, um wenigstens ihre Asche noch zu sammeln. Aber in der Burg selbst hat sich eine Empörung gegen Grimoald angesponnen, geleitet durch den Burgvoigt, der sich gern selbst in den Besitz der Burg setzen möchte. Die Knappen hat er für sich gewonnen, und jetzt wirbt er um Gabrielens Besitz bei ihr selbst, die sich ihm aber, Hülfe suchend, entreißt. Sie hat sich ein Schwerdt zu verschaffen gewußt, denn der Kerkermeister hat ihr gesagt, daß der Gefangene vor allem dieses sehnlich wünsche, und folgt nun jenem zur Unterredung in den Kerker. Hier entdeckt sich ihr Siegfried, Staunen und die Liebe aus Kinderjahren stammend, ergreifen sie wieder, sie giebt ihm das Schwerdt, windet auf seine Bitte ihr weißes Gürtelband darum, und nun will Siegfried für die Erlangung seiner Freiheit und Güter kämpfen, schwörend jedoch das Schwerdt nicht gegen Gabrielens Vater zu führen. Guido aber, von der Brandstätte rückkehrend, zieht eine sonderbare Ahnung immer nach Westen, und er folgt ihr, das Schloß verlassend, wo sie unter dem Bilde der Ahnfrau ihn lebhafter als je ergriff.

(Der Beschluß folgt.)

Apparat

Zusammenfassung

Aufführungsbericht Dresden: „Die Abentheuer der Thorenburg“ von A. Heiter am 16. Oktober 1817

Entstehung

vor 29. Oktober 1817

Überlieferung

  • Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 1, Nr. 259 (29. Oktober 1817), Bl. 2v

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