Tonkünstlers Leben. Fragment XI – Zweiter Plan (Erstdruck)
Künstlerleben.
Zweiter Plan.
Erstes Kapitel.
Ich reise. Entschluß zu reisen. Aufnahme in dem v. X. Hause.
Zweites Kapitel.
Der Stadtmusikant. Streit über Unterrichts-Methoden. Ansichten der übrigen Musiker &c. – ganz ermattet Abends zu Hause, und schreibt an seinen Freund, der schon mehrere Jahre von ihm entfernt, und gegenwärtig in Paris ist, über das unangenehme Concertgeben &c.
Drittes Kapitel.
Das Concert. Lernt im Vorübergehen ein sehr liebenswürdiges Mädchen kennen, die eben abreisen will. Abends das Concert leer, weil eben tanzende Hunde angekommen waren, wo auch mehrere Musiker, die 24 Kr. dort mehr bekamen hin|gegangen waren. Der Gedanke an Emilien läßt ihn gut spielen *).
Siebentes Kapitel.
Opern-Auszug. Ball. – A. wird für einen Prinz gehalten, der Emilien liebt, rettet sie, verwechselt sie mit einem andern Mädchen.
Achtes Kapitel.
Schlaflose Nacht.
|
Neuntes Kapitel.
A. bringt ein paar lange unangenehme Tage zu in der höchsten leidenschaftlichen Stimmung, kann nun nicht componiren, – wird etwas ruhiger, blickt von ohngefähr auf seinen Maskenanzug, kleidet sich in denselben Rock, fährt mechanisch in die Tasche, und findet das Gedicht von dem Teufel an Emilien darin, componirt es gleich, der Dichter kommt dazu. Gespräch über die Tendenz des Liedes.
Zehntes Kapitel.
Es vergeht einige Zeit, ohne daß er Emilien wieder sieht, die von dem Schrecke krank geworden ist. Dihl erzählt ihm, daß er bei der Pseudo-Emilie gewesen und erfahren, daß der Herzog bei der Entdeckung wüthend gewesen, seine Helfer beschimpft &c. habe.
Eilftes Kapitel.
Macht verschiedene Bekanntschaften in einem Zirkel, trifft einen reisenden Declamator, er declamirt, accompagnirt ihn, schiefe Ansichten des Declamators, ächter reisender Vagabond: wird von einem der Anwesenden, einem liebenswürdigen alten Manne, gebeten, seiner Tochter Unterricht zu geben.
|
Zwölftes Kapitel.
Dihl entwirft den Plan zu einem musikalischen Zucht- und Arbeitshause.
Dreizehntes Kapitel.
Geht in das Haus, findet das Zimmer leer, setzt sich an’s Klavier, phantasirt; unterdessen kommt die Tochter unbemerkt herein, stellt sich hinter seinen Stuhl, und ruft am Schlusse; wie aus innerer Seele erschreckt, sieht er sich um, und erblickt Emilien. Verlegenheit von beiden Seiten. Vater und Mutter kommen endlich dazu, ein herrlicher musikalischer Abend wird vollbracht, voll Herzlichkeit. Emilie legt ihm die Compositionen ihres Lieblings-Componisten vor, den sie über alles liebt und achtet; es sind seine eigenen, die er unter fremdem Namen herausgab, und er spielt sie begeistert, vortrefflich. Emilie ist entzükt davon. Kaum kann er an sich halten, sich nicht als Verfasser anzugeben. Er sieht den Prinzen auf der Parade; ein schöner Mann. Glaubt, von ihm fixirt worden zu seyn. Ueber die Einbildung. Leichtgläubigkeit.
Vierzehntes Kapitel.
Kommt täglich in’s Haus. Phantasirt; bringt einige Lieblings-Wendungen öfters an, und Emilie | erkennt ihn darauf als ihren Componisten, neue Freude und Bewunderung seiner Bescheidenheit. Bemerkungen über gewisse eigne Formen jedes Componisten.
Funfzehntes‡ Kapitel.
Kömmt eines Tags nach Hause und findet eine Einladungs-Karte des Prinzen. Angenehmer Zirkel. Der Prinz kommt ihm mit Herzlichkeit entgegen. Mißtrauen von ihm. Schöne Bemerkungen des Prinzen über die Behandlung der Künstler.
Sechszehntes‡ Kapitel.
Wird unwillkührlich vom Prinzen angezogen; theilt seine Zeit zwischen E: und P. Er und Emilie werden täglich inniger; doch hat er es noch nie gewagt, von der Redoutenscene zu sprechen. Noch trägt er seine Lila-Schleife auf der Brust. Durch Zufall bekommt E. diese zu sehen; erkennt in ihm ihren Retter, ist überwunden von Liebe. Erklärung &c. Langweilige Liebes-Scene. –
Siebzehntes Kapitel.
Vater und Mutter bemerken und freuen sich darüber; nur wünschen beide, daß er das unstäte Künstler-Leben verlassen, und um Civil-Dienst nachsuchen solle. Unschlüssigkeit von ihm. Bestür|mung der Andern, selbst Dihls, der ihm alles Unangenehme vorrechnet. Unerwartet erhält er einen Antrag des Prinzen, als Gesellschafter bei ihm zu bleiben.
Achtzehntes Kapitel.
Er entdeckt dieses E., und da sie in ihn dringt, es anzunehmen, sagt er ihr die Redouten-Geschichte. Doch selbst diese macht Mutter und Vater nicht abwendig. – Eitelkeit der Weiber, selbst der besten im vollem Glanze. Entschluß es anzunehmen.
Neunzehntes Kapitel.
Neue Verhältnisse. Hofleben. Umgekehrtes Verhältniß zwischen Felix und den Künstlern. Seltsame Urtheile der Letztern über ihn qua Dilletant.
Zwanzigstes Kapitel.
Je mehr seine Anhänglichkeit an Emilien wächst, die eine Seele, ein Gedanke mit ihm zu seyn scheint, in künstlerischer Hinsicht, je sehr verschiedenen Weg gehen ihre Lebensansichten. Sie, die voll Trugschlüsse, Halb-Wahrheiten sich selbst fröhnend zu täuschen sucht. Er voll Reinheit und heftiger Rechtlichkeit. Seltsames unheimliches Gefühl, das sich zwischen Beide stellt.
|
Ein und zwanzigstes Kapitel.
Der Prinz hält sich fern. Dario ist kalt und trocken; aus italienischer Familie. Mathematikus, Verächter der Musik. Atheist, unter der Maske des strengsten Ernstes, in dem zuweilen eine teuflische Glätte und Gewandheit anzieht. Wie die Klapperschlange, zieht er selbst Felix an sich, der ihn gegen Dihl, welcher ihn durchaus nicht leiden kann, immer vertheidigt.
Zwei und zwanzigstes Kapitel.
Unbehagliches Gefühl, das sich endlich in Felix erzeugt. Er fühlt sich nicht an seinem Platze. Launige unglückliche Stimmung, bald ausgelassen toll, bald in tiefste schwärzeste Melancholie versunken; gänzlich unfähig zu arbeiten. In diese Epoche fällt der Traum.
Drei und zwanzigstes Kapitel.
Angesponnenes Verhältniß indessen, zwischen Emilie und dem Prinzen. Die schwache Mutter begünstigt es, der Vater, ein heiterer Lebemann, bemerkt es nicht genug und zu leicht. Endlicher Entschluß Felix, diese Bahn und alles zu verlassen, und wieder der Kunst sich zu weihen.
Schluß. Letzter Wille des Künstlers.
[Randbemerkungen beim Entwurfe des Plans zu Tonkünstlers Leben.]‡
Bekanntschaft Dihls. Thüre zuschlagen; es fällt Jemand die Treppe herunter und auf ihn, rafft sich schnell auf, umarmt ihn auf’s Feurigste, dankt für das Glück, das er gehabt, auf Felix zu fallen. „Mein Herr, sind Sie toll, oder halten Sie mich für einen Narren? Wer sind Sie?“ „Ach, ich ich bin gar nichts, aber darf ich fragen wer Sie | sind?“ Ich, seufzend, auch eigentlich nichts. Doch nennt man gewöhnlich Leute meines Gleichen Künstler. Ich mache auch Kunststücke; z. B. einen Verleger zum Bezahlen zu bringen und dergleichen – wenn es Ihnen gefällig ist, fangen wir gleich bei dem zweiten Jahre unsrer Bekantschaft an &c.
Kapellmeister Strich, der Alles streicht.
Zischen aus dem – –er Parterre.
Die krittelnden Hörer, die endlich ihre Ohren zu einer Art von Skeletir-Werkzeugen geformt hatten, wo das Empfangene augenblicklich des Blüthenstaubes beraubt, auf Mark und Knochen durchwühlt wird, um sich dann später gelegentlich allenfalls beim Zahnstochern einem gründlichen wohl erlaubten Enthusiasmus zu überlassen, oder wenn es nöthig, ihn erst selbst zu arrangiren.
Italienische Cadenzen, ein Gerüst, an das der Sänger seine besten Pretiosen hängen kann, und sie nach Wohlgefallen schmückt. Das schwarze Gerüst bei einer Illumination.
|Kapitel mit Notenbezeichnungen [Notensystem mit c und Notensystem mit h] &c., die am Ende wenn er sein Leben überblickt, in einen Choral-Schluß endigen, und vorher einen Cirkel-Canon bilden, der vor- und rückwärts dasselbe giebt. Bild des menschlichen Lebens überhaupt.
Mein Styl kommt mir bunt, und weil er oft seinen Gegenstand erschöpfen möchte, etwas preciös und bombastisch vor. Doch kann ich mich nicht von ihm trennen, so sehr ich eines Göthe, Schlegel, &c. Klarheit ehre und innig liebe. Es mag vielleicht just das Musikalische in mir seyn. Die vielen bezeichnenden Beiwörter sind fast das, was das Instrumentiren einer musikalischen Idee ist, von der ich mir bewußt bin, sie ganz so wirkungsvoll, als ich mir sie denke, wieder geben zu können, was mir aber beinahe nie von den Ideen gelingt, die ich durch die Sprache dem zweiten verdeutlichen möchte.
Das Schwerste ist, den Beifall der Thoren zu | ertragen, und man kann sich geduldig auspfeifen lassen, während man bei den Bravo des Unverständigen ihn gern hinter die Ohren schlagen möchte. Wer das verwinden und hinunterschlucken kann, hat es schon weit in der Selbstverläugnung und Weltklugheit gebracht, und ich gratulire.
Bezeichnung gewisser Kunst- und Zeit-Epochen, durch sich überall ähnliche Formen und Gebräuche im Leben und der Kunst. Beinahe auf einige Takte, Verse und Cäremonien zu reduciren, z. B. erste Epoche, vor Luthers Zeit. Durch scharfe Zeichnung, kurz halb Carricatur deswegen. Alles Alte steif und ehrenfest, pedantisch die Reifröcke. Tänze eben so. Das Eckigte und Hölzerne, Spitzige, wie die alten Kommoden, und die Guiguen, Sarabanden &c. im Gegensatze.
Zweite Epoche. Von den meist bachantischen, wollüstigen, übermüthigen Tänzen.
Kurze Epoche mit Geßner &c., von Pleyel und zum Theil Haydn. Schein von Unverständlichkeit Klopstocks und Mozarts.
|Dritte Epoche. Schnelle Kriege, Schnelle Tempo’s, Vorstellung des alten und neuen Allegro, wie sie an einander vorbeilaufen. Mystik und Romantik in der Dichtkunst und Musik. Komisches Beispiel Isegrim.
Apparat
Zusammenfassung
erweiterter zweiter Plan zum Roman; umfasst 23 Kapitel mit zahlreichen Randnotizen
Generalvermerk
vgl. Entwurf
Entstehung
24. September 1812 (laut TB)/ 7. Dezember 1816 / 27. Januar 1817 (laut A)
Überlieferung
Themenkommentare
Textkonstitution
-
„Funfzehntes“sic!
-
„Sechszehntes“sic!
-
„… Plans zu Tonkünstlers Leben .]“Die Randnotizen wurden von Hell separat vom Text und zusammengefasst mit den Notizen zum ersten Plan ediert; vgl. Randnotizen zu Fragment X – Erster Plan (Entwurf und Erstdruck) sowie Entwurf zum Zweiten Plan